Editorial
40 Jahre Grünau
Liebe Leserinnen und Leser, wer schon einmal eine Festivität größeren Ausmaßes organisiert hat, der weiß, was selbst bei der pedantischsten Vorbereitung noch alles schief gehen kann.
Die Mitglieder der Koordinierungsgruppe »40 Jahre Grünau«
können ein Lied davon singen und trällern dies mittlerweile beinah trotzig. Gestartet mit einem Vorlauf von einem Jahr, vielen kreativen Köpfen und
einer Fülle von Ideen, mussten die beinah ausnahmslos ehrenamtlich Agierenden gleich zu Beginn einen rasanten Schwund in den eigenen Reihen verkraften. Das führte zwar leider dazu, dass etliche Vorhaben nicht
realisiert werden konnten, erleichterte forthin aber wenigstens die Umsetzung der übrigen.
Und das lief zunächst erstaunlich gut. Die Gruppe fokussierte sich auf die Festwoche rund um den Tag der Grundsteinlegung am 1. Juni, teilte sich in kleinere Orga-Teams auf und begann mit der konkreten
Arbeit. Es wäre geschwindelt zu behaupten, dass das im Laufe der Zeit nicht mit kleineren, manchmal auch größeren Rückschlägen und Enttäuschungen verbunden gewesen war. Aber die Vorbereitungen nahmen
überraschend schnell Fahrt auf und zu Beginn des Jubiläumsjahres konnten die Akteure bereits ein halbwegs rundes Jahresprogramm im »Grün-As«
präsentieren.
So gut die inhaltliche Vorbereitung auch lief: Je näher der Veranstaltungsmarathon rückte, desto banger wurde der Blick auf die Finanzierung. Sponsorenanfragen blieben unbeantwortet, Zusagen fielen eher mager aus. Kommunale Hilfe? Eher nicht. Schlange stand also keiner, den Grünauern ein opulentes Fest zu schenken. Und so kam, was kommen musste:
Im April, die Ankündigungsplakate waren gerade gedruckt, stand die Festwoche komplett vor dem Aus, weil das für die Aktivitäten dringend benötigte Festzelt nicht bezahlt werden konnte. Hektische drei Tage später hieß es für alle wieder aufatmen: Das kleine Kulturkino Zwenkau leistet kulturelle Amtshilfe und rettet damit alle geplanten Aktivitäten. Gestatten Sie mir an dieser Stelle ein dickes Danke.
Eine andere Baustelle – nicht minder ärgerlich – tat sich mit der verweigerten Erlaubnis auf, den Bachkopf der 1000-Jahrfeier Leipzigs noch einmal durch Grünau rollen zu lassen. Die imposante und äußerst verrückte Skulptur-Apparatur sollte am 4. Juni die geplante Tanzkarawane durch den Stadtteil anführen, mit der die Grünauer Akteure und das Kulturamt den anstehenden Grünauer Kultursommer eröffnen wollten.
Gleichsam wäre dies natürlich auch der unbestrittene Höhepunkt der gesamten Festlichkeiten gewesen. Doch das Ordnungsamt stellt sich quer – verweist auf ein abgelaufenes Dekra-Gutachten, ohne das das außergewöhnliche Gefährt nicht bewegt werden dürfe. Selbst zur 1000-Jahrfeier 2015 hätte es schon Bedenken gegeben, die man nur mittels eines Tricks und dem unbedingten Willen der Rathausspitze ausräumen konnte. Zumindest Letzteres scheint dieses Mal zu fehlen.
Mit dem Auftauchen der Schwierigkeiten rund um den Bachkopf, tauchten einige willige Tanzgruppen wieder ab und als wäre das nicht schon traurig genug, wird nun auch der 21. Kultursommer als mittlerweile feste kulturelle Größe im Stadtteil nicht wie geplant im Zuge des Tanztages offiziell eröffnet, sondern um eine Woche auf den 11. Juni verlegt.
Nichtsdestotrotz wird weiterhin mit Hochdruck daran gearbeitet, die lila Plastik mit dem Konterfei des Leipziger Musikers und der skurrilen Druckluftorgel nach Grünau zu holen. Am 4. Juni werden Sie, liebe Leserinnen und Leser, wissen, ob dieser Plan geglückt ist. Aber selbst wenn nicht, bin ich davon überzeugt, dass Ihnen eine ereignisreiche Geburtstagswoche bevorsteht. Kommen Sie vorbei, machen Sie mit, feiern Sie den Stadtteil, sich selbst und das Leben.
Ihre Klaudia Naceur