Grün-As

Das Mendelssohn-Haus

Das Mendelssohn-Haus in der Leipziger Goldschmidtstraße 12 ist die letzte baulich erhalten gebliebene Privatadresse des hervorragenden Musikers Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847). Die Mendelssohnsche Wohnung, die wie zu Lebzeiten des Künstlers rekonstruiert wurde, beherbergt seit dem November 1997 ein Museum zu Ehren des ehemaligen Bewohners. Hier findet der interessierte Besucher Informationen zum Leben und Wirken Mendelssohns. Brief- und Notenmaterial sowie Aquarelle von Mendelssohns Hand, originales Mobiliar, das Arbeitszimmer des Komponisten, der Musiksalon - all das ist beredtes Zeugnis für die Epoche, in der Mendelssohn lebte.

Die schriftliche Dokumentation beschäftigt sich u.a. mit dem Nachleben des Künstlers, einem dunklen Kapitel der deutschen Geschichte. Die Verachtung für den Musiker jüdischer Herkunft, die, beginnend im 19. Jahrhundert, unter den Nationalsozialisten ihren Höhepunkt erreichte, war der Grund, dass das reiche Werk des Künstlers diffamiert wurde oder in Vergangenheit geriet. Dabei war er der bedeutendste Komponist der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Felix Mendelssohn Bartholdys Erziehung war stark an humanistischen Werten und Idealen ausgerichtet. Sein Elternhaus als Zentrum geistvoller Geselligkeit stand nicht nur persönlichen Freunden offen: Vertreter der Kunst- und Geisteswelt Berlins fanden sich zu Gesprächen und zum gemeinsamen Musizieren zusammen. Schon im Alter von 14 Jahren schrieb Mendelssohn das bekannte Konzert für Violine, Klavier und Orchester d-Moll, das große Ansprüche an Orchester und Solisten stellt. Von 1821-23 (also zwölf- bis vierzehnjährig) komponierte er seine Jugendsinfonien, die keinesfalls als Jugendwerke abgetan werden dürfen.

Aus seinem umfangreichen Schaffen seien weiterhin die bekannteren Sinfonien Nr. 1 bis 5 genannt. Das Violinkonzert e-Moll gehört heute zum Repertoire eines jeden Geigers von Weltruf. Im Bereich der Kirchenmusik ragen die Oratorien Paulus und Elias, aber auch die Orgelsonaten op. 65 hervor. Pianisten lieben die Vielfalt und Ausdrucksstärke der Lieder ohne Worte, einer Gattung, die Mendelssohn als erster in die Kammermusik einbrachte. Das Oktett für Streicher Es- Dur (1825) ist eines der schönsten Kammermusikwerke dieser Epoche. Auch das umfassende Liedschaffen muss in diesem Zusammenhang Erwähnung finden.

Wichtigste und bedeutungsvollste künstlerische Station seines nur 38-jährigen Lebens war Leipzig. 1835 übernahm er hier die Stelle des Gewandhauskapellmeisters, die er bis zu seinem Tode innehatte. Durch Mendelssohns Wirken wurde ein neues Kapitel in der Geschichte des Gewandhauses aufgeschlagen: Ihm gelang eine völlig neue Programmgestaltung. Namhafte Künstler konnten von Mendelssohn engagiert werden. Dies führte zu einer Blütezeit des Gewandhausorchesters, die lange nachwirkte. Darüber hinaus war Felix Mendelssohn Bartholdy Mitbegründer des ersten deutschen Konservatoriums. Sein engagiertes Eintreten für die Pflege des reichen musikalischen Werkes von Johann Sebastian Bach, die Errichtung eines ersten Denkmals für diesen von ihm verehrten Komponisten bereiteten den Boden, die Kompositionen Bachs wieder der breiten Öffentlichkeit vorzustellen.

All dies ist Fundament für die historisch herausragende Bedeutung des Mendelssohn-Hauses. Die Internationale Mendelssohn-Stiftung e.V., die das Gebäude mit dem Museum verwaltet, hat es sich zur Aufgabe gemacht, Mendelssohns musikalisches und gedankliches Erbe zu retten und es wieder bekannt zu machen: Im Musiksalon des Museums finden jeden Sonntag, 11 Uhr, Konzerte statt, die - in Mendelssohnscher Tradition - die Musik aller Epochen bieten. Ideal ist das Mendelssohn - Haus für sonntägliche Vormittagsausflüge: Konzertbesuch und Rundgang durch die originalen Räumlichkeiten der Familie Mendelssohn sind ein Erlebnis für die ganze Familie, die entdecken kann, wie man vor ca. 150 Jahren wohnte und lebte.

Weiter>>>
Karte