Zwischenstand am S-Bahn-Gleis
Bürgerinitiative bei Aktionen beteiligt - Zweckverband mit Ersatzkonzept zufrieden
Um die S-Bahn-Linie 1 ist es ruhiger geworden. Das wundert nicht: Sie fährt schließlich seit Ende April nicht mehr, bis Ende 2013 ist der Betrieb ausgesetzt. Für die Bürgerinitiative, die engagiert und doch erfolglos für den Erhalt gekämpft hatte, gilt es nun, mit der neuen Stille umzugehen. Dass die Mühen auch ohne S-Bahn fortgesetzt werden, zeigen zwei aktuelle Aktionen mit Beteiligung der Initiative. Am 27. August fand eine Putzaktion am Gleis statt, außerdem sollte eine Fragebogenerhebung im Rahmen des Parkfestes die Konsequenzen der S-Bahn-Einstellung beleuchten.
Entwarnung gibt es für Kürzungen bei den Ersatzleistungen. Der verantwortliche Zweckverband ZVNL hatte beim Start der Linie 80E bis Lausen und dem zweiten Bus auf der Grünolino-Linie 66 gleichsam angekündigt, dass dieses Maßnahmenpaket flexibel ist und bei mangelnder Nutzung entsprechend gekürzt werden könne.
Dies stehe ZVNL-Vizegeschäftsführer Christian Wolff zufolge aktuell nicht zur Debatte: »Wir sind mit der Nutzung zufrieden.«
Allerdings sei diese Einschätzung zunächst nicht durch statistische Erkenntnisse gesichert. »Dieser Zustand muss sich erst einpegeln«
,
sagt Wolff und datiert eine Überprüfung auf Ende des Jahres. LVB-Planer Ekkehard Westphal teilt die Einschätzung, allerdings hätten auch die LVB bisher
keine Erfolgskontrolle in Linie durchgeführt. Im Gegensatz dazu erwarte man die Ergebnisse einer Befragung, die vor kurzem im Grünolino stattgefunden
habe.
Indes ist klar, wer neuer Chef beim ZVNL wird, nachdem Andreas Glowienka den Verband Ende September verlässt. Ihm folgt ab November der Politologe Oliver Mietzsch, der derzeit für den Deutschen Städtetag tätig ist und insbesondere zu infrastrukturellen Belangen arbeitet und publiziert.
Reinhard FrankeUmfrage
Außerdem wurde im Rahmen des Schönauer Parkfestes eine Befragung durchgeführt, mit der die Urheber die Konsequenzen der S-Bahn-Aussetzung festhalten
wollten. Nach Informationen der Bürgerinitiative kamen 162 Fragebögen zusammen, die Auswertung liegt »Grün-As«
vor. Angemerkt werden
muss, dass es sich nicht um eine repräsentative Stichprobe handelt und die Aussagekraft beschränkt ist.
Aus wissenschaftlicher Sicht sind Hochrechnungen weder auf »den durchschnittlichen Grünauer«
noch auf »den ehemaligen
S-Bahn-Nutzer«
möglich. Erkenntnisse aus dem gewonnenen Material sind eigenen Berechnungen zufolge:
Der Anteil der Autonutzer stieg um 14 Prozentpunkte von 21,6% auf 35,8% der Befragten. Der Anteil der LVB-Nutzer stieg um 16 Prozentpunkte von 48,2% auf
64,2% der Befragten. Zwei Drittel der Befragten gab an, längere Fahrzeiten zu haben. Jeder Fünfte gibt an, keine Veränderungen bei Fahrzeit und
Unsicherheit wahrzunehmen. 46% der Befragten glauben an die Rückkehr der S-Bahn, fast ein Drittel dagegen nicht (Rest »Weiß nicht«
).