Frauen- contra Muttertag
Würde man sich Spaßes halber mal die Mühe machen, westdeutsche Männer zu fragen, was sie ihren Frauen am 8. März schenken, würde man sicher statt einer normalen Antwort einen verwunderten Gesichtsausdruck ernten. Denn obwohl dem Namen nach international, war der Frauentag wohl eher eine Erfindung der ehemaligen DDR. Wurden im Westteil der Republik lediglich die Mütter geehrt, konnten sich hierzulande nahezu alle Frauen über kleine Aufmerksamkeiten freuen. Für Männer hieß das damals nicht selten stundenlanges kollektives Anstehen vorm Blumenladen, um letztlich einen Strauß Nelken - vorzugsweise in Rot - zu ergattern. Für die Frauen war der 8. März oft ein willkommener Anlass, um sich von Mann und Kindern mal nach Strich und Faden verwöhnen zu lassen oder aber ausgelassen in der Brigade zu feiern. So war es früher. Und heute?
Offizielle Betriebsfeierlichkeiten mit Auszeichnungen und Prämien für verdiente Mitarbeiterinnen gehören sicherlich der
Vergangenheit an, aber »die Männer haben nie aufgehört, für ihre Frauen Blumen zu kaufen«
, so Katrin
Waniek. Die gelernte Blumenbinderin arbeitete bereits zu DDR-Zeiten als Floristin und hat jetzt ein
eigenes Blumengeschäft in der Selliner Passage.
»Kurz nach der Wende gab es zwar einen kleinen Einbruch im Frauentags-Geschäft«
, erinnert sie sich. Aber
nach und nach besannen sich die Herren wieder. So wurden es jedes Jahr mehr, die sich an den einst »verordneten
Tag«
erinnerten und den Frauen in ihrer Umgebung einen Blumengruß schenken wollten.
»Und«
, so Katrin Waniek, »es werden immer mehr.«
Trotz der übergroßen Blumenpracht
in den Läden heutzutage, greifen Viele noch immer zur guten, alten Nelke und das nicht etwa aus (n)ostalgischen Gründen,
sondern »weil sie schön aussehen, in den verschiedensten Farben vorhanden sind und sie sich lange halten
«
, erklärt die Floristik-Fachfrau. Der 8. März hält also wieder Einzug in unseren Alltag, wobei man hinzufügen
muss, dass es sich bei den hartnäckigen Frauenbeschenkern vorwiegend um Männer handelt, die die
DDR miterlebt haben.
»Ganz junge Männer, die für ihre Freundin Blumen zum Frauentag kaufen sind selten«
, so Katrin Waniek.
Das ist ebenso schade, wie die Tatsache, dass unsere Landsleute aus den alten Bundesländern den Ehrentag für die Frauen
nicht einfach übernommen haben. Im Gegensatz zu ihnen, haben wir den Muttertag schon längst verinnerlicht. Und zwar so
sehr, dass er mittlerweile in den Blumegeschäften zum stärksten Verkaufstag wurde. Aber: Frauentag hin, Muttertag her, wer
seiner Frau etwas Gutes tun möchte, braucht dafür keinen offiziellen Tag! Das findet auch Katrin Waniek: »Blumen
kann man immer verschenken, wenn einem danach ist.«
Magda