Grün-As
Leipzig Grün-As Stadtteilmagazin

Bauen in Leipzig

1945 - 1990

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Stuttgarter Allee (damals Wilhelm-Pieck-Allee) zwischen Schwalbennest und Garskestraße

»... Als Zeitzeuge einer mehr als vier Jahrzehnte währenden Entwicklung der Stadt Leipzig im Zeitraum von 1945 bis 1990 mit all ihren Höhen und Tiefen war es mein Anliegen, besonders die Leistungen derer zu dokumentieren und zu würdigen, die als Bauschaffende unter schwierigen Bedingungen Großes und Anerkennenswertes leisten.
...Bei allem, was kritisch bewertet werden kann, ist es unumstößlich: Die Leistungen, die in diesem Zeitraum von den Bauschaffenden auf dem Gebiet des Städtebaus und der Architektur, zeitbezogen und gesellschaftlich bedingt, erbracht wurde, lassen sich würdig in die Baugeschichte Leipzigs einordnen ...«

»... Für die städtebauliche Entwicklung der Messestadt Leipzig ... wurde diese Ost-West-Achse immer wichtiger. An ihr lagen auch die entscheidenden Standorte für das Wohnungsbauprogramm sowie die vorhandenen und geplanten Arbeitsstättengebiete. Außerdem befanden sich im Bereich der Achse wichtige, intensiv genutzte Erholungsgebiete der Leipziger Bürger, wie Machern, Brandis und Naunhof im Osten und das bereits vorgenannte Kulkwitz im Westen der Stadt ...«

»... Von den Haltepunkten der S-Bahn führen vom KfZ-Verkehr ungestörte Fußgängerbereiche in die Wohnkomplexe. Die zentrale Ost-West-Achse und die Nord-Süd-Fußgängerverbindungen bilden das kompositorische Grundgerüst des Wohngebietes. Insgesamt wurde ein Entwurf vorgelegt, der klar, überschaubar und einprägsam ist – eine Gesamtkonzeption, in der sich die einzelnen Funktionsbereiche wie zum Beispiel Wohnkomplexe, Wohngebietszentrum, Verkehrstrassen, Freizeit- und Erholungseinrichtungen, sowie vorhandene Siedlungen und Parkanlagen logisch einordnen...«

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BCA-Mitarbeiter 1974

»... Die Ausgangssituation 1970 war dadurch charakterisiert, dass die DDR mit etwa vier neu erbauten Wohnungen pro 1.000 Einwohner / Jahr im Vergleich sowohl im Rahmen des RGW als auch gegenüber der BRD weit zurück lag. Und Leipzig lag mit 2,8 WE / 1.000 EW / Jahr sogar noch unter dem DDR-Durchschnitt. Die Stadt Leipzig hatte 1971 einen Bestand von insgesamt 216.550 Wohnungen; davon hatten 95.600 WE (44,1%) Bad bzw. Dusche und nur 103.000 WE (47,7%) ein Innen-WC. Die Wohnungssituation war mit Sicht auf die Bevölkerung von folgenden Indikatoren gekennzeichnet: 2,7 EW je Wohnung / 23,1 qm Wohnfläche je EW / 1,1 Wohnraum je EW / 113 Haushalte je 100 Wohnungen. Gleichzeitig waren Anfang der 70er Jahre 25.000 stark unterbelegte Wohnungen und nur 3.800 stark überbelegte Wohnungen registriert. 73.600 WE (33% aller WE) stammten aus dem 19. Jahrhundert. Davon waren mehr als 45.000 (20% dieser WE) aufgrund ihres Bauzustandes nicht mehr sanierungs- bzw. modernisierungswürdig und sollten abgerissen werden ...«

»... Seit 1979 findet in Leipzig-Grünau eine soziologische Begleitforschung zum Wohnen im Neubaugebiet statt. Unter meiner Leitung und der des damaligen Chefarchitekten der Stadt Leipzig, Horst Siegel, wurde eine Intervallstudie initiiert. ... Inzwischen liegen sieben empirische Erhebungen vor, und zwar aus den Jahren 1979, 1981, 1983, 1987, 1992, 1995, und 2000. Weitere sind in Planung ... Es gab bereits zu DDR-Zeiten negative Vokabeln über das Wohnen in Grünau. – »Schlammhausen« – das sich auf die jahrelangen Probleme mit dem Straßen- und Wegebau bezog, oder »Arbeiterschließfächer« – aufgrund der geringeren Wohnfläche als im innerstädtischen Altbau. Die Wohnung selbst hatte immer einen sehr hohen Stellenwert, bot sie doch Komfort in einer Weise, der sich vom Durchschnittswohnen in Leipzig spürbar abhob ... Vor diesem Hintergrund wird verständlich, warum der Zuweisungsschein für eine Neubauwohnung in Grünau – auf der Baustelle – dennoch so etwas wie ein Sechser im Lotto war, nur vergleichbar mit der Benachrichtigung des IFA-Autohauses ...

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