Touchdown auf frischem Grün
»Lions«
werten Ratzelstadion auf, beenden Saison und
verpassen Aufstieg nur knapp
»Wasser marsch!«
hieß es am letzten Augustwochenende auf dem Sportplatz an der Ratzelstraße. Als
pünktlich 12 Uhr auf der Trainings- und Spielstätte der Leipzig Lions die neue Beregnungsanlage feierlich angestellt und
eingeweiht werden soll, rieselt es aber nicht nur aus den 32 Bewässerungspunkten in der Erde, sondern auch von oben, gibt
es reichlich Nass. Davon lassen sich jedoch weder Vereinsgäste, noch Cheerleader und erst recht nicht die hünenhaften
Footballer beeindrucken. »The Show must go on«
, scheint das Motto des Tages zu sein. Schließlich ist die
Fertigstellung und Inbetriebnahme der 17.000 Euro teuren Anlage ein echter Grund zum Feiern.
»Ein Jahr haben die Planungen und Vorbereitungen gedauert«
, berichtet
»Lions«
-Präsident Edgar Schleinitz. »In den vergangenen Jahren war der Rasen am Ende der Saison
hinüber. Das Gras war braun, der Boden knochenhart - in unserem körperbetonten Sport war das Verletzungsrisiko damit noch
höher, als ohnehin«
, erklärt der ehemalige Spieler, die unbedingte Notwendigkeit der Investition. Während das
Geld aus Fördertöpfen von Kommune und Land stammt, legten bei der Realisierung viele ehrenamtliche Helfer mit Hand an: Der
Brunnen musste gebohrt und ausgeschachtet, anschließend die Leitungen verlegt werden.
Seit die »Exoten«
unter den Leipziger Sportvereinen das Ratzelstadion übernommen haben, versuchen sie
es sukzessive aufzuwerten. Drei Jahre trainieren die »Lions«
nun schon in Grünau - 2010 wurden auch die
Heimspiele hier ausgetragen. Zuvor pilgerte der Verein von Stadtteil zu Stadtteil. Eddie, wie sie ihren Präsi alle nennen,
erinnert sich noch sehr gut an die chaotischen Anfänge vor 18 Jahren: »Wir mussten ständig umziehen, sind in
Leutzsch, Gohlis und diversen anderen Stadien untergekommen - manchmal hatten wir nur einen Container als
Umkleide.«
Er war von Beginn an dabei, eine Linebacker-Legende, ein echtes Urgestein.
Seit 2008 hat der sympathische Mittdreißiger die Schulterpolster mehr oder weniger an den Nagel gehängt und nimmt mit
seinen Footballern Kurs auf die 1. Bundesliga. »Diese Saison hat es leider noch nicht zum Aufstieg
gereicht«
, meint er bedauernd. Nur knapp am Rivalen - den »Royals«
aus Potsdam - gescheitert,
dürfen sich die »Lions«
als Vizemeister 2010 der Regionalliga Ost betiteln. Kein Grund zur Trübsal -
schon gar nicht für die Fans. Denn die meisten der durchschnittlich 400 Zuschauer betrachten ein Footballspiel ohnehin eher
als familiäres Happening denn als verbissenen Wettkampf.
Dafür tut der Verein aber auch Einiges: Hüpfburg für die Kleinen, Speis und Trank sowieso und die obligatorischen
Darbietungen durch vereinseigene Cheerleader - die ganz nebenbei bemerkt nicht als Bespaßung und Pausenfüller dienen,
sondern im Winterhalbjahr sehr erfolgreich an diversen Titelwettkämpfen teilnehmen - machen jede Begegnung zum Event. Das
Konzept für zwei bis drei Stunden pro Spieltag kommt an. »Bislang sind sie alle wiedergekommen«
, strahlt
Jens Braband. Für den 32-Jährigen, der seit acht Jahren im Verein spielt, ist es genau diese Mischung, die den Reiz am
Football ausmacht und außerdem: »sehen die Spieler einfach verdammt cool aus ...«
Die coolen Jungs haben nun erst einmal spielfrei, während ihre weiblichen Vereinskollegen richtig durchstarten. Ausruhen
können sie sich dennoch nicht. Bis April 2011 wird wöchentlich zweimal trainiert und dann möchten die »kleinen
Kollegen«
der amerikanischen Footballprofis natürlich deren Ligabetrieb verfolgen. Am ersten Sonntag im Februar
steht letztlich der »Superbowl«
an. Das Highlight der amerikanischen Liga schauen sich die
»Lions«
immer gemeinsam im Vereinshaus an der Ratzelstraße an. Neugierige sind gern gesehen und herzlich
willkommen.