NEUES FORUM | Oliver KloßAlter: 41 Jahre |
1. Wie brachten/bringen Sie sich als Kandidat in den Stadtumbauprozess in Grünau ein, vor
allem vor dem Hintergrund, dass der STEP nicht mehr zu gelten scheint und
der Eindruck entsteht es herrsche eine »Abriss-Anarchie«
?
Erst nach der Kommunalwahl wird seitens der Verwaltung dem Stadtrat der Bericht über die Umsetzung
des »STEP Wohnungsbau und Stadterneuerung/Teilplan
Großsiedlungen«
vorgelegt werden. Zur Fortführung der Informationsreihe »Forum Grünau«
ist das
Dezernat Stadtentwicklung/Bau bisher nicht bereit. Eine solche Strategie macht misstrauisch, nährt Gerüchte und
verunsichert die Betroffenen. Bezüglich der Brackestraße 36-46 wurde sowohl ein Beschluss der Ratsversammlung durch die
100%-Tochtergesellschaft der LWB umgangen als auch der
Protest gegen den Abriss ignoriert, den über 2.500 Bürgerinnen und Bürger mit ihrer Unterschrift bekundet hatten.
Selbstverständlich werde ich dafür eintreten, dass sich dergleichen nicht wiederholt.
2. Wo und wie wollen Sie sich zukünftig als gewählter Stadtrat für die Belange Grünaus einsetzen?
Infolge der permanenten Verschlechterung der finanziellen Ausstattung der Kommunen ist der
Spielraum für Entscheidungen der Kommunalparlamente zunehmend enger geworden. Auch daran hat
sich seit der Abwahl der Bundesregierung 1998 nichts verbessert. Als OBM
Tiefensee noch in der Hartz-Kommission mitwirkte, setzte er sich zugunsten der Stadtkasse für
die Entrechtung und Verarmung der Arbeitslosen- und Sozialhilfeempfänger ein. Doch diese üble
Rechnung ging nicht einmal auf. Im Gegenteil: Mit den sozialen Konter-Reformen der rot-grünen
Bundesregierung kommen allein infolge des Gesetzes »Hartz IV«
auf Leipzig 42 Millionen €
Mehrausgaben zu.
Der Sozialbeigeordnete erklärte sogar, »es könnte durchaus noch schlimmer kommen«
.
In diesem - nicht von uns verschuldeten - Handlungsrahmen wäre es unredlich, wollte ich Versprechungen
machen, die zu halten nicht sind. Zum Beispiel wären kostengünstige öffentliche Kultur- und
Freizeiteinrichtungen besonders in Grünau Nord notwendig. Solange es aber nicht gelingt die
Rahmenbedingungen grundlegend umzusteuern - und dafür ist das Engagement aller Betroffenen
entscheidend -, muss verantwortungsvolle Kommunalpolitik für mich mindestens Widerstand gegen
weitere Kürzungen im Sozial-, Bildungs- und Kulturbereich heißen.
3. Wie unterstützen Sie als Politiker das Projekt »Bürgerhaus Brackestraße 48«
(eine
Initiative Grünauer BürgerInnen zur Umnutzung eines ehemaligen Ärztehauses zu einem offenen
Haus mit Bibliothek, Theater, Sportvereinen, Volkshochschule, KOMM e.V.
u.a. Nutzern)?
Diese Initiative Grünauer Bürgerinnen werde ich unterstützen, doch das werden wohl alle Kandidaten beteuern. Da ich selbst in einem Kultur-Verein tätig bin, weiß ich um nahende Probleme. Zwar wissen wir, dass sich Leipzig bald der kürzesten U-Bahn der Welt rühmen darf, doch wer vermag zu sagen, wie viele Vereine und kommunale Einrichtungen das nächste Jahr überleben können? Ich möchte sinnvolle Prioritäten setzen.
4. Wie sehen Sie die Zukunftschancen des Stadtteils Grünau?
Es erinnert an DDR, wenn in öffentlicher Diskussion die
ökonomische Analyse zunehmend durch Propaganda (»Ich-AG«
etc.) und
gesetzlichen Zwang (Hartz-Gesetze) ersetzt wird. Dass die Verlängerung der (Leben-) Arbeitszeit bei steigender
Produktivität keine regulären Arbeitsplätze erzeugen kann, versteht jede und jeder. Da die reaktionärste Clique in der
SPD ohne Rücksicht auf Verluste der eigenen Partei auf
Bundesebene CDU-Politik fortführt, werden nicht nur Grünauer von
Zukunftsängsten beschlichen. Schon stellt die Leipziger Stadtverwaltung skandalöse Überlegungen an, ob sich Leipziger
»Arbeitslosenhilfe II«
- Bezieher im nächsten Jahr zum Schuheputzen für Touristen nötigen lassen. Die
Zukunft bleibt aber offen und ich will an deren freiheitlicher Gestaltung mitwirken.