Grün-As
Leipzig Grün-As Stadtteilmagazin

Editorial

Durschwurschteln

Liebe Leserinnen und Leser, als Bewohner Grünaus wird Ihnen folgende Anekdote vielleicht irgendwie bekannt vorkommen: Neulich, an einem Tag im März, stürzte ich mich nichtsahnend in den motorisierten Individualverkehr auf den Straßen des Stadtteils.

Sprich: Ich wollte mal eben schnell von meinem Büro im WK 8 in den Stadtteilladen im Zentrum Grünaus fahren. Mein Fahrrad hatte leider einen Platten und so musste ich aufs Auto umsteigen. Fünf Minuten braucht man normalerweise für diese Strecke – selbst im Berufsverkehr. Meine Fahrt endete jedoch bereits kurz nachdem ich den Parkplatz verlassen hatte. Eine spontane und nicht gerade üppig ausgeschilderte Sperrung der Straße am See ließ mich eine kleine Extra-Runde durchs »Ostsee-Viertel« nehmen. Dass viele Autofahrer von den Bauarbeiten ebenfalls jäh überrascht wurden, zeigten etliche waghalsige Wendemanöver, Gehupe, Gehwegfahrten und genervtes Gasgeben in der 30-er-Zone.

Natürlich waren durch die umgeleiteten Fahrzeuge auf den relativ engen Straßen die paar hundert Meter Umweg komplett verstopft, aber irgendwann bin ich dann doch wieder auf meiner ursprünglichen Route gelandet. Der weitere Weg sollte mich über die Lützner Straße führen, was in einem heillosen Durcheinander endete, da im Kreuzungsbereich Kiewer Straße die Gleise erneuert werden. Die ausgeschilderte Umleitung für Auswärtige führt sehr weitläufig und gänzlich am Viertel vorbei. Ist man jedoch bereits mittendrin oder möchte ein Ziel innerhalb Grünaus erreichen, muss man sich wohl oder übel im Zickzack durch den Stadtteil wurschteln, was selbstredend auch Vorteile hat. Kommt man doch auf diese Weise mal wieder in Ecken, die man schon sehr lange nicht mehr sah.

Dem Ganzen also immer noch etwas Positives abgewinnend, kurvte ich also im Stop-and-Go und mit gefühlten abertausend anderen Verkehrsteilnehmern durch Grünau. Dabei ist es ja nicht so, als ob man die Tücken des Verkehrs hierzulande nicht kennen würde. Eine irre Straßenführung ist dem Stadtteil sowieso von jeher beschieden. Jahrelang war zudem die Haupteinflugschneise in und durch den Stadtteil über die Lützner Straße aufgrund von Bauarbeiten an der Luisenbrücke gesperrt und seit Dezember 2014 hat man das gleiche Szenario auf der Antonienstraße, die ich als Südvorstädter täglich befahren muss. Rein kommt man ja noch ganz gut, aber auf dem Rückweg zuckelt man durch ganz Plagwitz. Alternativ gibt es noch den Weg über Lausen und Großzschocher.

Die nervige Autofahrt des Tages noch frisch im Gedächtnis und die Ausweichroute im Hinterkopf begab ich mich also an jenem Tag im März auf selbige und ach, was soll ich sagen – ich scheiterte kläglich. Gewundert hat es mich freilich nicht mehr, dass justament, wenn ich da mal langfahren möchte, der Bahnübergang in der Gerhard-Ellrodt-Straße gesperrt ist.

Nein, nicht weil ein Zug kam, das hätte ich dann auch noch locker aussitzen können, sondern ebenfalls wegen Bauarbeiten. Mittlerweile echt stinkig, bin ich am Ende über die A38 und die B2 nach Hause gefahren. Was sag ich gefahren – den Frust habe ich mir rausgerast – die A38 kennt ja glücklicherweise kein Tempolimit – und war am Ende sicher noch zeitiger zu Hause als wäre ich umgekehrt.

Und das Fazit der Geschicht': Wart mit dem Reifen flicken nicht. Ich wünsche Ihnen eine schöne Radfahrsaison und allen Autofahrern gute Nerven.

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