Mit der S1 nach Wurzen
Teil 5 - Über Stötteritz nach Borsdorf
In unserer kleinen Serien fahren wir mit der S-Bahn von Grünau nach Wurzen. In den ersten vier Teilen ging es von Grünau, über Plagwitz und Markt zum Völkerschlachtdenkmal. Diesmal geht es weiter nach Borsdorf.
Stötteritz
Auch der Haltepunkt in Stötteritz wurde erneuert und liegt nun direkt an der Stötteritzer Straße und Papiermühlstraße. Hier ist die Grenze zwischen Reudnitz und Stötteritz. Man kann in die Tram Linie 4 und den 70er Bus umsteigen.
Als der Verleger Herrmann Julius Meyer mit seinem »Verein zur Erbauung billiger Wohnungen«
in Leipzig vier Wohnanlagen errichtete, entstand in der der Hofer Straße in Reudnitz die dritte
dieser Anlagen mit stilistischen Anlehnungen an die deutsche Renaissance. Wie auch die anderen Anlagen in Lindenau, Eutritzsch und natürlich unserem »Meyersdorf«
am Rande Grünaus, gehören die
Häuser der Stiftung Meyer'sche Häuser. Max Pommer, Architekt und Bauunternehmer, der die vier Wohnanlagen in Leipzig errichtete galt als Pionier des Stahlbetonbaus. Er wurde auch Vorstandsmitglied und
Schatzmeister der Stiftung, da Meyers Kinder wenig Interesse zeigten.
Und wenn man schonmal da ist, kann man sich auch die Stötteritzer Straße 26 angucken. Dort hatte das Johanishospital zu Leipzig-Thonberg im Jahre 1912 eine Erweiterung - genannte »Zweiganstalt
II«
- errichtet. Diese galt damals als größtes Altenheim. Heute trägt die Einrichtung den Namen Martin Andersen Nexö und gehört wie das Altenheim »Goldener Herbst«
- wo unsere Fahrt
begann - zur »Städtischen Altenpflegeheime Leipzig gGmbH«
.
Anger-Crottendorf
Hier teilte sich die Strecke früher. Über ein Überwerfungsbauwerk ging es zum Viadukt nach Sellerhausen, dann weiter zum Volkspark an der Torgauer Straße und schließlich zum Hauptbahnhof. Diese Strecke
wurde stillgelegt und soll nun eventuell der »Parkbogen Ost«
werden - ein Rad- und Fußweg. Die S-Bahn fährt nun mit einem Schlenker nach links, unter dem nicht mehr vorhandenen
Überwerfungsbauwerk, nach rechts auf den Güterring.
Gleich danach befindet sich der neue Haltepunkt »Anger-Crottendorf«
. Dort möchte man niemanden besuchen - die Station liegt direkt am Südfriedhof. Vielleicht ist deshalb auch kein
Fahrkartenautomat vorhanden.
Gleich neben dem Friedhof entsteht, wie auch im Grünauer WK 7, ein »Urbaner Wald«
. Früher befand sich auf dem Areal eine Gärtnerei von Leipzigs bekanntesten
Blumenhändlern. Die Gewächshäuser wurden damals mit einer Warmwasserheizung aus eigenem Heizkraftwerk geheizt. Die Familie Hanisch verkauft seit 177 Jahren und in sechster Generation Blumen.
Auf dem Güterring - dort bewegen sich größtenteils Güterzüge an den Bahnhöfen vorbei - fährt die S1 nun zum Sellerhausener Gleisdreieck. Dort biegt sie nach rechts ab, bleibt aber auf dem Güterring.
Eine neue Trassierung auf die Zugstrecke Leipzig-Dresden, die jetzt parallel läuft, wurde aufgegeben. So fährt der Zug an der Station »Paunsdorf«
vorbei. Geplant ist nun auf dem Güterring
einen kleinen Haltepunkt zu bauen.
Engelsdorf
Der Engelsdorfer Bahnhof liegt direkt am P.C. Paunsdorf Center und Sächsischen Staatsarchiv. Dort treffen Engelsdorf, Paunsdorf und Sommerfeld aufeinander. Man kann in die Tram Linie 3 umsteigen - die hier leider auch nur alle halbe Stunde fährt - und in einige Buslinien. Die Station hat zwei Außenbahnsteige mit Treppen und Fahrstuhl direkt an der Brücke der Hans-Weigel-Straße.
Am selben Bahnsteig fahren außerdem Regionalzüge: Man kann in Engelsdorf in den RegionalExpress nach Dresden umsteigen. Dieser fährt über Wurzen, Oschatz, Riesa und Weinböhla in die Landeshauptstadt. Außerdem fährt noch eine RegioBahn in Richtung Meißen. Erstmal geht es nach Grimma. Einige Züge fahren nach Döbeln weiter - aber mit Schienenersatzverkehr zwischen Großbothen und Leißnig. Einige Züge fahren dann nach Nossen weiter und neun Züge am Tag nach Meißen.
In Engelsdorf endet die Tarifzone 110 des MDV. Wenn man von der Miltitzer Allee aus losgefahren ist, wäre nun auch das Stundenticket fast abgelaufen.
Borsdorf
Der erste Halt außerhalb von Leipzig ist in Borsdorf in der Tarifzone 168. Die Schienen liegen hier seit dem 12. November 1837. Bekannt ist der Ort durch die Ärztin Margarete Blank. Auch August Bebel und Wilhelm Liebknecht wohnte einst in Borsdorf. Hier halten - wie in Engelsdorf - die RegioBahnen der Strecke Leipzig-Meißen und der RegioExpress Leipzig-Dresden.
Ein auffällig schwarz bemaltes Gebäude am Bahnhof mit lauter Blech-Schildern und Werbelogos ist das private Borsdorfer Tankstellen-Museum. Frank Altner sammelt hier alles, was mit Tankstellen zu tun hat. Von historischen Zapfsäulen bis zum Tank-Fahrrad. Offizielle Öffnungszeiten gibt es nicht, aber man kann Termine vereinbaren oder beim nächsten Sommerfest vorbeigucken.
Lutz Rodenhauser