Wer die Gegenwart sieht…
Wir stellen vor: Uta Lehmann
…hat alles gesehen was sich seit seit Ewigkeiten ereignet hat und auf unendliche Zeit ereignen wird; denn es ist alles an Art und Wesen einander gleich und nicht was wir erleben, sondern was wir schaffen, macht unser Wohl und Wehe aus, so wie auch Tugend und Laster des vernunftbegabten, auf Gemeinschaft angelegten Lebewesens nicht im Erleben, sondern im Schaffen liegt.
Diese Erkenntnis hatten die Menschen schon vor 2000 Jahren und wenige Tage vor Beginn des 3.
Jahrtausend nach (Jesus) Christus Geburt ist es interessant festzustellen, dass dies heutzutage
ebenso gilt. »Wenn du frühmorgens in verdrießlicher Stimmung aufwachst, dann lass dies Wort vor
deinen Augen stehen: Ich wache auf, um als Mensch zu wirken. Kann ich noch schlecht gelaunt
sein, wenn ich mich anschicke das zu tun, wozu ich geschaffen und auf die Welt gekommen bin? -
Oder bin ich dazu bestimmt, im Bett zu liegen und mich zu wärmen?«
, empfahl der römische Kaiser
Markus Aurelius Antoninus und meinte weiter dazu: »Siehst du nicht, wie selbst die Pflanzen,
die Spatzen und Bienen ihre besondere Pflicht erfüllen und an ihrem Teile den Kosmos mit
aufbauen helfen? Und da willst du deine Pflicht als Mensch nicht tun?«
Was hat dies alles mit der Geschichte von Uta Lehmann aus Leipzig-Grünau, was hat dies alles
mit dieser alltäglichen und doch besonderen Geschichte zu tun? Betrachten wir einmal die
letzten 10 Jahre der Lebensgeschichte von Uta Lehmann. »Am 31.12.1991 war für mich Schluss bei
›Hydraulik Markranstädt‹. Der Betrieb war früher für die Bereiche Schiffbau, Bergbau und
Landmaschinenbau wichtiger Zulieferer und musste sich dann völlig neu im Markt orientieren«
,
erinnert sich Frau Lehmann und sagt: »Aus Neustadt a.d. Orla kam ich nach Leipzig. Gelernte
Maschinenbauzeichnerin und nach meinem Frauensonderstudium Maschinenbauingenieurin war ich, in
den letzen 18 Jahren im Einkauf tätig - und nun hieß es auch für mich: umorientieren auf dem
Arbeitsmarkt.«
Umorientieren im Arbeitsmarkt, das bedeutete für Uta Lehmann immer wieder Arbeitslosigkeit
bis hin zur Zahlung von Arbeitslosenhilfe, den eigenen Sohn Torsten beim Aufbau seines
Geschäftes unterstützen, aktive Teilnahme an Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, ehrenamtliches
Engagement und Festanstellung auf SV-pflichtigem Dauerarbeitsplatz - mit einem Alter von 55
Jahren. Auf die Frage, wie sie denn das alles bewältigt habe, meint Frau Lehmann: »Am Ball
bleiben, jeden Tag. Ganz wichtig war für mich die Arbeit im KOMM e.V Durch meine ABM, deren
Träger das Amt für Stadtsanierung und Wohnungsbauförderung war, kannte ich die Aktivitäten des
Grünauer Vereins für Kommunikation und Kultur. Da habe ich einfach mitgemacht und schließlich
kam ich ins Redaktionsteam der Zeitschrift.«
»Ich glaube, ohne meinen ehrenamtlichen Einsatz wäre ich wohl nie auf die geförderte
Redakteur-Stelle und danach wohl nie zu meinem jetzigen Arbeitsplatz gekommen. So stand Ende
1996 auch der KOMM e.V als Herausgeber eines Informationsmagazines für Leipzig-Grünau und das
Umland vor der Aufgabe der Umorientierung. Das Grün-As sollte - äußerlich ansprechend,
inhaltlich informativ und unterhaltend - das Interesse vieler Leser finden. Die Förderung der
Stelle durch das Regierungspräsidium lief aber aus. So blieb mir nur, den KOMM e.V durch
ehrenamtliche Arbeit zu unterstützen.«
»Denke daran, dass du die Kraft hast, alles zu tragen, was dir die gedankliche Vorstellung,
dass es nützlich oder deine Pflicht ist, so zu handeln, einigermaßen erträglich machen kann.«
,
so empfahl der römische Kaiser Markus Aurelius Antoninus, und es scheint, dies habe auch Frau
Lehmann geholfen. »Jetzt bin ich nun schon 1 1/2 Jahre Media-Beraterin bei einer Leipziger
Werbe- und PR-Agentur. Mir liegt das eigentlich nicht, ich habe mich einfach rein gefitzt.
Früher habe ich mal nicht gedacht, dass ich mal so etwas mache, am Anfang habe ich ’Blut und
Wasser’ geschwitzt und heute bin ich daran gewöhnt.«
, erinnert sich Uta Lehmann.
»Arbeit haben, das bedeutet für mich heute: Pro Monat ca. 80 Telefonate führen, mit dem
Ziel 50 Termine zu bekommen, Vorausschauen und Nachfassen, mit dem Pkw unterwegs sein. Man
kommt von der Arbeit, dann gibt es eine Tasse Kaffee - mein Mann ist Rentner und kümmert sich
um alles. Dann wird oftmals weiter an die Arbeit gedacht. Nachbereitung, Vorbereitung, alles
private ordnet sich unter«
, sagt Uta Lehmann. Eine alltägliche Geschichte. jedoch auch etwas
besonderes, denn erst langsam reift die Erkenntnis: ABM kann allein aus finanziellen Gründen
keine Brücke bis zur Rente bilden. Dementsprechend meinte ein promovierter
Wirtschaftsmathematiker und gleichzeitig sozial-demokratischer Ministerpräsident im September
diesen Jahres: »Dann müssen wir eben die 40-jährigen zwingen, sich um Arbeit zu kümmern.«
Die Lebensgeschichte von Uta Lehmann beweist es. Nicht was wir erleben, sondern was wir schaffen, macht unser Wohl und Wehe aus; und mit 55 Jahren ist lang’ noch nicht Schluss.
Thomas H. Kokot Weiter>>>