Olympia wirft seine Schatten voraus…
Erstes Teilstück eines Autobahnanschlusses des olympischen Dorfes fertig gestellt
Bin ich doch neulich - vom Allee-Center kommend - die Stuttgarter Allee Richtung
Ratzelstraße entlang gelaufen. Die Fußgängerachse war fast menschenleer (am späten
Samstagnachmittag) und ich hatte Zeit, an den Geschäften entlang zu bummeln und ganz
bewusst die »neuen Qualitäten«
wahrzunehmen. Jedoch eine sehr breite
»Teerstraße«
und
eine sterile, gleichförmige Glas-/Metall-/Alu-Schaufensterfront sind wahrlich keine Wohltat
für die Sinne und entsprechen in keinster Weise dem »Bedürfnis des Menschen nach
Sinnlichkeit«
(wie ich es vor kurzem im Deutschen Architektenblatt gelesen habe). So viel
hässliche Monotonie ist ja zum Weglaufen. Es sei denn, man richtet seinen Blick nach Oben
und erfreut sich an dem sanierten Elfgeschosser mit den verschiedenen Pastelltönen der
Balkone.
Als ich dann die kleinen, hellen Gehwegplattenplatten vor der Schwimmhalle erreicht hatte,
konnte ich richtig aufatmen. Hier war es angenehmer, und zwischen den Steinen um die
Bäume wächst sogar Gras. Vielerorts hört man Forderungen nach Kleingliedrigkeit, Abwechslung,
Vielfalt, aber auch nach Entsieglung, mehr Grün, zurück zur Natur - und hier in der
Stuttgarter Allee wurde genau das Gegenteil praktiziert. Wer das ausgedacht, dem zugestimmt
und das umgesetzt hat, der kann eigentlich mit Grünau nichts am Hut haben. Das Ergebnis
erinnert ein bisschen an frühere Zeiten: eine »Teerladung«
war irgendwie übrig, also dort
hingekippt. Vor ein paar Tagen sagte mir auch jemand - scherzhafterweise -, man könne ja die
Schwarzdecke hell streichen. Da fallen einem doch gleich noch mehr Vorschläge zur kreativen
Gestaltung ein: Gehwegplattenmuster, bunte Blumen, Gräser…
Lin
Wie sind denn nun die Meinungen vor Ort?
Speziell die Anwohner der Stuttgarter Allee äußerten sich ganz konkret, wo ihnen der Schuh drückt:
- Es ist eine
»Asphaltpiste«
- der Asphalt sollte unbedingt minimiert werden! - Übers Jahr verschieden blühende Blumen fehlen
- Der hässliche Splitt ist eine Ausrutschgefahr
- Ungepflegte Holzelemente (Holz müsste gestrichen werden!)
- Ungepflegte Grünbeete, teilweise kein Unterschied zwischen Kulturpflanzen und Unkraut (….unterdessen in Ordnung gebracht!)
- Jeder Baum sollte eine Baumscheibe (zur besseren Pflegemöglichkeit) erhalten und nicht in die Holzelemente eingezwängt sein
- Ein kleiner Springbrunnen zur Auflockerung der Monotonie wäre doch sehr schön
- Separater Radweg beim Allee-Center beginnend
- Die Steinmauer gegenüber der Post sollte mit Efeu bepflanzt werden (ähnlich wie auf der anderen Seite)
- Stark kritisiert wurde die Rodung des Gebüsches zu der Ratzelstraße hin und nun befürchtet man, dass das Gleiche im Mittelteil der Allee passiert!
Frau Klinger, seit 20 Jahren in der Stuttgarter Allee wohnend, sagt bedrückt: »Man hat uns
eine Prachtstraße versprochen und was ist nur daraus geworden, da war es ja früher schöner.«
Sie appelliert für gepflegte bunt blühende Beete statt der Holzdielen. Im Herbst möchte sie
sich an Eriken und Schneeheide erfreuen können.
Frau Martinato (sie wohnt ebenfalls in der Stuttgarter Allee) liegt besonders das Problem
mit den Bänken am Herzen: »Wir älteren Anwohner hätten doch gern eine ruhige und separate, d.h.
von Kindern bzw. Jugendlichen ungestörte Sitzgelegenheit unmittelbar beim Eingang unseres
Hochhauses.«
Frau Fischer aus dem Schönauer Viertel und das Ehepaar Fedler aus der Mannheimer Straße,
die sich besonders über die sinnlosen Betonteile (Klötzer!?) ärgern, sagen: »Negativ an der
Neugestaltung ist allerdings, dass die behinderten Bürger nicht bedacht worden. Der zwischen
der Völle und der Schwimmhalle gepflanzte Baum, der regelrecht auf dem Gehweg steht,
müsste unbedingt versetzt werden. Das betrifft auch die Lampen für die Wegbeleuchtung.
Geländer sollten unbedingt speziell behindertengerecht angebracht werden. Weitere
Schwachpunkte bilden auch die beiden Säulen vor dem Eingang der ehemaligen Apotheke
sowie die vielen Kleiderständer vor dem Modegeschäft, da dort der Weg sowieso schon
eingeengt ist.«
Herr Fedler betonte mehrmals, dass für die Sicherheit der Behinderten auf jeden Fall noch
einiges getan werden sollte! Positiv sehen die Fedlers und Frau Fischer die Hochbeete: »Da kann
nichts zertreten werden.«
Frau Fischer machte noch auf den Splitt aufmerksam: »Das ist keine
gute Lösung. Dieser Splitt wird durch das Laufen überall breit getragen, man kann dadurch
leicht ausrutschen. Außerdem wie soll da im Winter Schnee geräumt werden?«
Abschließend äußerte
Frau Fedler: »Die Geschäftsfront gegenüber der Völle wurde aufgewertet. Durch die Neugestaltung
der Stuttgarter Allee hat man allgemein bessere Zugangsmöglichkeiten zu den Geschäften und
Einrichtungen.«
Wenn auch Sie Ihre Meinung über die Stuttgarter Allee äußern wollen, so haben Sie dazu die
Möglichkeit im Stadtteilladen. Dort liegen ganz offiziell Mappen aus, in die man positive wie
auch negative Anmerkungen über Grünauer Belange einschreiben kann. Natürlich können Sie
auch an unsere Redaktion schreiben.
Insgesamt ist der Stuttgarter Allee nicht viel
Positives abzugewinnen. Eigentlich schade, solch eine »Prachtstraße«
für viel Geld.