Grün-As
Leipzig Grün-As Stadtteilmagazin

Eistauchen

...will sehen was ich weiß, von Tauchern auf dem Eis

Es ist Wochenende, und seit Langem einmal richtig schön. Die Sonne gibt ihr bestes, da kann man sich schließlich nicht mit Haushalt und ähnlichen öden Sachen beschäftigen. Also raus aus dem Haus und auf zum Kulki. Der Januar war bisher recht kalt, und es hieß, der See sei zugefroren. Das ist das erste Mal seit ein paar Jahren, und auch dieses Schauspiel lohnt es sich zu genießen. Außerdem hoffe ich, eventuell ein paar Freunde zu treffen, die dem seltenen Hobby des Eistauchens frönen.

Außer mir haben wohl noch ein paar mehr Leute Lust auf frische Luft, denn es herrscht reger Betrieb an der Tauchschule Delphin. Unter dem strahlend blauen Himmel haben die Eisbader der »Leipziger Pinguine« in Ufernähe ein großes Loch in die Eisdecke gesägt und planschen bei etwa einem Meter Wassertiefe fröhlich in dem zwei Grad kalten Wasser herum. Schaulustige trauen sich zwar bis zum Ufer, aber doch nicht auf das Eis. Ein Stück weiter draußen steht unter anderem Reini, der Chef der Tauchschule, an einem Stehtisch und beobachtet das Treiben an einem weiteren Eisloch, an dem sich ein paar Taucher in warmen Tauchanzügen zu schaffen machen.

Einer der Taucher ist bereits im Wasser: Gesichert mit einer Leine und bewaffnet mit Lampe und Kamera verschwindet er langsam unter Wasser und unterm Eis. Da dieses ziemlich klar ist, kann man ihn wie einen großen Fisch darunter hinweg gleiten sehen. Große Luftblasen sammeln sich unter der Eisdecke, die Sonne und die Taucherlampe wetteifern miteinander um die besten Spiegelungseffekte. Inzwischen hat sich ein zweiter Taucher im »Badeloch« fertig gemacht und taucht ebenso mit Leine gesichert unters Eis. Die Sicherungstaucher draußen verfolgen genau, wohin ihre Leinenfische ziehen. Schließlich erfordert das Tauchen unter Eis spezielle Sicherungsmaßnahmen und Aufmerksamkeit.

Als die Taucher dann wieder zurück zum Eisloch schwimmen, können die Aufpasser ihre Beine entspannt vom Rand des Eisloches im Wasser baumeln lassen. Dazu gibt es zünftig Eis aus der Tüte und natürlich Dekompressions- Bier. Als sich der letzte Taucher dann wie eine Robbe auf das Eis wälzt (das Herauskommen mit der schweren Ausrüstung ist in jedem Fall schwerer, als das Hineinspringen), schwappt eine Welle Wasser übers Eis, die mich erstmal in die Flucht schlägt. Außerdem gibt das Eis gelegentlich Knallgeräusche ab, die daran erinnern, dass fünf Zentimeter dickes Eis nicht unbedingt bruchsicher ist.

Nach Abschluss der Taucherei wird die herausgesägte Eisplatte wieder in das Eisloch eingefügt, und die Stelle mit Tannengrün gekennzeichnet, damit nicht aus Versehen Spaziergänger verunglücken.

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