Der Maler Gottes
Ende August 2002 ist der Roman »Der Maler Gottes«
von Ines Thorn im Münchener Droemer Verlag
erschienen. Darin geht es um die Lebens- und Liebesgeschichte des Malers Matthias Grünewald im
16. Jahrhundert. Nach Lehrstationen bei Hans Holbein dem Älteren und Lucas Cranach dem Älteren
wird der Künstler von einer inneren Feder getrieben, ein Meisterwerk zu schaffen, das
seinesgleichen sucht. Mit der Darstellung der Magdalenenklage, angelehnt an seine große Liebe,
und mit der Erschaffung des Isenheimer Altars setzt er sich und der Nachwelt ein Denkmal, das
heute im elsässischen Colmar zu bewundern ist. Für viele Kunsthistoriker gilt es als die mithin
bedeutendste Interpretation der Schöpfungsgeschichte und bekanntestes Werk des Malers Matthias
Grünewald.
Mit viel Einfühlungsvermögen versteht es die Autorin, den schicksalhaften Lebensweg des Künstlers Matthias Grünewald dem Leser näher zu bringen. Dabei verdeutlicht sie eindrucksvoll die Leidenschaft eines Menschen, der nur von einem Ziel getrieben wird: Der Kunst zu dienen. Regelungen und Konzessionen haben hier keinen Platz und können auf dem teils steinigen Weg nicht berücksichtigt werden. Doch wie verkraftet Matthias Grünewald Schicksalsschläge? Und wie geht er mit der Liebe um? Kann es für ihn mehr geben, als seine Hingabe zur Kunst?
Der Leser wird in eine Welt entführt, deren Spannungsbogen bis in die Gegenwart reicht. Obwohl inzwischen 500 Jahre vergangen sind, haben viele Elemente des Romans bis heute nicht an Bedeutung verloren.
Die gebürtige Leipziger Autorin Ines Thorn hat bislang mehrere Kurzgeschichten und
Kurzromane in Anthologien und Zeitschriften veröffentlicht. Während der Leipziger Buchmesse
findet am 21. März 2003 ein Lese- und Interviewtermin statt.
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Das Fest
John Grisham
Weihnachten ist mörderisch, vor allem in den USA. Hier liebt man den gnadenlosen Thrill der überfüllten Shopping Malls, den bis aufs Messer ausgefochtenen Kampf ums letzte Truthahnstück, Neid und Eifersucht beim Geschenke-Auspacken unterm gallegrünen Weihnachtsbaum. Da würde sicher gerne mancher Amok laufen. Aber gemordet, wirklich gemordet wird am Fest der Liebe, das ja schließlich einer Geburt gedenkt, eigentlich nirgendwo. Außer im Film vielleicht, wie in Tödliche Weihnachten mit Samuel L. Jackson oder Gina Davis oder in Wild Christmas von John Frankenheimer.
Was also treibt einen ausgemachten Thriller-Spezialisten wie den US-amerikanischen Bestseller-Autor John Grisham dazu, sich ausgerechnet dem schneeweißlich überzuckerten Familienidyll zu verschreiben? Ganz offensichtlich wohl der Umstand, dass dieses fragile Idyll, nicht nur in Amerika, jederzeit in wenn schon nicht tödliche, so doch zumindest grausame Zwistigkeiten ausarten kann. In Das Fest erfährt das die Familie Krank, deren Oberhaupt nach der Eröffnung von Tochter Blair, dieses Jahr in der Fremde zu weilen, ihre Chance gekommen sieht, den überaus hohen Ausgaben für Geschenke sowie für Häuserschmückung und -beleuchtung (!) von über 6.000 Dollar zu entgehen und stattdessen mit seiner Frau eine Reise in karibische Gefilde zu unternehmen. Aber die Flucht vor dem Fest (Skipping Christmas lautet der treffende Originaltitel) gestaltet sich schwieriger als erwartet: Tatsächlich hat man die Rechnung ohne die lieben Nachbarn gemacht, die den Preis für die am festlichsten geschmückte Straße gewinnen wollen. Und dann meldet sich zu allem Überfluss auch noch überraschend Blair zurück.
Bei der Titelübersetzung des neuen Grisham hat sich der Heyne-Verlag, wohl aus
marktstrategischen Erwägungen, bewusst an spannenden Verkaufserfolgen wie Die Farm oder
Die Jury gehalten: Auf diese Weise sollen Fans offenbar zu einem Kaufrausch animiert
werden, den der Inhalt dieses Romans gerade kritisiert. Aber damit werden falsche
Erwartungen geweckt, die nur enttäuscht werden können. Denn Das Fest ist kein
packender Thriller, sondern ein teils überaus vergnüglich (und immer leicht) zu
lesendes Buch nicht zuletzt über die psychologischen Zwänge einer Gemeinschaft
zur Weihnachtszeit. Allein deshalb ist es typisch für Grisham.
Thomas Köster