Grün-As

Leipziger retteten ihre Stadt

BildDie US-Armee auf dem Vormarsch. Foto: US-Army, 69. Infanteriedivision

Wie alle deutschen Städte, die 1945 ins Vorfeld alliierter Streitkräfte gerieten, wurden diese laut Hitlerbefehl zu Festungen erklärt. Das hieß, sie zu verteidigen »bis auf den letzten Mann« und es galt als Kriegsrecht. Der damalige Leipziger Kampfkommandant, Oberst Hans von Poncet, organisierte fest entschlossen mit den verbliebenen militärischen Kräften, den Volkssturm und der Gestapo, die Verteidigung der Stadt!

Den amerikanischen Einheiten wurde das bekannt und sie standen mit überlegenen Artilleriekräften und Flugzeugen vor den Toren der Stadt - bereit den Widerstand zu brechen. Mutige Leipziger, Männer und Frauen, Widerstandskämpfer und Hitlergegner, wollten die sinnlose Verteidigung vereiteln, um das Leben vieler Bürger zu retten und um eine weitere Zerstörung unserer Stadt zu verhindern. - Sie riefen unter Lebensgefahr, Kriegsrecht und Standgerichte missachtend, die Bevölkerung mittels massenwirksamer Flugblattaktionen in allen Stadtteilen dazu auf:

Bild Panzer in Leipzig. Foto: US-Army, 69. Infanteriedivision

»…mittels allen Mitteln gegen die Weiterführung des Krieges zu kämpfen«,
»…wir wollen Frieden - Freiheit - Brot«,
»…zeigt Friedensbereitschaft - hißt weiße Fahnen«

Es gelang die teils verängstigte Bevölkerung, vor allem viele Frauen zu motivieren, wirksame Aktionen im Stadtgebiet durchzuführen. Sie überzeugten Soldaten und Volkssturmmänner ihre Posten zu verlassen, die Waffen niederzulegen und die Seiten zu wechseln! Sie tauschten Uniformen gegen Zivilkleidung aus. - Leipziger räumten Barrikaden und Sperren beiseite. Eine Anzahl dieser Mutigen bezahlten ihren Einsatz mit dem Leben. Sie wurden noch in letzter Stunde standrechtlich in Lindenthal erschossen.

BildZeichen des Sieges. Foto: US-Army, 69. Infanteriedivision

Das Unerwartete, Unglaubliche geschah! Am 18.April 1945 rückten die ersten Einheiten der 2. und 69. Infanteriedivision ohne größere Kampfhandlungen in Leipzig ein. Weiße Fahnen an allen Häusern kündeten vom Sieg der Vernünftigen und der Befreiung der Stadt vom NS-Regime. Straßennamen wie Gerhard Ellrodt, Bruno Plache, Kurt Kresse und Dr. Gelbke - sowie noch viele lebende Zeitzeugen, erinnern uns an die Helden dieser Tage - vor 60 Jahren.
Joachim Kasten

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