Grün-As
Leipzig Grün-As Stadtteilmagazin

Orte der Völkerschlacht rund um Grünau

Jeder Leipziger kennt sie: die Orte der Völkerschlacht. Vorrangig natürlich im süd-östlichen Stadtgebiet gelegen. In Markkleeberg, Probstheida, Wachau, Liebertwolkwitz und Stötteritz stolpert man alle Nase lang über Zeugen der Geschehnisse vor nunmehr 200 Jahren. Aber es gibt sie auch im Westen. Weniger auffällig und darum vielleicht oft unbeachtet. »Grün-As« hat sich auf Spurensuche begeben.

Dass sich in Grünau selbst keine Zeugen der einstigen Schlacht befinden, mag angesichts der Tatsache, dass der Stadtteil als solches natürlich nicht existierte, nicht verwundern. Nimmt man es ganz genau, so kann man lediglich die Dörfer Schönau und Lausen als »Vorgänger« des heutigen Grünaus bezeichnen. Die beiden Orte kamen während der Kriegswirren anscheinend ganz glimpflich davon.

Schönau wird im Zusammenhang mit dem österreichischen General Gyulai, der am 18. Oktober Stellung zwischen Schönau und Kleinzschocher bezog, lediglich am Rande erwähnt. Wo genau sich diese befand, kann man freilich nur mutmaßen. Den Gasthof Lausen soll wiederum laut einer Ansichtskarte, die sich im Eigentum des Stadtgeschichtlichen Museums befindet, am 18. und 19. Oktober des Jahres 1813 das französische Corps von General Bertrand auf seinem Rückzug passiert haben.

Als relativ sicher gilt also, dass der Rückzug zumindest von einem Teil der napoleonischen Truppen von Lindenau nach Lützen über diese Flur geführt haben muss. Vielleicht nutzte man die historische Alte Salzstraße, die heute quer durch Grünau führt oder aber die Via Regia, die seit jeher eine wichtige inner europäische Verbindung darstellte, quer durch Leipzig verlief und im Westen über Lützen nach Naumburg führte - die heutige Lützener Straße.

Im Markranstädter Gasthof »Zum Rosenkranz« soll der selbst ernannte französische Kaiser denn auch am 19. Oktober genächtigt haben. Zuvor - ebenfalls am 19. Oktober hielt er sich kurzzeitig nachweislich in der Lindenauer Mühle auf. Dieses Gebäude steht noch immer in der heutigen Zschocherschen Straße. Lindenau als direkt angrenzender Stadtteil Grünaus war aber nicht nur durch die eigentlichen Kampfhandlungen zwischen dem 16. und 18. Oktober betroffen. Bereits im Mai 1813 wurde das Dorf massiv durch französische Truppen geplündert, sechs Häuser wurden infolge von Brandschatzung komplett zerstört.

In den Oktobertagen befand sich im Ort ein 10.000 Mann starkes französisches Corps unter Bertrand. Um Napoleon den Durchbruch nach Westen zu vereiteln, wurde seitens der Verbündeten eine österreichische Armeeabteilung unter General Gyulai nach Lindenau geschickt. Es kam zu einem Gefecht. Bertrand konnte seine Stellung behaupten. Auf der Seite Gyulais fielen 2000 Mann. Am 17. Oktober gab Napoleon Bertrand den Befehl zum Rückzug, der sich bis zum 19. Oktober hinzog.

An diese Geschehnisse in Lindenau, Plagwitz, Leutzsch und Kleinzschocher erinnern bis heute insgesamt fünf Apelsteine.

  • Apelstein 22 - Saalfelder Straße 29 erinnert an General Graf Gyulai und sein III. österreichisches Corps mit 17.000 Mann.
  • Apelstein 23 - Karl-Heine-Platz erinnert an General Bertrand und sein IV. Corps mit 10.000 Mann
  • Apelstein 24 - Hans-Driesch-Straße / gegenüber Benediktusstraße erinnert an Prinz von Hessen-Homburg und der I. Colonne vom III. österr. Corps.
  • Apelstein 26 - Antonien-/Wachsmuthstraße erinnert an Fürst Moritz Liechtenstein und seine I. österr. leichte Divison mit 5.500 Mann.
  • Apelstein 35 - Enders-/Schadowstraße erinnert an Marschall Mortier und die I. und II. Division der französischen jungen Garde mit 10.000 Mann

Ein anderes Denkmal befindet sich ebenfalls in der näheren Umgebung Grünaus und ist bedeutend auffälliger: Das so genannte Österreicher-Denkmal. Der überlebensgroße Doppelkopfadler an der Antonienstraße im Stadtteil Schleußig wurde 100 Jahre nach der Völkerschlacht zu Ehren der gefallenen österreichischen Kämpfer an authentischer Stelle eingeweiht.

Nicht weit von diesem imposanten Mahnmal entfernt, ist von heroischen Taten und glorreichen Siegen wenig zu spüren. Im so genannten Körnerhaus in der Dieskaustraße in Großzschocher wurde der schwer verletzte Kämpfer des Lützower Freikorps und bekannte Dichter Theodor Körner nach einem Überfall in Kitzen am 18. Juni 1813 eine Nacht lang gepflegt.

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