Grünauer Markt-Plätze
Konsum schließt und REWE baut
Fragt man die Grünauer nach den Vorteilen ihres Stadtteils, ist eines der Argumente garantiert die gute Nahversorgung. In der Tat mangelt es Grünau nicht an Einkaufsmöglichkeiten. Insgesamt 20 Lebensmittelmärkte und derzeit noch zwei große so genannte Vollsortiment-Märkte stehen den rund 41.000 Bewohnern für den Einkauf zur Verfügung.
Vor allem in den einst eigens dafür angelegten Nahversorgungszentren in den einzelnen Wohnkomplexen und an den großen Peripherie-Straßen kann man schon beinah von einer Überversorgung sprechen, befinden sich doch mancherorts gleich mehrere verschiedene Einzelhandelseinrichtungen in unmittelbarer Nachbarschaft. Was die Kunden freut, bedeutet für die Unternehmen nicht selten knallharten Konkurrenzkampf.
Der Konsum Leipzig hat diesen zumindest an zwei Grünauer Standorten verloren. Zum 1. Januar wurde bereits die Filiale Alte Salzstraße im WK 2 geschlossen. Eine weitere an der Stuttgarter Allee wird
voraussichtlich zum 1. Juni dicht gemacht. »Wir prüfen unser Filialnetz von Zeit zu Zeit auf seine Wirtschaftlichkeit. Diese Analyse ergab, dass eine Fortführung der stark defizitären Filiale in der
Alten Salzstraße die Gesamtrentabilität des Konsum Leipzig gefährdet«
, begründet Matthias Benz, Abteilungsleiter Marketingkommunikation die Schließungen.
Der Markt Stuttgarter Allee weise demnach ein »ebenfalls stark negatives Betriebsergebnis«
auf. Entwarnung gab es allerdings für die Filialen am Rande Grünaus. Sie sollen in jedem Fall
fortgeführt und sukzessive aufgefrischt werden. Die kleine Einrichtung in der Ratzelstraße, die genau genommen nicht mehr zum Stadtteil gehört, wurde erst vor Kurzem umgebaut. Vor mittlerweile zehn Jahren
wurde die Filiale in der Miltitzer Allee modernisiert. Beinah ursprünglich ist die Konsum-Kaufhalle in der Jupiterstraße – allerdings ist sie seit der Schließung des REWE-Marktes vor einigen Jahren nahezu
konkurrenzlos und kann sich nicht zuletzt deshalb auch behaupten.
Kritiker werfen dem Leipziger Vorzeige-Unternehmen vor, durch eigenes Verschulden in der Grünauer Einzelhandels-Konkurrenz nicht mithalten zu können. Der Konsum hätte zu lange darauf vertraut, dass vor allem ältere Menschen aus reiner Gewohnheit oder aufgrund fußläufiger Erreichbarkeit die Märkte ansteuern. Ein Blick in andere Stadtteile untermauert diese These.
Während Konsum-Filialen in ganz Leipzig äußerst attraktiv und gut sortiert daherkommen, boten sie in Grünau einen ziemlich desolaten An- und Einblick. Einen Umbau habe man jedoch nicht in Erwägung gezogen,
wie Matthias Benz erklärt: »Eine Modernisierung hätte nicht für die notwendigen Umsätze für einen nachhaltig wirtschaftlichen Standort gesorgt.«
Mag sein, dass Grünau im Schnitt nicht das einkommensstärkste Klientel zu bieten hat. Dass aber auch hier höherpreisiges Sortiment nachgefragt wird, beweist die Strategie der REWE-Group, die im ähnlichen Preissegment wie der Konsum anzusiedeln ist. Über fehlende Kundschaft können sich REWE-Märkte zumindest nicht beschweren. Folgerichtig denkt das Unternehmen gar nicht daran, sein Filialnetz auszudünnen.
Im Gegenteil: REWE baut neu und innovativ an zwei seiner bisherigen Standorte – in der Grünauer und der Miltitzer Allee. Bereits im November schloss die Filiale im WK 1 und Ende Februar die im WK 8. Anstelle dieser beiden jahrzehntealten Märkte, sollen noch in diesem Jahr so genannte Green Buildings mit einer Investitionssumme von insgesamt beinah zehn Millionen Euro entstehen, die nicht nur schick anzusehen sind, sondern darüber hinaus auch deutlich energieeffizienter arbeiten.
Doch zurück zum Konsum: Erfreulich ist sicherlich, dass es zu keinen Kündigungen von betroffenen Mitarbeitern kam und kommen soll. Als positiv ist auch der Versuch zu werten, die entstehenden Lücken im Nahversorgungsnetz mit einem Lieferservice zu schließen. Bleibt die Frage, was mit den leer werdenden Gebäuden geschehen soll.
Seit geraumer Zeit ist das Amt für Stadterneuerung und Wohnungsbauförderung (ASW) um eine Kommunikation mit dem Konsum bemüht. Vor allem im Quartierszentrum WK 2 an der Alten Salzstraße, wo das Unternehmen
Immobilien auf städtischem Grund und Boden besitzt, konnte man noch keine Einigung erzielen. »Derzeit laufen Gespräche in verschiedene Richtungen. Hier ist der Konsum völlig ergebnisoffen«
,
lässt das Unternehmen wissen.
Die für Grünau zuständige ASW-Mitarbeiterin Juliana Pantzer sieht indes in den leeren Gebäuden an gerade diesen Standorten erhebliches Entwicklungspotenzial: »Wir sind sehr an den Objekten
interessiert«
, sagt die Stadtplanerin. Einen Kauf der Immobilien, hält sie zwar für nicht sinnvoll, aber: »Eine gemeinsame Konzeption können wir uns durchaus vorstellen.«
Pantzer hat dabei den gesamten Stadtteil und seine Entwicklung im Blick, sieht beispielsweise Bedarf an Bewegungsräumen. »Warum nicht mal ganz weg von diversen Einzelhandelskonzepten und völlig
neu gedacht?«
, fragt sie und verweist in diesem Zusammenhang auch auf Einrichtungen wie das Theatrium oder das Heizhaus. Bei der Standortsuche habe man sich ganz bewusst für den WK 2 entschieden, um
eine gewisse Entwicklung anzuschieben.