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Leipzig Grün-As Stadtteilmagazin

»Wichtig ist das Machen«

Almut Haunstein kam vor neun Jahren über Umwege nach Grünau und meint rückblickend: »Seitdem ist alles richtig und gut.« Die heute Vierzigjährige hatte ihr Studium der Literaturwissenschaft und Anglistik einst mit der Gewissheit begonnen, nie Lehrerin werden zu wollen. Nun ist sie zu ihrem eigenen Erstaunen Theaterpädagogin und gibt ihr Wissen mit Spaß und Freude weiter. Seit 2009 arbeitet sie im Theatrium, seit September 2017 in Nachfolge von Beate Roch als Gesamtprojektleiterin und Geschäftsführerin.

Damit trägt sie unter anderem die Verantwortung für derzeit 79 Kinder und Jugendliche im Theaterhaus in der Alten Salzstraße, für sechs Premieren pro Spielzeit sowie für theaterspezifische Ganztagsangebote an drei Grünauer Schulen, der Montessorischule, der Freien Schule und der Schule zur Lernförderung. Und weil ihr eigener Weg keineswegs ein gerader gewesen ist, kann Almut Haunstein all den jungen Mitstreitern und Interessierten glaubhaft und voller Überzeugung versichern: »Wichtig ist das Machen, das Ausprobieren und die Zusammenarbeit mit immer wieder anderen Menschen.

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Seit einem knappen Jahr Theaterleiterin in Grünau: Almut Haunstein.
Foto: Bert Hähne

Erst während des Studiums in Bielefeld sei sie auf das Theater aufmerksam geworden. Da hatte es ein Seminar »Theaterstudio« gegeben, in dem zunächst das notwendige Handwerk gelehrt wurde und anschließend ein Stück aufgeführt. Die junge Frau begeisterte sich, war aber schon 23 und damit zu alt für die meisten Schauspielschulen. Sie begann, sich für Theaterpädagogik zu interessieren und in freien Theatergruppen mitzuwirken.

Dabei hätte es auch anders kommen können, denn bereits mit zwölf war Almut Haunstein »musical-infiziert«, wollte am liebsten in »Cats« singen, tanzen und auf der Bühne stehen, verwirklichte das auch im Kreise von Familie und Freundinnen, erlernte dann aber den Beruf der Buchhändlerin. Ein Kollege war Literaturwissenschaftler und nahm sie in vielen Gesprächen für sein Fach ein. »Damals war das noch ein Magisterstudium mit mehr Zeit, als sie die Studenten heute haben«, erinnert sich die ursprünglich aus Bad Oeynhausen Stammende.

Mit dem Magisterabschluss in der Hand ging sie für ein halbes Jahr als Theaterpädagogin nach Heidelberg. Unter ihrer Aufgabe dort hatte sie sich allerdings etwas anderes vorgestellt und zog »naiv und blauäugig« weiter nach Berlin, um nun doch noch Schauspielerin zu werden, was sich als schwierig erwies. Also ließ sie sich vom Job-Center zu einem Ensemble nach Dresden vermitteln, wo sie schließlich von einer Chance am Leipziger Theatrium erfuhr, unverzüglich mit dessen langjähriger Leiterin Beate Roch telefonierte und engagiert wurde.

Seitdem ist, wie wir bereits wissen, »alles richtig und gut«. Almut Haunstein fühlt sich mit Mann und zwei Kindern im Leipziger Westen zuhause, ebenso zwischen den Kolleginnen und Kollegen, Kindern und Jugendlichen im Theatrium. In ihrer Freizeit liest sie gern, wenngleich seit Übernahme der Gesamtprojektleitung dafür weniger Zeit bleibt. Ihre Lieblingsschriftsteller sind der Japaner Haruki Murakami, der Österreicher Thomas Glavinic sowie der seit Jahrhunderten im Theater präsente Engländer William Shakespeare.

Almut Haunstein brachte als Jugendliche selbst Gedichte zu Papier und versuchte sich eine Zeitlang an Romanen, so oft, dass sie ein Buch mit lauter Romananfängen veröffentlichen könnte. Das klingt sowohl für Literaturwissenschaftler reizvoll als auch für Theaterleute. Letztere würden die Anfänge einfach weiterspinnen.

Und die Zuschauer? Erleben die sympathische Theaterleiterin spätestens zum Ende des Jahres auf der Bühne, im Weihnachtsmärchen, das nach zwei Jahren Pause wieder aufleben soll.

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