Grün-As

Unsere Senioren im 21. Jahrhundert

Der uralte Menschheitstraum eines langen Lebens ist Realität geworden in unserer Gesellschaft, die erstmalig erlebt, dass deren Mehrheit über 50 Jahre alt ist. Viele erleben gleichzeitig mit den Eltern, Großeltern und Urgroßeltern die Welt und es entwickeln sich adäquate, völlig neue zwischenmenschliche Beziehungen und Lebensformen. Eine Ursache hierzu ist die biologische Revolution des Alterns, die das künftige Problem in der Welt sein wird.

Es ist vor allem und vorerst eine Herausforderung für alle, die wie ich, zwischen 1925 und 1945 geboren wurden. Wir müssen lernen, 70 - 80 oder 90 Jahre und älter zu werden - ohne zu verstummen. Das ist die neue Lebensaufgabe der Senioren im 21. Jahrhundert. Sie muss von uns selbst aktiv gestaltet werden, um vom gesellschaftlichen Abstellgleis wegzukommen und im Alter ein neues Lebensgefühl zu erfahren. Jedoch führen die unterschiedlichen bis gegensätzlichen Interessen zwischen den Generationen zu Konflikten, die es nicht leichter machen. Wir müssen gegen tief verwurzelte Vorurteile und Ungeheuerlichkeiten ankämpfen.

Zum Beispiel gegen solche wie: »alt und senil« oder »alt und hässlich«! Wir müssen uns erheben gegen Klischees, wonach Jugend genial und schöpferisch, das Alter aber stumpf und verbraucht sei. Wahr ist vielmehr, dass weltbekannte bedeutende Philosophen, Wissenschaftler, Künstler und Musiker ihre schöpferischen Phasen überwiegend im Alter erlebten.

Liebe zahllose Unbekannte meiner Seniorengeneration, es wird Zeit, dass wir uns stärker als bisher und unüberhörbar in das gesellschaftliche Bewusstsein zurückmelden. Unsere Zeit ist so kostbar wie Geld! Stärken wir unser Selbstbewusstsein und unser Selbstvertrauen indem wir uns auf unsere Lebensleistung, auf unser Wissen und Können, auf den unbezahlbaren Schatz unserer Lebenserfahrungen und Altersweisheit berufen. Das verleiht uns die moralische Stärke und die Kraft, unseren berechtigten Interessen eine Lobby zu verschaffen.

Legen wir die Samthandschuhe beiseite und kämpfen als Mehrheit um unseren Platz in der Gesellschaft. Fehlschläge sollten uns nicht entmutigen, auch die Zeit ordnet viele Dinge. Allzu viel bleibt unerwähnt, es sollte uns nicht aufhalten, entschlossen zu beginnen und zwar bei uns selbst. Wer glaubt, nichts sei einfacher, als sich und sein Leben im Alter zu verändern, der irrt. Ich werde mir Mühe geben!
Joachim Kasten

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