Aufatmen An der Kotsche
Gebäude werden von Insolvenzrichter verwaltet
In Denise Reuter¹ gärt es seit Wochen: »Mal liegen Kippen im Hausflur, mal klebt der Fahrstuhlboden, dann
wieder funktioniert der Lift überhaupt nicht, vom Hof, der nicht mehr gepflegt wird, ganz zu schweigen. Es ist wirklich
eine Zumutung «
, schimpft die Mieterin einer Wohnung an der Kotsche. Sie möchte nicht erkannt werden, befürchtet
Repressalien seitens der Hauseigentümer. Was sie am meisten erbost, sind die Nebenkosten, die sie regelmäßig bezahlt -
»für Leistungen, die schlicht und einfach nicht erbracht wurden«
. Eine eigenmächtige Mietkürzung hat sie
schon angekündigt - ab Oktober wollte sie fünf Prozent weniger überweisen.
Als Denise Reuter eines Tages von der Arbeit kommt und am Dreck vor und im Haus vorbeigeht, reißt ihr der Geduldsfaden:
»Jetzt ist Schluss«
, meint sie resolut. Briefwechsel mit dem »dubiosen«
Eigentümer
Level One (»da bekommt man nicht einmal heraus, wo der seinen Sitz hat - ganz komisch ist das«
) und der
Hausverwaltung Immobilien Krulich haben nichts klären können, sondern nur neuen Frust hervorgebracht. In den
Antwortschreiben von Level One sei sie regelrecht verhöhnt worden. Vom Wohl der Mieter war da zu lesen und ihre Wünsche
sowie Anregungen seien auf großes Interesse im Unternehmen gestoßen ... »Der Brief ist wirklich eine
Frechheit«
, sagt Frau Reuter und schüttelt voll Unverständnis den Kopf.
Auch von der Verwaltung sei sie ein wenig enttäuscht. »Natürlich ist mir klar, dass die nichts machen können -
es ist ja nicht ihr Haus. Aber die wissen doch was. Warum sagen sie uns nicht, was los ist?!«
»Dass Level One Zahlungsschwierigkeiten hat, haben wir natürlich gemerkt. Darum haben wir auch unsere Dienste
eingestellt. Sicher ist es nicht schön, wenn so ein Finanzstreit auf dem Rücken der Bewohner ausgetragen wird, aber es ist
das letzte Druckmittel, was uns bleibt«
, heißt es auf Anfrage von der Krulich Immobilien GmbH. Mittlerweile können
Denise Reuter und ihre Nachbarn aufatmen. Der Eigentümer der 930 Wohnungen sei laut Presseberichten in den Strudel der
weltweiten Finanzmarktkrise geraten und musste daraufhin Mitte September Insolvenz anmelden. »Das bedeutet, dass
die Häuser von einem Insolvenzverwalter übernommen werden und die Leistungen wieder in vollem Umfang wahrgenommen werden.
Der Lift, der zum Schluss gar nicht mehr funktionierte, ist bereits wieder in Betrieb«
, so die Auskunft der
bisherigen Verwaltung. Natürlich freue sich auch Krulich, dass die Unsicherheit der Mieter ein Ende habe. Allerdings
müssten sich diese nun auf einen bevorstehenden Eigentümerwechsel einstellen.
¹ Name geändert
Klaudia Naceur>