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Ei, Ei, Ei...

Ostern und seine Bräuche

Warum bringt ein Hase zum Osterfest eigentlich Eier? Als Kind hinterfragt man solche offensichtlichen Merkwürdigkeiten nicht. Im Erwachsenendasein scheint die Eierfrage rational geklärt. Also die, warum es überhaupt im Frühling zu einem solch immensen Eierüberschuss kommen kann. Na klar: Gute Christen haben seit der Fastnacht 40 Tage lang keine mehr gegessen. Ergo sind welche übrig.

Die Vielfarbigkeit lässt sich auch leicht herleiten: Um das Legedatum nachvollziehen zu können, wurden die Eier verschiedenfarbig gekennzeichnet. So weit verständlich.

Aber die Hasen? So richtig kann diese Frage tatsächlich nicht beantwortet werden. Einer Theorie zufolge könnte der Zusammenhang darin bestehen, dass beide – Hase und Ei – vorchristliche Symbole für Fruchtbarkeit und neuem Leben gewesen sind. Zudem galten die Mümmelmänner als heiliges Tier der germanischen Frühlings- und Fruchtbarkeitsgöttin »Eostrae«, die wiederum Namensgeberin für das eigentliche Fest sein soll.

Lange bevor der christliche Glaube nach Europa kam, wurde hierzulande der Frühlingsbeginn gefeiert. Seit etwa 1700 Jahren ist das von der Kirche adaptierte Ostern nun untrennbar mit der Kreuzigung von Jesus verbunden und damit der wichtigste Termin im Kirchenkalender. Neben speziell christlichen Bräuchen wie dem Fischessen am Karfreitag, bei dem symbolisch der Verfolgung früher Religionsangehöriger gedacht wird, wurden nicht selten auch heidnische Riten einfach übernommen.

So zum Beispiel den Brauch des Osterwassers: Nach dem Volksbrauch muss das Osterwasser in der Nacht von Samstag auf Ostersonntag zwischen Mitternacht und Sonnenaufgang aus einem Bach geschöpft und schweigend nach Hause getragen werden. Es soll ein ganzes Jahr lang Augenleiden, Ausschlag und andere Krankheiten heilen, für ewige Jugend und Schönheit sorgen. In verschiedenen Regionen Deutschlands wird aus Dankbarkeit zum lebensspendenden Wasser noch heute der Brunnen im Dorf geschmückt und mit Osterschmuck verziert.

Auch die Tradition des Osterfeuers reicht in die vorchristliche Zeit zurück. Das Feuer ist schon im Altertum den Menschen und Göttern heilig gewesen. Die sechs Vestalinnen (altrömische Priesterinnen der Vesta) hatten dafür zu sorgen, dass niemals das heilige Feuer ausging. Bereits im Altertum war das Feuer heilig. Mit Frühlingsfeuern wurde in heidnischer Zeit die Sonne begrüßt, die als Mittelpunkt des Lebens galt. Dieser Kult sollte Fruchtbarkeit, Wachstum und die Ernte sichern. Die Bedeutung der Frühlingsfeuer wurde im 8. Jahrhundert in Frankreich auf den christlichen Glauben übertragen. Der Sieg über den Winter und das Erwachen nach einer langen kalten Zeit wurden auf die Auferstehung Jesu umgedeutet, der als Licht der Welt die Finsternis erhellt.

Für religiöse Laien ist die Osterkerze schon weit weniger bekannt. In ihr sollen sich die griechische, jüdische, römische und christliche Lichttradition vereinigen. Das Licht gilt als Zeichen des Lebens. Die Osterkerze und die Lichtfeier zu Beginn der Liturgie haben ihre frühesten Wurzeln in der Sitte der alten Kirche, die Osternacht mit zahlreichen Kerzen zu erhellen. Zusätzlich gab es in der Stadt Rom den Brauch, die Osternachtsfeier mit zwei mannshohen Kerzen zu erleuchten.

Es gibt auch ganz verrückte Bräuche, die sich im Laufe der Zeit lokal herausgebildet haben. So wird in einigen Gegenden Deutschlands das traditionelle Osterfeuer zum Spektakel, in dem große, mit Stroh gestopfte Holz räder in Brand gesteckt und einen Hang hinab gerollt werden. Das Ganze nennt sich dann Osterrad.

In Sachsen vergnügt man sich mit runterrollenden Eiern, die von Kindern aufgefangen werden müssen. Eierschieben heißt das. In Bayern werden die Eier nicht gerollt, sondern geworfen. Beim Eierwerfen wird das Ei traditionell in ein Wollsäckchen gesteckt und auf einer Wiese oder Weide von sich geschleudert. Der Wurf wird so lange wiederholt, bis die Eierschale kaputt ist, dann scheidet man aus. Sieger ist der, dessen Ei am längsten heil bleibt und die meisten Würfe übersteht.

Der genaue Ursprung des Osterreitens, was sich in Teilen von Sachsen und Brandenburg großer Beliebtheit erfreut, ist unklar. Die Prozessionen finden am Ostersonntag statt. Mit Frack und Zylinder gekleidete Männer reiten auf reich geschmückten Pferden eine festgelegte Prozessionsstrecke entlang, traditionell in den Nachbarort, und verkünden die Auferstehung Christi auf ihrem Weg. An der Spitze der Prozession reiten in der Regel Träger mit Fahnen, einem Kreuz und einer Christus statue.

Es darf aber auch das ganz profane Eierfärben, -suchen und -aufessen sein. »Grün-As« wünscht all seinen Lesern – vor allem den Jüngsten ein schönes Osterfest

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