Grün-As

Wohnungsleerstand = Wohnungsabriss?

Bürger reden mit

Zu dieser Veranstaltung am 10.4. in der Aula der Volkshochschule waren insbesondere Bürgerinnen und Bürger eingeladen, die sich in Bürgervereinen, Stadtteilgruppen, Interessengruppen für Stadtentwicklung engagieren sowie soziale Mittler und Multiplikatoren. Besonderer Wert wurde auch auf die Teilnahme von Vertretern der Wohnungswirtschaft, Stadtverwaltung und Politik gelegt. Das Ziel des Gesamtkonzeptes besteht darin, viele Bürgerinnen und Bürger zu informieren, Erfahrungen mit anderen Städten auszutauschen sowie Mitsprachemöglichkeiten zu entwickeln.
Zu Beginn erläuterte Herr Lehmann-Grube, er war Vorsitzender der Expertenkommission »Wohnungswirtschaftlicher Strukturwandel in den neuen Ländern«, kurz und prägnant die wesentlichen Ergebnisse der Kommissionsarbeit. Ausgangspunkt war die Frage: Für wen hat der Leerstand negative Folgen? Das sind: 1. die Eigentümer, 2. der Wohnungsmarkt und 3. das Umfeld.

Die Kommission empfahl daher den Abriss von 300-400 000 Wohnungen in den neuen Ländern in den nächsten 10 Jahren als eine Möglichkeit, dem Leerstand zu begegnen, wobei hervorzuheben ist, dass dieser nicht vorrangig ein Problem der Großwohnsiedlungen darstellt. Die Abstimmung muss konkret vor Ort erfolgen zwischen Stadt, Eigentümern und Mietern, denn nicht die Stadt kann festlegen und abreißen, sondern der Eigentümer entscheidet. Die Stadt kann lediglich Vorschläge machen, das Verfahren organisieren, moderieren, Stadtentwicklungspläne erarbeiten lassen und Entwicklungen fördern. Andererseits sollte der Eigentümer seine Probleme offenlegen, den Leerstand benennen.
Die Diagnose ist klar - Wohnungsleerstand. Das Problem erfordert für einzelne Standorte konkrete Umsetzungen, um das Ziel - die Verbesserung der Wohn- und Lebensverhältnisse - zu erreichen. Dabei muss allen Akteuren und Betroffenen (Stadt, Eigentümer, Mieter) ihre Rolle verständlich sein.

Eine weitere Empfehlung betrifft die Eigenheimzulage, bei der eine Umkehr als notwendig erachtet wird, das heißt, stärkere Förderung von Eigenheimen im Bestand. Die derzeitigen Entwicklungen in den neuen Bundesländern lassen sich mit dem Begriff Schrumpfung umschreiben. Auf diesen Prozess müssen sich an Aufwärtsentwicklung orientierte Planer einstellen, er erfordert sorgfältige städtebauliche Planungen. Hierbei nimmt Leipzig eine Vorreiterrolle ein, denn viele Konzepte und Vorstellungen sind bereits darauf ausgerichtet.
Konkrete Beispiele für den Umgang mit Leerstand aus Leinefelde und Wolfen wurden auf Postern präsentiert, in zwei weiteren Vorträgen wurden Um- und Rückbau in Chemnitz sowie die Ergebnisse eines Bürgergutachtens für den Leipziger Osten vorgestellt. Daran schloss sich die Arbeit in Gruppen an, um die Möglichkeiten der Einbeziehung der Bürger aufzuzeigen. Entscheidend ist sicherlich die rechtzeitige und umfassende Information der Mieter aus erster Hand, das heißt durch den Vermieter (und nicht durch öffentliche Medien und Gerüchte), der konkrete Maßnahmen und Vorhaben erläutert, dabei gleichzeitig von den Befürchtungen und Problemen der Mietern erfährt und individuelle Lösungen anbieten kann.

Dieser stadtweiten Auftaktveranstaltung folgten am 27./28. April der Einwohnerkongress in Grünau und ab Mai dezentrale Stadtteil-Veranstaltungen.

E. M.

Leserbrief

Ihr Bericht zur Abrissdebatte um den WK 7 im Heft Nr.4

Sehr geehrte Herr Walther,
nach der Lektüre Ihres obigen Berichtes kann einem »mündigen Bürger« schon der Kragen platzen. An die Haltlosigkeit der ferngesteuerten Abrissdiskussion hat man sich ja schon gewöhnt. Es ist doch nicht zu übersehen, dass der wirkliche Leerstand bei den luxussanierten Bürgerhäusern und den z. T. schlampigen Billigneubauten vorherrschend ist.
Die Bauma… lässt grüßen!

Viel mehr entsetzt war ich über das Auftreten des Herrn Tschense. Wenn ein Bürgermeister mit so viel Unwissenheit (oder Ignoranz?) mit falschen Aussagen jongliert, dann ist das eine Beleidigung des Wählers und eine Schande für sein Amt. Da in unserer Demokratie aber immer die Parteien und nicht das Amt gewählt werden, wird auch dieser Bürgermeister das ewige »Amts«leben haben.

Die Reaktion des KOMM e.V. zu dieser Unverfrorenheit würde mich interessieren. Eine Veröffentlichung meines Briefes wäre mir recht.
Mit freundlichen Grüßen

Klaus Graumitz
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