Grün-As

Arbeitsplätze im Bau durch energetische Sanierung der Grünauer Wohnblocks

Imagelink Zum 31. Umweltstammtisch des Hauses der Umwelt war Bundesumweltminister Jürgen Trittin zu Gast. Ein Schwerpunktthema der Diskussion waren Möglichkeiten über die Förderung umweltgerechter Altbausanierung Arbeitsplätze im Bau zu sichern. Erweiterte Fördermöglichkeiten sind im Gespräch. Klar ist, dass sich mit der Förderung einer Sanierung, die Energieeinsparungen weit über das gegenwärtig übliche hinausführt, auch für die Lebensqualität in Grünau neue Möglichkeiten ergeben.

Da die Wohnblocks standardisiert sind, könnten durch Massenfertigung der entsprechenden Ausrüstung erhebliche Kosten gespart werden. Technisch ist es möglich, in Grünau die Kosten für die Beheizung und die Bereitung von warmem Wasser eines 4 Personenhaushaltes zusammen auf 100 bis 200 Euro pro Jahr zu reduzieren. Das entspricht etwa 10% bis 20 % von dem was viele Familien jetzt ausgeben. Kostensteigerungen durch Ökosteuer und wie gegenwärtig durch die Irakkrise fallen dann nur marginal ins Gewicht. Um das zu erreichen müssten die Wände hochgedämmt werden (etwa 30cm dicke Dämmschichten), hochwertige Wärmeschutzfenster eingebaut werden (die besten lassen nur die Hälfte bis ein Drittel der Wärme durch die gegenwärtig üblicherweise eingebaute Fenster durchlassen. Der sogenannte k-Wert liegt für die besten im Moment verfügbaren Fenster bei 0,4 bis 0,5.

Solche hochgedämmten Häuser sind sehr luftdicht, wenn hier nicht gut gelüftet wird, kann sich leicht Schimmel bilden. Die beste Lösung sind Entlüftungsanlagen, die über einen Wärmeaustauscher geführt werden. Durch die Kabelschächte in den Grünauer Blocks liesen sich solche Anlagen leicht installieren. Sie gewährleisten kontinuierlich Frischluft bei geschlossenen Fenstern, ohne das es zu größeren Wärmeverlusten beim Lüften kommt. Wird die Frischluft noch über Rohre eine längere Strecke durch den Boden in etwa 2 bis 3 m Tiefe geführt, wird die Luft im Winter vorgewärmt und im Sommer vorgekühlt, bevor sie ins kommt.

Wenn dann im Sommer der Wärmeaustauscher abgeschaltet wird, arbeitet die Belüftung als Klimaanlage. Solche Belüftungsanlagen können mit Pollenfiltern ausgerüstet werden und sorgen dann dafür, dass Allergiker in ihrer Wohnung keine Polen einatmen. Der letzte Baustein wären dann große Solaranlagen zur Warmwasserbereitung und Heizungsunterstützung auf den Dächern. Der Vorteil der Grünauer Flachdächer liegt darin, dass die Anlagen unabhängig von der Dachausrichtung und -neigung stets im richtigen Winkel nach Süden ausgerichtet werden können. Ergänzt werden könnte das noch durch verglaste Balkone, die im Winter bei Sonnenschein als Wärmefalle arbeiten.

Imagelink Als Modernisierung können solche Installationen auf die Miete umgelegt werden. Wenn dafür aber fördermittel optimal genutzt werden und Preisvorteile erwirtschaftet durch Großaufträge bei einer energetischen Modernisierung möglichst vieler Blocks erreicht werden, dann steigen die Mieten weniger als die Heizkosten sinken. Trotz höherer Mieten müssten die Mieter insgesamt weniger zahlen. Durch einen Auftragsschub könnten in Leipziger Baubetrieben Arbeitsplätze gesichert werden. Außerdem wird weniger CO2 an die Atmosphäre abgegeben, ein kleiner Beitrag zur Abbremsung der allgemeinen Erderwärmung. Die Vorteile auch für die Mieter liegen klar auf der Hand. Dennoch gibt es in Leipzig erst 3 oder 4 auf solche Weise modernisierte Miethäuser. Warum? Da ist erst einmal Unkenntnis. Das Haus, in dem ich wohne, hat diese Technik und mir ist es schon mehrfach passiert, das selbst Handwerker mir erklärt haben, das gäbe es noch nicht als sie davor standen.

Vieler Mieter achten bei der Wohnungssuche auch zu einseitig auf die Miete und verlieren die Betriebskosten zu leicht aus dem Auge. Die meisten Haushalte wissen nicht einmal, was sie an Heizkosten zu bezahlen haben. Der Vermieter hat wiederum kaum einen wirtschaftlichen Vorteil von solchen Modernisierungen. Er reicht ja die Heizkosten an seine Mieter weiter. Modernisiert er energetisch und findet dann keine Mieter bleibt er auf den Kosten sitzen. Bei dem hohen Wohnungsleerstand in Leipzig sind diese Risiken erheblich. Nur wenn die Mieter Druck machen und bei der Entscheidung für eine Wohnung viel stärker als bisher auf die Heizkosten achten, so dass Wohnungen mit hohem Heizenergieverbrauch nicht mehr zu vermieten sind, werden die Vermieter stärker als bisher in das Energiesparen investieren.

Auch die Energielieferanten sind von solchen Energiesparmodernisierungen nicht begeistert, wenn sie zur Massenerscheinung werden. Ihr Absatz geht zurück. So argumentieren die Stadtwerke, dass das heiße Wasser mit dem Grünaus Wohnungen geheizt werden ja Abfall bei der Stromerzeugung ist. Wenn die Abwärme nicht zum Heizen genutzt würde, müsste sie nutzlos an die Atmosphäre abgeben werden. Für die Umwelt sei da nichts gewonnen. Aber auch Strom lässt sich sparen. Wenn weniger Strom gebraucht wird, entsteht auch weniger Abwärme. Der Bau des Kraftwerkes Lippendorf wurde übrigens u.a. mit der Lieferung von Heizwärme für Leipzig begründet. Für die Stadtwerke sind solche Energiesparmodernisierungen im Moment in Wohngebieten interessant, in denen es nur sehr wenige Abnehmer von Fernwärme gibt. Dann sind die Kosten für das Leitungsnetz zu groß.

In Grünau ist das anders. Dort gibt es auf engem Raum immer noch sehr viele Abnehmer. Es wird also am Ende entscheidend vom Druck und der Nachfrage der Mieter abhängen, ob die Vermieter in moderne Technik zur drastischen Reduzierung der Heizkosten investieren. Einspareffekte bringt übrigens auch die Begrünung der Hauswand durch Kletterpflanzen. Durch den grünen Pelz an der Hauswand wird die Windgeschwindigkeit direkt an der Hauswand stark reduziert. Damit wird die Windkühlung vermindert. Im Sommer kommt es bei Sonnenschein durch Verdunstung zu einer Kühlung. Am besten ist es gemeinsam wilden Wein und Efeu zu pflanzen. Der Efeu verträgt Schatten und wächst im Sommer unter dem Laub des wilden Weines. Im Winter sorgt der Efeu dann mit seinem Laub für eine dichte grüne Hülle. Beide Pflanzen halten sich ohne Hilfe an der Wand fest.
Dr. L. Kasek

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