Worauf es ankommt
Grünau taugt zwar nicht so richtig zur typischen Hintergrundkulisse für solche Szene-Events wie einen BMX-Contest. Zu viel Grün, zu wenig Ghetto-Flair und trotzdem: Dieser Contest dürfte das absolute Frühjahrshighlight vor Ort für junge Leute gewesen sein. Endlich hat es Jemand gewagt, eine derartige Veranstaltung für diese Klientel anzubieten. Nicht, dass es dem Stadtteil an Lokalitäten, Vereinen oder Finanzierungsmöglichkeiten mangelt. Woran es hierzulande leider viel zu oft krankt, sind innovative, an der heutigen Jugend orientierte Ideen und der nötige Mut, Neues auszuprobieren.
Die Bewohner des Stadtteils sowie dessen Akteure hadern mit dem Image Grünaus. Der böse Blick trifft jeden, der das Wort
»Plattenbau«
auch nur denkt. Aber es sind nun einmal eben jene DDR-Bautypen, die das Bild des Viertels
prägen und es gilt aus dem, was da ist, das Beste zu machen. Daran wird auch schon kräftig gearbeitet. Ein Stadtteilprofil
soll entstehen - am besten gleich mehrere, damit sich jeder potenzielle Grünau-Bekenner angesprochen fühlt. Das damit
verfolgte hehre Ziel ist: Die Außendarstellung verbessern und Leute in den Stadtteil locken, die daraufhin erkennen:
»He! Grünau ist besser, als ich gedacht hab'!«
Und genau das dürfte dem Team um Sven Bemmann am Samstag gelungen sein. Ähnlich wie die IG pop mit ihrem »so
oder so festival«
, lockte der Triathlon e.V. junge Leute aus ganz Ostdeutschland an und leistete damit wertvolle
Imagearbeit für den verschrienen Kiez. Und das alles in Eigeninitiative, mit viel ehrenamtlichen Engagement und vor allem
Herzblut. Dem muss wirklich Respekt gezollt werden - gerade vor dem Hintergrund der heute üblichen Bedienmentalität, wobei
sich allerorts schadlos an den verschiedenen kommunalen Fördertöpfen gehalten wird und ohne städtische Gelder scheinbar
nicht einmal mehr ein Tag der Offenen Tür stattfinden kann.
Auf Sponsoring konnten die Organisatoren zwar auch nicht verzichten, aber dafür blieben ihnen die nervenaufreibende
Tortur der Mittelbeantragung und Richtlinieneinhaltung erspart und sie konnten sich voll und ganz dem Ereignis widmen. Die
Kids hat es gefreut - auch wenn sie nicht sofort eine Wohnung im ruhigen Grünau ordern werden. Aber vielleicht tragen sie
die Botschaft »Da kann man echt Spaß haben«
über die Stadtteilgrenzen hinaus. Und nur darauf kommt es
an.