Bienvienidos en Mexico
Exklusiver Reisebericht der Leipziger Enno Seifried und Tony Nowak
Nach einem 14-stündigen Flug sind wir wohlbehalten in Los Angeles angekommen. Der Autokauf
und die Registrierung gestaltete sich, mit der Hilfe mehrerer einheimischer nice Guys, relativ easy.
Nun haben wir auf unserem Roadtrip einen »Lincoln Town car«
aus dem Jahre 88 als Partner.
Ein US-Flaggschiff erster Klasse. Nachdem Tony mehrere Zahnarztbesuche hinter sich hatte, steuerten
wir den Wagen Richtung »Baja California«
.
Dies ist eine zirka 1200 Kilometer lange Halbinsel im
Nordwesten Mexikos. Die Landschaft wird hier überwiegend von Wüsten bestimmt. Da wir zum
Glück nicht im Hochsommer unterwegs sind, ist die Hitze erträglich und die Vielfalt der über
einhundert Kakteenarten beindruckend. Hin und wieder findet man am Rand der »Mex 1«
,
die Hauptverbindungsstraße auf »Baja«
, kleine
Dörfer oder einsame Ranches. Bei einer dieser Ranches lernten wir Llonel kennen, der uns anbot unser
Zelt bei seinem Haus aufzustellen.
Das Wort Haus befriedigt in Mexiko nicht die Vorstellung eines deutschen Einfamilienhauses. Meistens wird hier einfach ein alter Wohnwagen genutzt, der mit Holzbrettern soweit erweitert wird, dass es zum Leben reicht. Als Bett dienen schnell mal zwei zusammengestellte Sessel. Die restliche Raumausstattung der Mexikaner gestaltet sich eher spärlich. Ein Tisch und ein Feuerofen auf dem gekocht wird. Fragt man nach dem Ort, an dem wir es gewohnt sind, allgemeine Bedürfnisse zu erfüllen, wird man nach draußen geschickt und an die nächsten Kakteen verwiesen.
Das gleiche geschieht hier ebenso mit anfallendem Müll, den die Mexikaner achtlos während der
Fahrt aus dem Auto oder daheim einfach aus dem offenen Fenster schmeißen. Bei Francisco, den wir
an der Westküste vom »gulf de California«
kennen lernten, stellten wir fest, dass auch Kakerlaken oder
zentimeterlange Tausendfüßler zum Inventar gehören.
Menschen in Mexiko lernten wir bis jetzt sehr schnell kennen.
Man steht mit dem Auto gelangweilt am Straßenrand, trinkt das gute mexikanische Bier und fragt, wo denn abends was los sei. Dies endet
meistens mit einem stundenlangen Gespräch und schnell wird der gute Tequila ausgepackt oder ein
Tütchen mit purem Gras gerollt. Die meisten Typen legen uns anschließend ans Herz, dass es einfach ist
Bekanntschaft mit den schönen Senioritas im Dorf zu machen. Wenn wir uns dann noch schüchtern zeigen,
übernimmt der Mexikaner schnell die Verkupplerrolle.
Als wir eines Abends bei der nächtlichen Fiesta zwischen all den Senioritas und Caballeros zur mexikanischen Liveband tanzten, wurde sofort ein Kreis gebildet, in die Hände geklatscht und wir konnten das Lächeln all der schönen Frauen einfangen. Allerdings könnte es sein, dass uns diese Bewunderung nur zuteil wurde, weil wir zum mexikanischem Rhythmus tanzten, als seien wir auf einer beathämmernden Technoparty in irgendeinem Fabrikgebäude in Leipzig.
Zu den beeindruckenden Landschaften, die wir bis jetzt sahen, können wir eigentlich nur sagen,
dass man sie gesehen haben muss. Im »Parque de San Petro Matir«
im Norden »Bajas«
bestiegen wir
einen 2800 Meter hohen Berg und konnten über die gesamte Wüste bis zum Golf von Californien gucken.
Dort saßen wir mehrere Stunden und fragten uns, wie all das einst entstanden ist. Fährt man mit dem Auto
entlang der »Mex 1«
, ändern sich mit jedem überbrückten Hügel Farben und Formen der Landschaft.
Die Wüste zeigt sich hier mit tausend verschiedenen Gesichtern. Mal ist die Erde rot und flach und nur in der Ferne erheben sich die Berge. Mal gibt es außer riesigen Felsbrocken nichts zu sehen und ein Stück weiter vermischt sich das Ganze mit meterhohen Saguarokakteen. Ebenso überwältigend ist es, wenn man den Wagen um eine Kurve aus den Bergen lenkt und nach hunderten Kilometern Trockenheit plötzlich vor den Weiten des Pazifik steht.
Als wir hier die zahllosen Surfer beobachteten, die sich an meterhohen Wellen übten, sahen wir
nicht weit vom Strand einen der Grauwale, die um diese Zeit gen Norden nach Alaska ziehen. Ebenso
sind hier Delphine, sowie Seelöwen heimisch.
Zurzeit befinden wir uns in der »Bahia de Los Angeles«
, die
Bucht der Engel. Von hier aus wird unser Weg weiter Richtung Süden zur Stadt »La Paz«
gehen, wo wir mit
der Fähre aufs Festland übersetzen wollen. Die Einheimischen auf »Baja«
erzählten uns, dass uns dort
ein völlig anderes Mexiko erwarten wird. Wir bleiben gespannt. Und wenn die Menschen weiterhin so
freundlich und die Landschaften so beindruckend sind, wird es in der nächsten Ausgabe einiges zu
erzählen geben.
Hasta Luego.