Grün-As
Leipzig Grün-As Stadtteilmagazin

Kaum zu glauben

Sehenswürdigkeiten – Ansichten von Grünau (2)

Jeder suchte sich seinen Platz zwischen den Stangen, und dann wurden mittels Leine die Verbindungen zwischen den einzelnen Personen veranschaulicht. Beziehungsprobleme wurden erkannt und konnten dadurch gelöst werden. Leider wird diese Möglichkeit heute nicht mehr kollektiv genutzt. Da geht wohl eher jeder zu seinem eigenen Therapeuten.

Wo findet man im Grünauer Wohnkomplex 2 Streitarchitektur und Konfliktmobiliar? Im sogenannten Bürgergarten an der Alten Salzstraße. Hier lässt es sich trefflich streiten, wenn zwei Personen an dem Tisch mit integriertem Schachbrett Platz genommen haben. Da kann man sich die Schuld gegenseitig zuschieben. Versöhnung und Mediation ermöglichen die Bänke mit den gegenüberstehenden Einzelsitzen. Die Verortung an dieser Stelle wird als besonders günstig angesehen, da dadurch die im gegenüberliegenden Montessori Schulzentrum möglicherweise auftretenden Konflikte so umgehend gelöst werden können.

Entlang der Alten Salzstraße kommen wir zu dem Fisch, aus dem früher auch mal Wasser sprudelte. Ganz klar: chinesischer Einfluss. Stimmt. So sehen Fische auf chinesischen Zeichnungen aus. An dieser Stelle, nur mit Blick in die andere Richtung nach rechts – eine Mauer mit Durchbrüchen: eine Fühlstation für Schüchterne. Um sich das vorstellen zu können, wird es umgehend anschaulich demonstriert:

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Kaum zu glauben

Man kann sich (mehr oder eher weniger bekleidet) berühren (nicht zu nahe), ohne sich dabei in die Augen zu sehen. Das Bauwerk als Zeugnis für die Offenheit der Grünauerinnen. Ob es heute noch so genutzt wird? Keine Ahnung. Ich komme hier eher selten vorbei.

Nächstes Ziel ist die Liebessäule. Über die Vielfalt an Möglichkeiten kann sich jeder selbst informieren. Ein Schwenk nach links und Blick nach rechts: in der Ferne der schiefe Turm von Pizza. Aber heute nicht das Ziel näherer Betrachtung. Vor uns die Grünauer Allee. Erinnert an? Natürlich an Paris mit seinen breiten Flanieralleen.

Auf halben Weg zur Straßenbahnhaltestelle Grünauer Allee biegen wir noch mal nach links ab: verschiedene Sitzmöglichkeiten und eine Steinskulptur – halb liegend auf einem Sockel. Was es mit diesem Ort auf sich hat und wozu er dient, das müssen Sie schon selbst herausfinden. Wir haben das jedenfalls anschaulich in zwei Varianten demonstriert bekommen.

Damit endete dann auch die Tour und es gab die Gelegenheit zum Meinungsaustausch. Besonders interessant die Antwort auf die Frage: Wie hat sich Julischka Stengele dem Stadtteil Grünau genähert? Mit künstlerisch-feministischem Blick, wertschätzend und humorvoll. Und das war es in der Tat.

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