Drei neue Flüchtlingsunterkünfte für 212 Personen
Im November kommen die ersten 40 Asylbewerber
Die Nachricht kam nicht unerwartet. Mit Zuspitzung der Flüchtlingskrise und einer immer wieder nach oben korrigierten Anzahl von Asylbewerbern, die nach Leipzig delegiert wurden und werden, suchte das zuständige Sozialamt händeringend nach möglichen Unterkünften. Möglichst in kommunalem Besitz, möglichst schnell nutzbar, möglichst über das gesamte Stadtgebiet verteilt und nicht zuletzt möglichst keine Turnhallen und keine Zeltstadt.
Vorbei die Zeiten, in denen man vor Inbetriebnahme die Anwohner um ihre Meinung fragte. Aus internen Kreisen war immer wieder zu vernehmen: »Darauf können wir beileibe keine Rücksicht mehr nehmen.
Was sich bietet, nehmen wir.«
Eine Stadt in Not, eine Verwaltung, die fieberhaft nach Lösungen suchte und auch fand.
Am 2. September wurden sie öffentlich gemacht: 20 neue Unterkünfte für Geflüchtete wird Leipzig in den kommenden Jahren öffnen – drei davon in Grünau – zwei in leer stehenden ehemaligen Kitas im WK 8.
Beide werden erst im kommenden Jahr bezogen – der Deiwitzweg 1 ist für 88 Flüchtlinge vorgesehen, die Liliensteinstraße 1 für 84. Diese Information war nicht ganz neu. Seit dem Wegzug der Caritas, wurde gemunkelt, dass deren altes Domizil zu einem Heim für Asylbewerber umfunktioniert wird. Auch der Deiwitzweg war schon länger im Gespräch. Nachfragen beim zuständigen Projektleiter Asyl Christian Walther blieben mehrfach und bis heute unbeantwortet.
Sozialbürgermeister Prof. Thomas Fabian lieferte dafür auch die passende Begründung: Wann, so fragt er in die Presserunde im Rathaus, sei der beste Zeitpunkt zu informieren? Tut man es zu früh, wird kritisiert, dass es noch zu viele Unklarheiten gäbe. Umgekehrt hieße es, man stelle die Bevölkerung vor vollendete Tatsachen. Man hat sich nun für die letztere der beiden Varianten entschieden – sicherlich auch, um kleckerweisen Protest zu vermeiden. Die Taktik scheint zu funktionieren: Der große Aufschrei blieb aus. Die Bewohner beinah aller Leipziger Stadtteile bekommen nun neue Nachbarn.
Für Grünau ist es bereits im November so weit. Auf dem Gelände der Robert-Koch-Klinik wurde die leer stehende Haus 10 hergerichtet. Wer sie betreiben wird, war leider nicht in Erfahrung zu bringen. Sicher ist: 40 Menschen werden im kommenden Monat dort zunächst untergebracht, bevor sie nach einem Vierteljahr eine eigene Wohnung beziehen können. Das zumindest ist der Plan.
Dezentrales Unterbringungskonzept nennt es die Kommune. Dazu hat sich Leipzig vor drei Jahren bekannt, daran will man festhalten. Unklar ist allerdings, ob sich dieser hehre und humanitäre Ansatz angesichts steigender Flüchtlingszahlen und der auch ansonsten enormen Zuzüge in die Messestadt realisieren lässt. Bereits jetzt gilt die Lage auf dem Wohnungsmarkt in einigen Gebieten als angespannt.
Günstigen und freien Wohnraum findet man hingegen noch in Grünau. Ein Grund, warum schon heute viele Asylbewerber hier dezentral untergebracht sind. Wie viele genau, ließ das Sozialamt genauso unbeantwortet wie die Frage, nach eventuell weiteren möglichen Standorten im Stadtteil, die auf eine Unterbringung geprüft wurden und werden.
Eine davon ist die Turnhalle auf dem Gelände der Freien Schule an der Alten Salzstraße. Bei einer Begehung wurde sie als mögliches Objekt auf die Liste der Notunterkünfte gesetzt. »Für die
Schublade«
, wie Sozialamtsleiterin Martina Kador-Probst betont. Man wolle künftig auf alle Eventualitäten vorbereitet sein.