Grün-As

Leserbriefe

Herr Werner Arnold aus der Ringstraße schrieb unserer Redaktion am 2. Juli 2001 den folgenden Brief, der in Ausgabe August 2001 veröffentlicht wurde:

Betr.: Grün-As Nr. Juli/01
Sehr geehrter Herr Walther!
Ihr Stadtteilmagazin macht sich mit Recht stark, dass es den Bewohnern von Grünau gut geht bzw. sie gern in Grünau wohnen. Leider trübt dieses Bild die vielen freien Wohnungen. Darüber jammern vor allem die Grundstückseigentümer bzw. deren Verwaltungen.

Dazu gehört auch die von Ihnen gelobte WSHG, und das zu unrecht, was Ihnen die Mieter jederzeit bestätigen können. Wir erden permanent mit Postwurfsendungen bombardiert, in denen kompetende und nicht kompetende Institutionen sich gegenseitig beschimpfen und der WSHG Versagen vorwerfen. Man kann darüber nur den Kopf schütteln.

Aber Fakt ist, dass die WSHG recht eigenartige Methoden hat. Statt Aufträge an Firmen in der Region zu vergeben, beauftragt man Firmen in den alten Bundesländern. Zuletzt geschah es vor wenigen Tagen, als man eine Firma in Niedersachsen beauftragte, den Warm- und Wasserverbrauch zu ermitteln. Damit schafft man bei uns keine Arbeitsplätze und es werden wieder Mieter ausziehen und zwar dorthin, wo die Aufträge von hier landen. Oder hat da wieder jemand die Hand aufgehalten?

Mit freundlichen Grüßen

Werner Arnold

Anmerkung der Redaktion: Der Artikel in der Juli-Ausgabe war eine Pressemitteilung der Agentur idea.kommunikation, die im Auftrag der WSHG arbeitet.

Am 08.08.2001 schrieb Herr Schröder aus Grünau folgenden Brief an unsere Redaktion, der in der September-Ausgabe veröffentlicht wurde:

Betr.: Grün-As: August 2001

Sehr geehrter Herr Walther!
Mit großem Interesse las ich den Artikel des Herrn Werner Arnold aus der Ringstraße. In diesem Artikel erregte sich der Mieter der WSHG, dass der viel »gelobte« Eigentümer das Ablesen der Heiz- und Wasserkosten von einem Unternehmen aus den alten Bundesländern vornehmen lies.

Meiner Ansicht nach ist dieses die kleinste Ungereimtheit der WSHG. Zum Beispiel wird die Hausreinigung von der Firma Gegenbauer, dessen Chef, Präsident der Berliner IHK, damals im Aufsichtsrat des Aubis Unternehmens saß, ausgeführt. Deshalb könnte hier ein ortsansässiges Unternehmen beauftragt werden, was vor allem die Hausreinigung ordnungsgemäßer und sauberer durchführt und in Leipzig Steuern zahlt.

Ein weiteres Beispiel ist die Versicherung der WSHG. Hierbei zahlten wir für eine 69,35 qm große Wohnung 1996: 56,99 DM (29,13 Euro), 1997: 196,81 DM (100,62 Euro) und 1998: 189,92 DM (97,10 Euro) jährlich. Laut Nebenkostenmietspiegel der Stadt Leipzig dürften hierbei im Schnitt 83,22 DM (42,54 Euro) jährliche Kosten auflaufen. Die Erhöhung der von den Mietern zu zahlenden Beiträge hängt sicher mit der Berliner Versicherung, einer Allianz Hauptvertretung, zusammen. Wir müssen sicher einen Hauptstadtzuschlag zahlen.

Ist dieses rechtmäßig, oder ein Relikt aus Zeiten der Berliner Seilschaften, oder der offenen Hand? Werden denn unsere Mieten und die Erträge daraus in Leipzig versteuert?
Mit freundlichen Grüßen
Hans-Jürgen Schröder
04207 Leipzig

Frau Christine Halle aus Grünau schrieb uns am 31. Juli 2001 folgende Zeilen:

Liebe Redaktion,
nachdem ich gerade von einem Einkauf im PEP-EXTRA Markt zurückgekommen bin, möchte ich Ihnen das dabei Erlebte nicht vorenthalten.
Während ich durch die Gänge schlenderte, lief ein ungefähr 17-jähriges Jüngelchen laut krakeelend ebenfalls durch den Markt. Irgend etwas schien ihm zu missfallen. Wahrscheinlich, dass niemand auf seine Spinnereien einging. Später verließ er anscheinend den Einkaufsmarkt. Als ich an der Kasse war, kam er erneut in die Kaufhalle mit einem jungen Mädchen. An jeder der zwei Kassen standen ungefähr fünf Leute. Das Bürschlein stellte sich auch an mit einer Dose Bier und Zigaretten und nölte erneut herum.

Etwa in der Art, ob denn nicht noch eine Kasse geöffnet werden könnte und was das für eine Wirtschaft sei, wo er denn hier wäre. Wohlgemerkt, er war keiner der ungepflegten Sorte. Die Haare fein aufrecht gestylt, Sonnenbrille, ordentliche Sachen. Aber doch eine recht lächerliche dünne, kleine Figur. Seine Wutausbrüche waren eigentlich eine Beleidigung für die Kassiererinnen. Mir ging sein Getue auf die Nerven. Ich wies ihn zurecht. Es passte mir einfach nicht, dass so eine Gestalt sich derart unflätig benahm. Nach einer kurzen Verblüffung seinerseits grölte er mich nun voll. Keiner der Kunden an den Kassen ergriff etwa dafür die gleiche Initiative wie ich, dass er sich gefälligst benehmen soll.

Alle kramten in ihren Körben, die Kassiererinnen blickten nach unten in ihre Kassen und ließen sich lieber beleidigen, als sich zu wehren. Warum eigentlich? Ich kann mich noch sehr gut an couragierte Verkäuferinnen und Kassiererinnen aus anderen Zeiten erinnern. So eine Verhaltensweise auch der Kunden, wäre zu DDR-Zeiten nicht denkbar gewesen. Wahrscheinlich wäre der Wüterich hochkant raus befördert worden. Diese Gleichgültigkeit oder auch Angst gibt mir sehr zu denken. Meiner Meinung nach ist Wegsehen eine Art Hehlerei. Courage heißt sinngemäß übersetzt - beherzt sein.

Vielleicht sind es bei einem ähnlichen Vorfall in Zukunft mindestens zwei Leute, die sich beherzt zeigen. Ich werde auch beim nächsten Mal nicht wegsehen.

Christine Halle
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