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Leipzig Grün-As Stadtteilmagazin

Kaum zu glauben

Sehenswürdigkeiten – Ansichten von Grünau (1)

Im Rahmen des Festivals für Kunst und Architektur in Leipzig-Grünau RASTER : BETON lud die Künsterin Julischka Stengele aus Wien am 9. Juni, zu einer Ortserkundungstour »Sehenswürdigkeiten – Ansichten von Grünau«. Auf dem Programm standen Innovationen aus Grünau und dessen kunst- und kulturhistorisch internationale Vergangenheit. Dafür sollten unter anderem vorhandene Architektur umgedeutet und eine alternative Geschichtsschreibung vorgeschlagen werden.

Na gut. Da ich schon reichlich vor 17 Uhr am Treffpunkt Straßenbahnhaltestelle Grünauer Allee war, setzte ich mich auf eine Bank vor dem nahe gelegene Imbisskiosk »Artemis«. Umgehend wurde mir ein türkischer Tee serviert. Immer mehr junge Leute kamen – größtenteils mit dem Fahrrad und wie sich später rausstellte überwiegend Nichtgrünauer. Als sich dann so zirka 40 Personen versammelt hatten und 17 Uhr schon deutlich überschritten war, stellte sich Julischka Stengele vor und es ging los.

Aber nur wenige Meter bis zum Imbisskiosk. Da wurde erst mal Tee bestellt und ausgeteilt. Und Julischka kam mit zwei Statuen aus dem Kiosk: Artemis – eine große olympische Göttin und Hüterin der Frauen, dargestellt mit vielen Brüsten als Symbol für nährend. Informationen zum Kioskbetreiber (der leider an dem Tag nicht da war) und zum Namen des Imbisses sowie zur Göttin, deren Statuen rumgereicht wurden, machen nach Aussage von Julischka den Einfluss des Weiblichen auf Grünau deutlich. Somit hätten wir also einen Aspekt der Prägung des Stadtteils abgearbeitet.

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Kaum zu glauben

Die nächste Station ist durch verschiedene Baustile geprägt. Hier stehen zwei unterschiedlichen Stilen zuzuordnende Bänke vor dem Hintergrund eines Wohnhauses. Bei der Sitzprobe stellte sich die Holzbank als eindeutig angenehmer heraus.

Ein paar Schritte weiter stehen wir vor der Feuertreppe des DRK Alten- und Pflegeheimes. Hieran zeigt sich ganz klar der Einfluss New Yorker Architektur, denn in New York findet man solche Treppen auf Schritt und Tritt – allerdings oft mit hochklappbaren Leitern im Unterbereich (aus Sicherheitsgründen), wie ein Teilnehmer sachkundig ergänzte.

Woran erinnert das Mosaik an den Balkonen, vor denen wir anschließen Halt machten? Richtig, an Gustav Klimt. Damit haben wir ein Beispiel für österreichischen Einfluss auf Grünau gefunden. Von dem ursprünglich verwendeten Gold ist allerdings nichts mehr zu finden. Das wurde anderweitig gebraucht (die hellen Flecken an den Häuserwänden, wo es mal aufgetragen war, sind noch deutlich zu erkennen).

Weiter geht es auf einen Hügel hinauf. Hier liegt die Verbindung zu Bergen und Skifahren nahe – und zur Schweiz. Auch dieses Land hinterließ in Grünau seine Spuren. Die Idee mit dem Skifahren ist jedoch nie so richtig zur Anwendung gekommen. Aber auch im Sommer gibt es Möglichkeiten, sich hier sportlich zu bewegen. Julischka sprach's, legte sich auf den Boden, Arme nach oben, und schon rollte sie den Hügel runter. Einige Teilnehmer folgten dann ihrem Beispiel.

Bisher hatten wir äußere Einflüsse auf Grünau, jetzt kommen Innovationen, die von Grünau ausgingen, hier entwickelt wurden. Ein Wäschetrockenplatz? Nur auf den ersten Blick. Ein Ort zur gemeinschaftlichen Konfliktlösung – Familienaufstellung in größerem Rahmen sozusagen. Die Hausgemeinschaft versammelte sich hier.

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