Perspektiven der S1
Informationsveranstaltung: Zurzeit weder Erhöhung noch Verlängerung geplant
In absehbarer Zeit wird es weder eine Erhöhung des S-Bahn-Taktes auf 15 Minuten noch eine Verlängerung der Trasse nach Markranstädt geben - das die Quintessenz der Diskussionsrunde, zu der die Grünauer SPD und Wolfgang Tiefensee am Abend des 17. November eingeladen hatten.
Fast ein Jahr nach der Wiederinbetriebnahme der S1 am 15. Dezember 2013 war es an der Zeit, sich über die bisherigen Erfahrungen mit der neuen alten Linie auszutauschen und eventuelle Perspektiven auszuloten. Dafür hatte man die Geschäftsführer des Mitteldeutschen Verkehrsverbundes (MDV) und des Zweckverbandes für den Nahverkehrsraum Leipzig (ZVNL) Steffen Lehmann und Oliver Mietzsch aufs ebenerdige Podium gebeten.
Letzterer resümierte zunächst, dass die S1 deutlich besser frequentiert wird, als vor der vorübergehenden Einstellung und begründet dies in erster Linie mit den verbesserten Umsteigemöglichkeiten im neuen S-Bahn-Netz. Fahrgastzahlen hätten ergeben, dass wochentags durchschnittlich 3.500 Menschen täglich die S1 im Abschnitt zwischen Miltitzer Allee und Plagwitzer Bahnhof nutzten. Eine Rechtfertigung für die Takterhöhung sei diese positive Entwicklung dennoch nicht.
Zudem wolle man nicht mit den Leipziger Verkehrsbetrieben in direkte Konkurrenz treten. »Am Ende«
, so Mietzsch »würden wir dabei beide verlieren. Wir setzen eher auf
Abstimmung.«
Dafür wird ihm aus dem Zuschauerraum Kleingeistigkeit vorgeworfen ebenso wie für die nicht in Erwägung gezogene Streckenverlängerung.
Man müsse doch Visionen und Ideen haben, und nicht im Ist-Zustand verharren. An Ideen mangele es laut Mietzsch keinesfalls, aber man brauche auch nicht über ungelegte Eier zu diskutieren. Fakt sei, dass
die Verlängerung der Trasse »einen Haufen Geld«
koste. Geld, das man nicht eben aus dem Ärmel schütteln kann. »Schon jetzt leben wir von der Substanz«
, lässt sich MDV-
Chef Lehmann vernehmen. Er jongliert mit allerlei Zahlen, Finanzierungshilfen aus öffentlicher Hand und wo dieser Geldfluss manchmal versickert und stellt Überlegungen an, wie die stetig wachsende
Kostensteigerung abgefedert werden könnte.
Den Vorschlag von SPD-Stadtbezirksbeirat Frank Uhlemann, führerlose Fahrsysteme - sprich: Bahnen ohne Zugführer und Begleitpersonal - einzusetzen, um Kosten zu sparen, lehnen sowohl Lehmann als auch Mietzsch unisono ab. Natürlich sei das technisch möglich, aber man habe sich ganz bewusst dagegen entschieden. Man wolle weg von der Automaten kultur. Dafür gab es spontanen Applaus der rund 50 Anwesenden - genauso wie für die Aussage, dass man derzeit weit entfernt von einem Bürgerticket sei.
Die ganz große Sensation hatte an diesem Abend wohl Niemand erwartet. Der Nahverkehr in Grünau steht erst im kommenden Jahr wieder auf der Tagesordnung, wenn die Finanzierung des Grünolino ausläuft und über die Fortführung des einzigartigen Projektes verhandelt wird. Spätestens dann wird man auch die Zahlen der S1 wieder zur Hand nehmen.
kmn