Grün-As

Zahlen und Fakten

Folgen der Stadtratswahl aus Grünauer Sicht

Der Wahltag ist vorüber und die Hektik der vergangenen Wochen in einem insgesamt verschlafenen Wahlkampf hat sich gelegt. Die vergilbten Plakate verschwinden, die Propagandamaterialien werden verstaut und warten auf die nächsten Einsätze. Die Frage ist: Welche Folgen hat das Wahlergebnis für Grünau? In nüchternen Zahlen liest sich das Gesamtergebnis für die Stadt so: 41,2 Prozent der Bürger sind zur Wahl gegangen. Das bedeutet, dass die Wahlbeteiligung im Vergleich zu 2004 leicht angestiegen ist. Stärkste Partei ist die CDU im Stadtgebiet mit 23,6 Prozent gefolgt von der Partei Die Linke mit 23,1 Prozent, der SPD mit 20,4 Prozent, den Grünen mit 14,7 Prozent und der FDP mit 9,6 Prozent, sowie diversen kleineren Parteien.

Bild Vereinfacht ausgedrückt lässt sich feststellen, dass von den Stimmenzuwächsen vor allem die kleineren Parteien profitiert haben. Am stärksten verloren hat hingegen die SPD. In Grünau ergibt sich folgendes Bild: Wahlbeteiligung 35,4 Prozent; 21 Prozent SPD, 33,9 Prozent Die Linke; 19,1 Prozent CDU; Bündnis90/ Die Grünen 6,7 Prozent und 9 Prozent FDP, sowie Andere. Das bedeutet im Ergebnis, dass ganze vier Kandidaten aus Grünau in den Leipziger Stadtrat einziehen. Heiko Bär für die SPD, Ilse Lauter und Sören Pellmann für die Partei Die Linke und Dietmar Kern für die CDU. Damit ist parteiunabhängig der Einfluss von Grünau in der Ratsversammlung weiter geschrumpft. Beim letzten Mal waren es noch sechs Kandidaten aus Grünau, die im Stadtrat vertreten waren.

Dass die Anzahl von Sitzen für den hiesigen Stadtteil zurückgegangen ist, liegt dabei an der niedrigen Wahlbeteiligung in Grünau und Lausen. Nirgendwo anders in Leipzig haben weniger Bürger/-innen ihre Stimme abgegeben. Umgekehrt ist der Wahlkreis 4 - der Leipziger Süden - aufgrund der höchsten Wahlbeteiligung in Leipzig mit insgesamt neun Vertretern in den Stadtrat eingezogen. Damit wird es auch in Zukunft deutlich schwieriger, Leipzigs bevölkerungsreichsten Stadtteil angemessen zu vertreten. Das ist unabhängig von der Frage der Parteienbindung kein gutes Zeichen für Grünau. Niederschlagen kann sich das in der Frage der Verteilung von städtischen Geldern für Sanierungsmaßnahmen, für Baumaßnahmen und ähnlichem. Damit ist ein Kernziel der Parteien nicht erreicht worden - nämlich eine angemessene Vertretung des Stadtteils zu sichern. Das ist auch in der Außendarstellung von Grünau ein Problem. Andere Eindrücke haben sich hingegen vertieft. Wie schon bei den letzten Wahlen bleiben Grünau und Lausen eine Hochburg der Partei Die Linken, die stadtweit hier ihr relativ stärkstes Ergebnis einfahren konnte.

Auf der anderen Seite haben die Grünen in Grünau nach wie vor ihren schwächsten Stadtteil - auch wenn sie deutliche Zugewinne machen konnten. Überraschend auch, dass die FDP diesmal mit 9 Prozent ein hohes Ergebnis einfahren konnte. Dies dürfte mit der Popularität des Kandidaten zusammenhängen, der hier bislang als Mediziner tätig war. Gleichwohl reichte es nicht, für einen Sitz im Leipziger Stadtrat. Ebenso überraschend ist, dass mit Karl-Heinz Obser auch kein Vertreter der DSU mehr den Sprung in den Leipziger Stadtrat geschafft hat. Die DSU erreichte im gesamten Stadtgebiet nur ein Prozent der Stimmen, was nicht für einen Sitz im Leipziger Stadtrat ausreicht. Das Ergebnis der DSU in Grünau war mit 1,5 Prozent nur unwesentlich besser. Es ist zu vermuten, dass die DSU unter anderem Stimmen an die Wählervereinigung Leipzig und an die rechtsextreme NPD verloren hat. Diese trat in Leipzig zum ersten Mal flächendeckend zur Kommunalwahl in Leipzig an und erreichte im Stadtgebiet 2,9 Prozent der Stimmen - was zwei Stadtratsmandate bedeutet. In Grünau erreichte die NPD 4 Prozent. Von einer Hochburg der Nazis ist der Leipziger Stadtteil damit deutlich entfernt und das trotz der geringen Wahlbeteiligung, die normalerweise Kleinparteien begünstigt.

Im Ergebnis wird die niedrige Wahlbeteiligung damit zu einem Hauptproblem in Grünau. Für die anstehenden zwei Wahlen, am 30. August die Landtagswahl und am 27. September die Bundestagswahl sind damit die Bürger/-innen umso mehr gefordert, ihre Stimme abzugeben.

Jürgen Kasek
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