Lobenswert und nützlich…
für uns alle, waren die Erkenntnisse aus einer vergleichenden Studie von Fachleuten, der
»Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit«
(OECD), vor 2½ Jahren. Die
Untersuchungen, als »Pisa-Studie«
bekannt, erregten Aufsehen und das nicht
nur in Deutschland. Teilweise ungläubig und skeptisch betrachtet, obwohl objektiv und
wahrhaftig, wurde uns allen, insbesondere aber den dafür verantwortlichen Führungskräften beim
Bund und in den Ländern, die Misere des deutschen Bildungswesens vorgeführt.
Die Mängel und Schwächen, vorwiegend in den Grundlagenkenntnissen der Schüler, wie Lesen, Schreiben und Rechnen waren gravierend und ausschlaggebend, um im Vergleich mit vielen anderen Ländern, einen der letzten hinteren Plätze einzunehmen.
Liebe Leserinnen und Leser, es ist ein gesamtdeutsches Problem. Es geht um die künftigen
Chancen unserer Kinder und Jugendlichen, um die kommenden Leistungsträger unserer Gesellschaft.
Ich hätte mir als Konsequenz aus dieser Studie den »sprichwörtlichen Ruck«
zur Veränderung und Verbesserung gewünscht. Die Verantwortlichen des Bildungswesens hätten
selbst herausfinden müssen, was uns in diese fatale bildungspolitische Lage gebracht hat und
geeignete Maßnahmen zur Verbesserung treffen müssen.
Jedoch gegenseitige Schuldzuweisungen bringen außer Zeitverlust nichts - nur ein Gegeneinander, statt eines gemeinsamen zielgerichteten Miteinanders. Nunmehr befassten sich, von der OECD mit Sitz in Paris, beauftragte Fachleute erneut mit unserem Bildungs- und Schulsystem. Es ist beschämend, dass uns andere die Ursachen des bildungspolitischen Dilemmas aufzeigen.
Nach dieser Studie sind die Lehrer nirgendwo in Europa so alt wie in Deutschland. Es fehle
der »frische Wind«
den junge Pädagogen sonst in die Schule bringen. Die
Lehrer seien fachlich gut ausgebildet, aber es hapere an Didaktik und Pädagogik und ich füge
hinzu, es ist das A und O des Lehrens!
Die Autoren des Gutachtens bemängeln auch die völlig
unterschiedliche Ausbildung der Lehrer innerhalb der Bundesländer sowie deren Fortbildung.
Zudem wird der Beamtenstatus der Lehrer in Frage gestellt. Vergleichend mit anderen
Staatsorganen, haben sie keine, dementsprechenden staatlichen Hoheitsrechte zu vertreten.
Die Ergebnisse der Untersuchung sollen in eine vergleichende Studie von mehr als 25 Ländern
einfließen und die Grundlage einer Art »Pisa für Lehrer«
sein. Zu allem
Überfluss ist der erneute Streit über die Rechtschreibreform, oder über die Reform dieser
Reform, in vollem Gange und zeigt das pädagogische und schulpolitische Dilemma in aller
Deutlichkeit.
Liebe Leserinnen und Leser, der Zeitpunkt für eine alsbaldige und umfassende Reform des
deutschen Schulsystems, die ihrem Namen alle Ehre macht, ist überfällig! Das meine und vertrete
ich.
Joachim Kasten