50.000 Bliemchen für Grünau
Wohnungsgenossenschaften regen Gemeinschaftssinn an
Die Angestellten und Wartungsmonteure der WBG »KONTAKT«
und »HEITERBLICK«
verteilten an die
Bewohner ihrer Gebäude in der ersten Aprilwoche fast 50.000 Stiefmütterchen in Leipzig-Grünau.
Zeitgleich wurde auch in Paunsdorf gepflanzt und gegärtnert.
Mit dieser Aktion wollte der
Vorstand der Genossenschaft den Gemeinschaftsinn fördern und natürlich Grünau noch etwas bunter
machen, sagte uns der Vorstandchef Rainer Löhnert. Diese Idee wurde von sehr vielen Mietern mit
Begeisterung aufgegriffen und umgesetzt. Zum Abschluss gab es übrigens für alle noch Bockwurst
und Bier im Kontaktladen am Nelkenweg.
Einige hundert Meter weiter an der Parkallee hatten sich die Mieter des Wohnblocks Alte
Salzstraße 82-88 zu diesem Zeitpunkt noch mit Hacke und Spaten bewaffnet, um ihren
Aussenanlagen zu Leibe zu rücken. Der »Objektverantwortliche«
Horst Pätz (65) hatte bei seiner
Genossenschaft über dreißig Geräte und diverses Strauchwerk geordert. Über einen bunt
gestalteten Computeraushang wurden die Mieter der vier Häuser von Monika Peschel zum Mitmachen
animiert. »Auf zum Frühjahrsputz«
hieß es da, und fast 30 Bewohner gruben und hackten mit.
Alles war wie zu besten DDR-Hausgemeinschaftszeiten, nur kleine Unterschiede gab es zum
Arbeitseinsatz von damals: den blauen Müllsack, das Ur-Kostitzer (gab’s nur zur Messe!) und
die wackligen Arbeitsgeräte, die nicht aus der Konsumgüterproduktion stammten. Die Bewohner
waren um Einiges älter geworden und die Kinder fehlten. Diese sind weggezogen, und das meist
der Arbeit hinterher, die es hier nicht so reichlich gibt wie die Stiefmütterchen.
Monika Peschel, eine der Hauptinitiatoren der Aktion holte die Stühle aus dem Keller und zeigte uns noch den Gemeinschaftsraum, gleich neben dem Fahrradkeller. Sie hofft, dass hier auch wieder mehr Leben einzieht. Zum Abschluss sorgte Herr Petzold noch für das leibliche Wohl, es gab auch hier kostenlos für alle Beteiligten Bratwurst, Wein und Bier. Finanziert wurde dies übrigens aus der Objektkasse, die es immer noch gibt. Das letzte Geld floss Anfang der neunziger Jahre aus Galamitteln für die Pflege der Grünanlagen. Somit fand ein Vormittag sein Ende, der leider noch nicht wieder überall so läuft wie in der Alten Salzstraße 82-88 in Leipzig-Grünau.
Aber vielleicht bekamen die, die nur die Stiefmütterchen für ihren Balkon holten, oder auch nur
hinter dem Fenster standen und zuschauten, ein schlechtes Gewissen und sind beim nächsten Mal
dabei, wenn es wieder heißt: »Alles raus zum Frühjahrsputz«
. Monika Peschel ist jedenfalls
guter Dinge und hofft, dass eine solche Aktion jetzt wieder zweimal jährlich um ihren Block
herum stattfindet. Die Redaktion und der KOMM e.V.möchten allen Beteiligten für diese
Initiative danken und insbesondere der »Blockgemeinschaft Alte Salzstraße 82-88«
das Herz-AS
des Frühlings 2000 verleihen.