Grün-As
Leipzig Grün-As Stadtteilmagazin

800 Jahre Miltitz

Eine Gemeinde feiert - Teil 2

Es sind nicht die ganz großen Ereignisse, die das Leben der Groß- und Kleinmiltitzer prägen und dennoch sind sie es wert, sie für nachfolgende Generationen nachvollziehbar zu machen und zu bewahren.

Zwei, nein eigentlich drei Ereignisse, zählt man die Eingemeindung mit hinzu, sollen einschneidend für die Geschichte des Ortes werden: Das erste vor rund 100 Jahren war die Ansiedlung der Firma Schimmel & Co. Der Fabrikant baut nicht nur eine große Produktionsstätte im vergleichsweise kleinen Dorf zwischen Leipzig und Markranstädt, sondern sorgt mit seiner Firmenphilosophie für einen wahren Aufschwung. Neben dem Bau eines Bahnhofes und einer Post entsteht auch eine Werksiedlung für seine Belegschaft, die noch heute schön saniert signifikant für Miltitz ist. Zudem verdanken die Dorfbewohner ihrem Mäzän auch den Besuch des Königs im Jahre 1905.

70 Jahre später wird wieder umfangreich auf Miltitzer Flur gebaut – Grünau entsteht und der Ort muss etliche Hektar Land an Leipzig abtreten. Was Viele vielleicht nicht wissen: Das Miltitz von heute umfasst nur noch einen Bruchteil seiner einstigen Fläche. Die gesamte Kirschbergsiedlung gehörte genauso dazu wie große Teile des heutigen Kulkwitzer Sees und das Gebiet, auf dem der WK 7 errichtet wurde. Die Entstehung des riesigen Neubaugebietes hat das Leben in der kleinen Nachbargemeinde verändert.

Die Bewohner profitierten damals wie heute von der Nähe der Großstadt-Infrastruktur, den Einkaufsmöglichkeiten, dem Nahverkehr, der Bildungseinrichtungen. Der Gemeinschaft war diese Nähe aber auch abträglich, wie Heike Fichtner glaubt: »Es ging ein Stück Identität verloren. Es kamen einige neue Bewohner, andere gingen weg. Heute gibt es nicht mehr viele Ur-Miltitzer.«

Nicht nur die Menschen kamen der Gemeinde abhanden. Von ehemals drei Kneipen existieren nur noch die Rosensäle. Geöffnet haben die selten. Bäcker, Fleischer gab es auch mal einige. Jetzt muss man sie suchen. Klar, da ist noch der Mini-Markt als klassischer Anlaufpunkt, wo man mit der Brötchentüte auch den neuesten Klatsch mit nach Hause nimmt. Dörfliche Gemeinschaftsaktionen wie Feuerwehr- oder Kinderfeste hat es jedoch schon lange Jahre keine mehr gegeben. Es fehlt an Gelegenheiten, sich zu sehen, auszutauschen oder gar erst kennen zu lernen.

Das soll sich nun ändern. Mit der Festwoche Ende August hat der Heimatverein einen guten Neustart der Dorfaktivitäten hingelegt. »Wir sind von der Resonanz der Miltitzer begeistert«, freut sich Heike Fichtner. Die anfänglichen Bedenken, man könne zu den vielfältigen Veranstaltungen gar alleine dasitzen, haben sich als völlig abwegig herausgestellt. Das entschädigt die Aktiven für zahllose ehrenamtliche Arbeitsstunden und schlaflose Nächte. Die wird es sicher noch öfter geben, denn Pläne haben die Heimatfreunde noch etliche und vielleicht winkt ihnen ja am Ende die Belohnung als »echte Miltitzer« anerkannt zu werden.

Weiter>>>
Karte