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Vögel: Wegzug in den warmen Süden und Wintergäste

Langsam ziehen nun die Zugvögel ab. Zuerst die Mauersegler. Sie machen sich schon Anfang August auf den Weg nach Süden. Wer Glück hat, kann aber bis in den Oktober noch einzelne Trupps sehen: Durchzügler aus Finnland, Nordschweden und Norwegen. Im September zieht dann eine Art nach der anderen. Die letzten sind die Rotschwänzchen, sie bleiben bei warmen Wetter bis in den November und kommen, wenn der Winter mild war, schon Ende Februar wieder.

Einsam wird der See trotzdem nicht. Im Herbst kommen Gäste zum See, durchziehende Wasservögel, vor allem einige Entenarten und Saatgänse. Die Saatgänse kommen aus Skandinavien. Ihre Vettern, unsere einheimischen Graugänse, ziehen sich weiter nach Süden zurück. Die Gänse übernachten auf dem Wasser und fliegen dann tagsüber zu den umliegenden Feldern zum Äsen. Vor allem die junge Getreidesaat verbeißen sie gern. Der Saat schadet das nicht, im Gegenteil: Wo ohne Verbiß nur ein Halm gewachsen wäre, treiben im Frühjahr mehrere und der Kot sorgt gleich noch für Düngung. Unseren Vorfahren war das wohl bekannt. Sie haben deshalb ihre Hausgänse und manchmal auch die Schafe zum Weiden im Spätherbst über die Saat getrieben.

Die technikgläubigen Bauern von heute wissen das nicht mehr. Viele von ihnen rufen nach Gesetzen, die es den Jägern erlauben, die vermeintlichen Schädlinge abzuschießen. Sie machen damit dasselbe was sie in anderen Ländern verurteilen, zum Beispiel wenn in Italien und Frankreich durchziehende Singvögel aus »Sport« und Spaß am Killen zu Zehntausenden abgeknallt werden. Natürlich protestieren die skandinavischen Länder, in denen unsere Wintergäste brüten, heftig gegen diese Mordpläne, so wie wir gegen die Singvogelschlächterei in Frankreich oder Italien protestieren. Wie wäre es, auch selbst zu tun, was wir von anderen fordern. Totales Jagdverbot für alle Vögel, die nicht bei uns brüten und für alle bedrohten Arten wie Rebhühner, die immer seltner werden und trotzdem noch geschossen werden dürfen.

Zuletzt kommen die Saatkrähen und Dohlen aus Nord-Ost-Europa. Zu tausenden bevölkern sie dann Leipzig und Umgebung. Aber aufgepasst: Es ist nicht ganz einfach, sie von den bei uns auch im Sommer noch verbreitet vorkommenden Rabenkrähen zu unterscheiden: Saatkrähen haben an der Schnabelwurzel einen grindartigen Belag und leben in Schwärmen. Rabenkrähen sind Einzelgänger. Saatkrähen sind bei uns extrem selten geworden. In der Nähe des Sees brüten keine mehr.

Umso mehr ärgert es mich, dass Krähenvögel in Sachsen wieder abgeschossen werden dürfen. Gegen die einzige Leipziger Kolonie in Stötteritz gehen Autofetischisten vor: Sie parken unter den Nistbäumen und ihre wertvollen, hochpolierten Karossen werden regelmäßig vom Kot der Krähen beschmutzt. Ich glaube, wir hätten in unserer Gesellschaft etliche Probleme weniger, wenn diese Autofans ihre Frauen wenigstens so liebten wie ihre Fahrzeuge und sich um ihre Kinder so kümmerten wie um ihre Fahrzeuge. Aber ich will mir von allem Ärger über manche Jäger nicht die Schönheit des Herbstes verderben lassen. Die Keile der fliegenden Gänse beeindrucken mich immer wieder.

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