Neue Ausstellung von Fritz Hundt zeigt »100 Jahre Straßenbahn«
Im Frankenheimer Weg werden Stadtansichten und Bahn-Erinnerungen lebendig
Schon beim Betreten tauchen die Besucher ein in das Projekt Straßenbahn. Hunderte Repros sind auf Wandtafeln drapiert. Fakten. Anekdoten. Kleingedrucktes. »Ist das nicht ...?« »Weißt du noch ...?« »Da bin ich als Kind ...« Gesprächsfetzen aus jeder Ecke des Raumes. Neugierige. Entdecker. Kenner.
Als sie an der prall gefüllten Tafel langsam zu Kaffee und Kuchen übergehen und zur Ruhe kommen, treten Ausstellungsmacher Fritz Hundt und Buchautor Andreas Martin vor die gut 30 Gäste. Nicht nur die gemeinsame berufliche Vergangenheit (Mathelehrer sind sie gewesen) verbindet die beiden Männer. Auch die Liebe zur Geschichte ihrer Stadt.
Und wie alle guten Chronisten sind sie seit Jahren den Grundprinzipien dieser Arbeit verpflichtet: Sammeln – Bewahren – Forschen – Vermitteln. »Schon als Vierjähriger«, plaudert Andreas Martin munter los, »hat mich meine Mutti in der Bahnlinie 7 beim Fahrer abgegeben. Und Omi hat mich an der Endstelle in Empfang genommen.« Kein Knirps, den da nicht die Bahn-Leidenschaft packen würde. Vorn stand er, im Fahrerhaus. Mal gab's ein Bonbon. Mal durfte er sogar klingeln.
»Seitdem habe ich alles über die Straßenbahn gesammelt: Fahrkarten, Tarife, Fotos, Ansichtskarten, Stadtpläne mit der Linienführung...« Heute weiß der 70-Jährige alles über »Die Rote«, »Die Blaue«, »Die Leipziger Außenbahn«. Kennt sich aus mit der Leipziger »Pferdebahn« und der »Elektrischen«. Und ... dass sich deren Wege nicht berühren sollten. Sodass es zeitweilig zu Linienführungen kam, die sich heute kaum noch einer vorstellen kann – Bahnschienen auf dem Brühl zum Beispiel, vor dem Alten Rathaus auf dem Leipziger Markt oder vor der Freitreppe des Neuen Theaters.
Und ... dass die Leipziger Straßenbahn mit einer Spurbreite von 1.458 Millimeter um 23 Millimeter breiter war, als die Regelspur der Eisenbahn. Auf geschmeidig »großem Fuß«. Ergeben hatte sich das aus der Spurweite der Pferdebahn. Und ... wir erfahren, dass Gusskugeln zur Steinzerkleinerung dereinst »tröpfchenweise« ihren Transporter verlassen und ins Gleisbett der Straßenbahn gerollt waren. Deren Spur konnte von der Jahn-Allee bis in den Leipziger Norden nachverfolgt werden.
Dennoch war glücklicherweise nichts Ernstes passiert. Und ... dass nicht das Aufspringen nach dem Anfahren auf die damals noch offenen Plattformen am Ende der Wagen ein Risiko darstellten, sondern das Bremsen war das eigentliche Problem. Und ... wer noch viel mehr wissen möchte:
Silke Heinig