Liebe Leserinnen und Leser, wie sich sicher richtig vermuteten, handelt es sich bei dem
folgenden Artikel um unseren alljährlichen April-Scherz.
Die Online-Redaktion
Grünau im Schock!
Stadtteil wird noch in diesem Jahr ausgemeindet
Bereits nach Redaktionsschluss erhielt das Grün-As einen anonymen Hinweis, dass es ein streng geheimgehaltenes Papier gäbe, wonach Grünau noch in diesem Jahr ausgemeindet werden soll. Die Meldung sei richtig, sollte allerdings noch gar nicht publik werden, erfuhr Grün-As auf Anfrage bei den Verantwortlichen der Stadt. Die Kommune wollte diese Entscheidung erst nach der Bürgermeisterwahl am 10. April bekannt geben, um das Wahlverhalten der Grünauer nicht zu beeinflussen. Um einen Eklat im Wahlkampf zu vermeiden, wurde in Folge des Bekanntwerdens dieser brisanten Unterlagen die Veranstaltung mit dem noch amtierenden Oberbürgermeister Wolfgang Tiefensee (SPD) abgesagt.
Aus den, der Redaktion vorliegenden geheimen Papieren, geht hervor, dass Leipzig sich zu diesem Schritt entschlossen
habe, weil sie »sich Grünau aus Image-Gründen nicht mehr leisten kann«
. Den Unterlagen liegt eine, beim
NOK in Auftrag gegebene Studie, wonach es allein dem hiesigen
Stadtteil zu schulden sei, dass die Sportstadt Leipzig bei der Bewerbung um die Olympischen Spiele 2012 in der zweiten
Runde ausschied. Ebenfalls in der Studie vermerkt ist, dass es bereits im Vorfeld Hinweise darauf gab, dass sich Leipzig,
wolle es die Olympiade austragen, von diesem negativ behafteten Stadtteil lossagen müsse.
Bemühungen, Grünau »zu liquidieren«
gab es zur Genüge. So machte Bürgermeister Holger Tschense schon
vor Jahren den Vorschlag, die Wohnkomplexe 7 und 8 komplett abzureißen - entsprechende Verhandlungen über
Entschädigungsgelder habe es mit den beteiligten Wohnungsbaugesellschaften und Wohnungsgenossenschaften schon gegeben, bei
denen auch Einvernehmen signalisiert wurde. Damit, so geht aus den Papieren hervor, wollte die Stadt aber lediglich testen,
wie die betroffenen Einwohner reagieren. Denn einzig der Abbruch des gesamten Stadtteils hätte den gewünschten Erfolg
gebracht. Mit Bedauern stellten die Stadtoberen allerdings fest, dass die Grünauer »zu störrisch«
sind
und sich selbst durch Schulschließungen und andere »Maßnahmen«
nicht einfach aus ihrem Wohnumfeld
vertreiben lassen wollten. Den letzten Versuch, die Grünauer massenhaft aus ihren Häusern zu vertreiben, unternahm die
Stadt Mitte März mit der Bekanntgabe von Abrisshäusern im Amtsblatt, dementierte diese Meldung jedoch aus politischem
Kalkül, um wie bereits erwähnt, keine Wählerstimmen zu verlieren.
Die Stadt hätte daraufhin umdenken müssen, um bundespolitisch nicht unter Druck zu geraten. Denn auch wenn die Meinungen der Grünauer nicht viel zählen und in den etablierten Medien kaum gehört werden, konnte man sich einen stadtinternen Skandal dieser Größenordnung nicht leisten. Der Vorschlag, das Grünauer Problem durch Einschleppen von epidemischen Krankheiten, wie Pest und Cholera zu lösen, wurde aufgrund der Nähe zu anderen Stadtteilen wieder verworfen. Ebenso scheiterten geplante Massenansiedlungen von Bürgern aus den alten Bundesländern.
Somit wurde zum letzten Mittel gegriffen: Der Ausgemeindung. Um den dadurch entstehenden Einwohnerverlust auszugleichen,
stehen Eingemeindungsüberlegungen und schon begonnene Verhandlungen mit den Gemeinden Taucha und Markkleeberg an. Letztere
Stadt habe zudem »einen See zu bieten, der den Kulkwitzer See an Attraktivität bei Weitem übertreffe«
.
Darüber hinaus bieten beide in Frage kommenden Gemeinden ein finanzkräftigeres Klientel an Einwohnern, so wie ein gesundes
Maß an Gewerbetreibenden, welches Grünau seit Langem nicht mehr zu bieten hat.
Um chaotische Zustände nach Vollzug der Ausgemeindung zu verhindern, gibt es bereits einen Interimsgemeinderat, der sich
ausschließlich aus ehemaligen, vor Jahren amtierenden Leipziger Stadtratsmitgliedern zusammensetzt. Des Weiteren werde
derzeit fieberhaft an einer Klageschrift gearbeitet, womit »eine Rückerstattung bereits investierter Mittel durch
die Stadt Leipzig«
gerichtlich durchgesetzt werden kann.
Das Ringen um Grünau geht aber weiter: Schon jetzt gibt es Überlegungen Markranstädts, Grünau anzugliedern, um eine
Bevölkerungszahl von über 70 000 Einwohnern zu erlangen. Das nämlich wäre die Voraussetzung dafür, dass die somit
entstandene Mark Grünau, sich um eine Austragung von Fußball-WM-Spielen
bewerben kann. Die Chancen stehen gut, denn die Gemeinde verfügt schon jetzt über das schönere und besser genutzte
Fußball-Stadion.
Magda, 1.4.2005