Grün-As

Der Zschampert

Grünau’s (größter) Fluß - Teil 2

1878 beklagte man sich über die Verschlammung des Zschampert durch Kohlenstaub der Grube Mansfeld, und 1907/08 wurde der Bach zwischen Lindennaundorf und Rückmarsdorf geradegelegt. Hier nimmt er auch das Wasser eines kleinen Seitenbachs auf, der die zwischen Miltitz und Frankenheim gelegene Niederung mit dem Hopfenteich entwässert. Jahrzehntelang wurde der Zschampert durch das im Kohlenwerk Kulkwitz anfallende Wasser gespeist. Heute erhält der Zschampert sein Wasser vorwiegend aus dem Kulkwitzer See: durch das Abpumpen. Wenn die Pumpe nicht arbeitet, hat der Fluß in Miltitz kein Wasser. Die Duft und Aroma GmbH leidet nur Regenwasser ein, das in Regenwasserrückhaltebecken gesammelt wird.

1997 und 1998 gab es lange Zeiten, in denen die Pumpe nicht gearbeitet hat und der Zschampert trocken lag. Daher konnten sich bisher höhere Pflanzen und Tiere im Zschampert kaum entwickeln, denn bis Anfang der 90er Jahre enthielt der Zschampert kein Wasser sondern eine giftige, stinkende Brühe (Abwassereinleitung und Gülleüberlauf aus Lausen). Bei Göhrenz, also vor der Pumpe aus dem See, enthält der Zschampert nur wenig Wasser, das ziemlich nährstoffreich ist. Ursache? Kommunale Abwässer, illegale Einleiter oder Oberflächenwasser aus überdüngten Gärten?

Mit der Errichtung der Grünauer Wohnkomplexe 7 und 8 wurden dem Zschampert durch eine Extrakanalisation auch die durch die Niederschläge anfallenden Oberflächenwässer - die Haushaltabwässer fließen in die Kläranlage im Rosental - zugeleitet. Dafür machte sich eine Vergrößerung des Grabenprofils erforderlich. 1978 begann man deshalb mit dem Ausbau des Zschampert. Dabei wurde das Zschampertbett nicht nur vertieft, sondern zum Teil auch einige Meter seitlich verlegt, um den Baumbestand entlang des alten Grabenlaufes zu erhalten. Am damaligen Chemischen Werk Miltitz wurde der Zschampert 1980 an den östlichen Talrand verlegt.

1987 war der Ausbau des Zschampert auch bis zur Zwenkauer Straße fertig. Um auch Starkniederschläge aufnehmen zu können, wurden am Zschampert zwischen Lausen und der Lützner Straße und nahe der Eisenbahnstrecke nach Erfurt je ein Regenrückhaltebecken errichtet, aus denen im Bedarfsfalle das Wasser gedrosselt in den Zschampert abfließen kann.

Trotz der relativ geringen Fließgeschwindigkeit ist das Wasser des Zschampert sauerstoffreich. Auffallend ist die extrem hohe Leitfähigkeit, die wahrscheinlich auf geologischen Ursachen beruht. Die Belastung mit Ammonium, Nitrit und Phosphat ist sehr gering. Die biologischen Untersuchungen 1995 und 1996 erbrachten trotz reichlichem Grünbewuchses der Bachsohle nur wenige Makroorganismen .Die mikroskopischen Untersuchungen ließen Organismen erkennen, so dass dem Zschampert die Gewässergüte I-II gegeben werden konnte.

Die biologischen Untersuchungen vom Staatlichen Umweltfachamt führten zu einer Einstufung in die Güteklasse II-III (1994: II) Bei der Beurteilung des Flusses muß berücksichtigt werden, dass die Speisung heute vorwiegend durch Baustellenentwässerung erfolgt, was die relativ niedrigen Wassertemperaturen erklärt und sicher auch Auswirkungen auf die im Zschampert lebenden Makroorganismen hat.

Der steigende Wasserstand des Kulkwitzer Sees, die Reduzierung der Verunreinigungen und die verstärkte Ableitung von Wasser aus dem Elster-Saale-Kanal erfordern und ermöglichen Maßnahmen zur Revitalisierung des Zschampert. Die Projektstudie "Zschampertrevitalisierung" sieht vor, durch folgende Maßnahmen das Gewässer anzuregen und seine natürlichen Funktionen zu regenerieren:

  • Rückbau verrohrter und kanalisierter Abschnitte
  • Intensivierung der Land- Wasser-Beziehung durch Anlegen von Flachuferbereichen
  • Förderung der Mäandrierung (mäandrieren: sich schlängeln, sich in Windungen fortbewegen)
  • Sicherung des erforderlichen Abflußvermögens bei gleichzeitiger Rückhaltung bei Niedrigwasser
  • Grabendichtung im Bereich Kulkwitzer See
  • Bepflanzung von Uferrandstellen
  • Umwandlung der angrenzenden Flächen in extensiv genutzt Wiesenflächen zur Minimierung des Nährstoffeintrages
  • Wiederherstellung des ehemaligen Feldwegesystems zur Nutzung als Rad-, Wander- und Reitweg
  • Anschluß von Altarmen, Flachwasserzonen und Senken an den wasserführenden Graben
  • Erschließung der Zschampertaue mit einem Radweg
  • Überführung der landwirtschaftlich genutzten Flächen in extensive Grünlandnutzung

Zur Umsetzung der Maßnahmen ist natürlich ein gemeinsames, gemeinde- (landesgrenzen-) übergreifendes Handeln erforderlich, was durch die Eingemeindungspolitik eigentlich erleichtert worden sein müßte…
Vom Amt für Umweltschutz wurde bisher eine Grundberäumung (die durch Unvernunft so mancher Zeitgenossen wieder »rückgängig« gemacht wird) auf dem Leipziger Stadtgebiet und eine Bepflanzung der Ufer mit fließgewässertypischen Gehölzen (finanziert durch Spenden) durchgeführt, um eine ausreichende Beschattung des Gewässers zu erreichen.

Biologisch hat der Zschampert eine große Bedeutung als Wanderweg aber auch für Tiere und Pflanzen. Bei Miltitz gibt es nun auch wieder einen über 6 ha großen Auwald (Der ist aber erst kniehoch!) am Ostufer. Sehr wichtig wäre es, die Zschampertaue auch ab Miltitz bis zum Auwald wieder herzustellen, und dazu auf beiden Ufern je 50 Meter der Natur zu überlassen. Der Unterlauf des Zschampert kann sich zur Zeit nicht normal entwickeln, weil die anliegenden Felder völlig überdüngt sind und die eingespülten Düngemittel weder am Ufer noch am Wasser jede stabile Entwicklung von Natur verhindern.

Ein Spaziergang oder eine Radtour durch die Zschampertaue bis hin zum Bienitz oder der Domholzschänke ist aber auf jedem Fall reizvoll. Vom Ihnen, liebe LeserInnen, bekannten Radtourexperten, Leo Kasek, erfuhren wir zur Frage des Radweges folgendes:

Es gibt einen Weg von Lindennaundorf nach Miltitz und Grünau entlang des Zschampert. Der war früher schon befestigt, müßte also nur in Ordnung gebracht werden. In schlechtem Zustand ist vor allem der Abschnitt auf Leipziger Gebiet (Miltitz). Auf Markranstädter (Lindennaundorf) Gebiet ist er noch ganz gut. Da kann man auch bei Nässe Rad fahren.

Nötig wäre auch eine neue Brücke (die jetzige Überquerungshilfe besteht aus einem 1m breiten Bohlensteg) über den Zschampert, weil der Weg bei der Duft und Aroma GmbH den Zschampert überquert. Die Brücke brächte einige Vorteile: Es gibt keinen Autoverkehr. Die Wildnis ist viel schöner als die langweilige Straße. Der Weg führt durch einen Tunnel unter der Bahn hindurch, so dass das Warten an den Schranken entfällt.

Hinter der Bahn gabelt sich der Weg. Ein Zweig führt direkt zur Saturnstraße im WK 7. Der Weg von Lindennaundorf nach Grünau wäre damit auch kürzer. Der andere Zweig führt ins Wohngebiet am Schwarzen Weg. Diese Trasse könnte z.B. vom bfb repariert werden. Fördermittel sollten über den Grünen Ring aus Dresden besorgt werden.

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