Grün-As
Leipzig Grün-As Stadtteilmagazin

Aus einem »Rammelhaufen« einen Chor geformt

Grünauer Chor sucht junge Stimmen

Im September 1983 fand ich einen Aushang in meinem Haus, der für einen neu zu gründenden Chor in Leipzig-Grünau warb. »Das ist doch das Richtige für dich«, dachte ich und notierte mir gleich den Termin. Gerechnet hatte ich mit einigen ebenfalls Neugierigen, doch das, was ich erlebte, war überwältigend.

Etwa 120 Personen stiegen die drei Treppen in der Schule hoch, um mitzusingen. Das hatten auch die Veranstalter nicht gedacht. Es waren viel zu viele Menschen für den kleinen Probenraum. Jetzt hieß es improvisieren. Alle Namen wurden erfasst und ein neuer Termin vereinbart. Die vorbereiteten Notenbücher waren schnell vergriffen. Von nun an probte Studienrat Wolfgang Prehn mit etwa 55 Verbliebenen Montag für Montag.

Er teilte die Sänger in Stimmgruppen ein und versuchte mit großer Geduld, aus einem »Rammelhaufen« einen gemischten Chor zu formen. Mit einem ersten Konzert konnten wir schon im Januar 1984 nachweisen, dass die Idee, Kultur in das neue, gerade mal sieben Jahre alte Wohngebiet zu bringen, eine gute war. In den folgenden Jahren haben wir nicht nur gearbeitet, sondern auch gefeiert. So manches Wochenende belebten wir ein kleines Dorf, wenn wir dort in der Jugendherberge zum Proben anreisten.

Freundschaften entstanden und sogar zu Ehen konnten wir unseren Beitrag leisten. Die ersten Jahre waren geprägt von kontinuierlicher Anstrengung. Wir erarbeiteten uns ein großes Repertoire, freuten uns über neue Chorliteratur, sangen aber auch alte Kamellen, auch einzelne Werke der herrschenden Gesellschaftsordnung boten wir an.

Volkslieder, Kunstlieder, Gospel, Chorstücke aus Opern, Oratorien und Kanons standen und stehen auf unserem Programm. Chorsätze des 19. und 20. Jahrhunderts bieten wir gern dar, ebenso wie geistliches Liedgut und Werke ausländischer Komponisten.

Wir können immer mit unserer Außenwirkung punkten, uns nimmt man ab, dass wir gerne singen. Dank gezielter Stimmbildung gelang es uns, die Qualität zu erhöhen, gleichfalls die Intonation. Bei allen Erfolgen sind wir uns aber auch bewusst, dass wir ein Laienchor sind, manche Sänger kennen keine Noten, singen nur nach Gehör, jedoch nicht mit weniger Freude.

Viele Sängerinnen und Sänger haben uns in den 35 Jahren verlassen, neue sind dazugekommen. Das Durchschnittsalter unserer jetzt 30 Aktiven hat sich mit unserer Qualität allerdings auch erhöht. Uns geht es wie vielen Chören – wir brauchen junge Stimmen und Tenöre.

Unser Festkonzert am 2. Juni in der Pauluskirche gestalteten wir abwechslungsreich. Wir luden uns zwei Chöre und ein Blasorchester zum Feiern ein, den Chor Slavia Leipzig, den gemischten Chor Räpitz und die FOL Oldies. Gemeinsam mit diesen konnten wir unseren zahlreichen Gästen ein buntes Programm bieten. Anschließend gab es ein geselliges Beisammensein mit ehemaligen Sängerinnen und Sängern.

Leider war unser Festkonzert auch das Abschiedskonzert unseres bisherigen Dirigenten Matthis Gaebel. Er muss sein Studium an der Leipziger Hochschule für Musik in den Mittelpunkt rücken. Seit September haben wir eine neue Dirigentin, sie heißt Maria Löbens und ist ebenfalls ist Studierende an der Hochschule für Musik.

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