Grün-As

FILATOW-Schule neu in Grünau

Blindenpark entstand - Schullandschaft ist bunter geworden

Nach umfangreichen Sanierungsarbeiten öffnete die ehemals 101.Grundschule wieder ihre Tore. Neuer Nutzer ist die Förderschule für Blinde und Sehschwache »Wladimir Filatow«, die aus einem gemieteten Gebäude in der Tieckstraße in die »schönste« Schule Grünaus am Kirchberg 49 zog. Seit September lernen dort 95 sehbehinderte und blinde Kinder vom Einmaleins bis zur hohen Schule der Mathematik alles, was auch die anderen Leipziger Schüler bis zur 10. pauken müssen. Natürlich haben diese Schüler auch noch ein anderes Lernpensum zu bewältigen, um sich im Leben selbständig zurechtzufinden.

Bild Hier wird durch den Blindenpark, der hinter der Schule aus dem alten Hof entstand, allen die Möglichkeit gegeben ihre Sinne zu schärfen und die Umwelt zu ertasten, zu fühlen, zu riechen also einfach zu erleben. Dabei helfen den Schülern die 23 Lehrkräfte, die mit ihrer speziellen Qualifikation den Unterichtsstoff vermitteln. Schulleiter Jürgen Drößler ist begeistert von den tollen Bedingungen in Grünau. Die Fachkabinette und die großartigen Möglichkeiten der Filatowschule sollten auch vielen nichtbehinderten Kindern zur Verfügung stehen, denn eine Integration von nichtbehinderten Schülern wäre eine Möglichkeit die Abgeschirmtheit der Förderschüler aufzubrechen. Zwei nicht behinderte Schüler hat die Schule bereits und die fühlen sich wohl und sind voll integriert. Hier hätte das Land Sachsen und die Stadt Leipzig einmal die Chance auch inhaltlich ein Modellprojekt zu installieren, denn von der Austattung her ist diese Schule wahrlich schon eine Modellschule!

Im großzügigen Schulhaus orientieren sich die blinden Kinder über ein Blindenleitsystem im Fußboden und die Sehschwachen über farblich verschiedenartig gestaltete Etagen. Bewegung ist im Schulhaus und man denkt an einer »normalen« Schule zu sein. In Sachsen gibt es nur zwei Spezialschulen für Blinde und Sehschwache - eine in Chemnitz und die in Leipzig. Somit ist ein Internat nötig, um einen Teil der Schüler unterzubringen, für die der tägliche Schulweg einfach zu lang wäre. Freuen können sich die Kinder und Jugendlichen über den Schwimmunterricht, den es von der ersten bis zur zehnten Klasse gibt.

Das Schwimmen brachte schon einige Talente hervor die diverse Meistertitel errangen. Der Weg zur »Grünauer Welle« ist für die Kids sehr wichtig, so werden sie hier mit dem täglichen Leben konfrontiert. Die Schwimmhalle ist leider für die Blinden und Sehschwachen nicht gut geeignet, denn es gibt zu wenig Kontraste und Orientierungsmöglichkeiten für sie. Über die Schule und ihre Nutzer werden wir im nächsten Jahr nochmals ausführlich berichten, um das Leben der Blinden und Sehschwachen den Grünauern näher zu bringen.

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Der Blindenpark

Hinter dem Schulgebäude gab es einen tristen Hof mit DDR-Spielgeräten. Der Zahn der Zeit und die Nichtnutzung machten eine Umgestaltung unumgänglich. Großplatten hatten Höhenunterschiede von mehreren Zentimetern, und aus den Ritzen wuchs das Gras. Eine Idee für die Fläche musste her, und es wurde die Freiraumdesignerin Annett Brüggemann beauftragt, ein Konzept für den Hof zu entwickeln. Dieses wurde in Zusammenarbeit mit der Schule, insbesondere der Mobilitätslehrerin Frau Schöne zu Papier gebracht, und von AIB in eine Planung umgesetzt. Das Geld kam vom Amt für Stadtsanierung aus dem WENG-Programm (Weiterentwicklung Großer Neubaugebiete) und für die Umsetzung war am Ende der COLUMBUS e.V. zuständig.

Es entstand ein Wasserspielbereich mit kalten (Granit) und warmen (Sandsteine) Steinen, ein Natursteinweg mit einer Mauer auf der einen Seite und auf der anderen einer Palisadenbegrenzung. Hier können die Kinder verschiedene Materialien und ertasten bzw. fühlen. Es entstanden ein Duftbeet und ein Spielbereich mit einem Spielgerät (von einer Leipziger Firma!), welches über eine Wendeltreppe (dies war der ausdrückliche Wunsch der blinden Kinder) zu erreichen ist. Den Schulgarten erreicht man über den rauschenden »Weideweg«, wo einfache, dreimeterlange Weidenäste im Februar eingegraben wurden und schon jetzt eine richtige Baumallee bilden.

Die Designerin

Annett Brüggemann (35) studierte auf der Burg Giebichenstein Spielzeuggestaltung und arbeitet seit 1993 freiberuflich als Freiraumplanerin in Leipzig. Für das Schulamt gestaltete sie schon mehrere Außenanlagern von Schulen um und bekam für den ANTI-WUT-Hof der 83.Mittelschule den »Deutschen Spielraumpreis 1998«. In Zusammenarbeit mit der Filatow-Schule wurde das Konzept für den Blindenpark entwickelt, und es wurde Wert auf die verschiedensten Materialien gelegt. So kamen zum Einsatz: Naturstein, Holz, als Wegebegrenzung und als Begrenzung für das Klassenzimmer im Freien. Auch die alte DDR-Großverbundplatte wurde wieder mit eingepasst.

Die Ausführenden

Der Bau wurde vom Verein »Columbus« durchgeführt, und es kamen im Schnitt 15 ABM zum Einsatz. Diese wurden von Fachfirmen, z.B. beim Bau der Natursteinmauer, angeleitet. Für die ABM-Kräfte war die Umgestaltung des Hofes zum Blindenpark eine große Herausforderung, die ihnen alles abverlangte, aber dadurch auch Spaß machte.

Der Chef der sozialen Beschäftigungsinitiative Ralf Burckhardt: »An Wochenenden kamen unsere Mitarbeiter mit ihren Familien hierher, um sich den Park anzuschauen, das zeigt, dass sie mit Begeisterung dabei waren und stolz auf ihre Arbeit sind und auch sein können.« Wie Burkhardt weiter sagte funktionierte auch das Zusammenarbeiten mit den Fachfirmen aus der Region wie KINDERTRAUM, der Landschaftsfirma Serfing oder der ABS Maschinen- und Anlagenbau sehr gut.

Ein Beispiel, dass man geförderte Beschäftigung des 2.Arbeitsmarktes durchaus mit Facharbeit koppeln kann, und so die Vorurteile abbaut, die oft in der Öffentlichkeit aufgebaut werden.

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Der Sportplatz

Ein Schmuckstück, enstanden in Zusammenarbeit zwischen BfB, Sport- und Bäderamt. Grünflächenamt und dem Schulverwaltungsamt. Gebaut wurde vorwiegend durch Mitarbeiter des BfB. Große Augen machen natürlich die Kids rund um den Kirschberg. Die Schule versucht mit diesen und den Vereinen zusammenzuarbeiten, um eine Nutzung in den Nachmittagsstunden zu ermöglichen und so natürlich den Vandalismus von der Sportanlage fernzuhalten.

Im nächsten Jahr werden auf dem Platz in Zusammenarbeit mit dem KOMM e.V. u.a. die Grünauer Grundschulmeisterschaft stattfinden. Für das Wochenende sucht die Schule noch ehrenamtliche Sportbegeisterte, die für Ordnung und Sicherheit beim Sporttreiben sorgen.

Uwe Walther
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