Grün-As

Hallo liebe Leserinnen und Leser!

Bild Meine Oma wäre beinahe am Schnee erstickt und ein Mann hat über die Straßenbahn geschimpft. Aber immer der Reihe nach. Kurz nach unserer kleinen Erzählung über die Holzhütte auf dem Rodelberg, watschelten wir wieder dorthin. Oma liebt diesen Ort sehr. Entsetzt mussten wir allerdings feststellen, dass die Hütte häßlich besprüht wurde. Die kleine Ziermauer, liebevoll bepflanzt, war zerstört, die Pflänzchen bösartig heraus gerupft. Es lagen leere Coladosen, Papier und Schnapsflaschen herum … ein wüster Müllberg. Oma war entsetzt. Wir watschelten sehr traurig wieder zum Kulki und Oma wollte niemals mehr zu ihrer Hütte. Doch dann erzählte ein Blesshuhn, dass alles wieder in mühevoller Arbeit von Menschen hergerichtet wurde.

So watschelten wir erneut zu dieser Hütte und fanden diese tatsächlich wieder sauber und ordentlich, wenn auch immer noch beschmiert, vor. Wir saßen also eine ganze Weile. Meine Oma genoss wieder die Aussicht und wollte gar nicht mehr weiter watscheln, als wir Stimmen hörten. Schnell verzogen wir uns hinter die Holzhütte. Gerade zur rechten Zeit. Zwei Männer liefen den Weg zu der Hütte empor und setzten sich auf eine dieser Bänke. Der eine schien ziemlich erregt zu sein, denn er redete sehr laut und sehr schnell.

»Eine Sauerei, wenn du mich fragst! Wie kann man an der Endhaltestelle in Lausen so einen Zaun setzten? Der behindert die Fahrgäste, egal in welcher Richtung sie gehen wollen oder müssen!«
»Sie werden sicherlich einen Grund dafür haben«, meinte der andere friedlich.
»Den Grund kenne ich! Ich bin sofort in den Aufenthaltsraum der Straßenbahnfahrer gerannt und habe mich danach erkundigt!«

»Und?«
»Weil es erstens sowieso Betriebsgelände wäre und hauptsächlich, weil es immer wieder vorkam, dass ein paar Hirnlose die Straßenbahnen besprühten. Jetzt hätten die Fahrer bessere Einsicht in ihr Gelände und es würde den Schmutzfinken nicht zu leicht gemacht, in ihr Territorium einzuschleichen.«
»Das ist doch ein Argument«, meinte der Friedliche.

»Sicher, aber weißt du, was in den Sommermonaten los ist? Da quetschen sich alle Fahrgäste, die am Kulki baden wollen, zwischen Straßenbahn und Zaun entlang, bis vor zur Straße, die sehr befahren ist. Dann laufen sie den Weg wieder an der anderen Seite des Zaunes zurück. Das ist doch einfach bekloppt!«
»Mag schon sein«, erwiderte der Friedliche, »aber du würdest doch um dein Grundstück auch einen Zaun setzten, damit nicht jeder darin herumläuft oder sogar dein Haus beschmutzt.«

»Sicher, aber ich lass dafür auch keinen bezahlen…und Straßenbahn fahren ist teuer, kann ich dir sagen!« Der Friedliche seufzte und stand auf. »Laß uns weitergehen. Ich kann dich und die Fahrgäste sehr wohl verstehen. Aber die andere Seite kann ich ebenso nachvollziehen.«

»Also, ich will dir mal was sagen…«, setzte der empörte Mann an. Doch was er sagen wollte verstanden wir nicht mehr, da sie den Rodelberg mit schnellen Schritten verließen. Außerdem gluckste meine Oma schon seit geraumer Weile so komisch. Dann, als beide Männer nicht mehr zu hören und zu sehen waren, bekam sie einen Lachanfall. Dabei verlor sie das Gleichgewicht und stürzte kopfüber in den tiefen Schnee. Da sie dabei ihren Schnabel nicht halten konnte, befand sich der weiße kalte Schnee in ihrem Schnabel und sie rang flügelringend nach Luft. Ich klopfte ihr mindestens zehnmal auf den Rücken, ehe sie sich erholte.

Dann schnatterte sie mit vor Eis erstarrter Stimme: »Nein, zu komisch! Ein kleiner Teil der Menschen zerstört, was ein ebenso kleiner Teil der Menschen erschuf. Ein großer Teil der Menschen regt sich auf, wenn sie es sehen, aber genau die sind ziemlich machtlos dagegen und müssen obendrein noch so manche Unannehmlichkeiten wie teure Zaunabgrenzungen ertragen.« Wie schön einfach ist da unsere Entenwelt.
Ihre Ente Billy.

Text und Karikatur: Beate Engelhardt
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