Grün-As

Preis der Leipziger Buchmesse

Übersetzung

Nominierungen für den Preis der Leipziger Buchmesse 2012:

Aus dem Französischen von Caroline Vollmann:
Théophile Gautier »Mademoiselle de Maupin«

Der Künstler d'Albert findet in der als Kavalier verkleideten Rosalinde sein Idealbild der Schönheit. Sie selbst verstrickt sich in eine Welt zwischen den Geschlechterrollen. So erscheint sie als draufgängerisch gefährlicher Duellant und später als schüchterne Jungfrau. Ein Wechselspiel der Identitäten und ein hinreißend frivoler, lässiger Roman.
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Aus dem Ungarischen von Christina Viragh:
Péter Nádas »Parallelgeschichten«

Zwanzig Jahre nach seinem international gefeierten Buch der Erinnerung legt Péter Nádas sein Opus maximum vor. Als die Parallelgeschichten 2005 in Ungarn erschienen, wurden sie als ein »Krieg und Frieden des 21. Jahrhunderts« begrüßt. 1989, im Jahr des Mauerfalls, findet der Student Döhring beim Joggen im Berliner Tiergarten eine Leiche. Mit dieser kriminalistischen Szene beginnt der Roman, eröffnet zugleich aber auch die weitgespannte Suche nach dem düsteren Geheimnis einer Familie. Es ist die Geschichte der Budapester Familie Demén und ihrer Freunde, deren persönliche Schicksale mit der ungarischen und deutschen Vergangenheit verknüpft werden. Die historischen Markierungen sind die ungarische Revolution 1956, die nachrevolutionäre Zeit, der ungarische Nationalfeiertag am 15. März 1961 und, rückblickend, die Deportation der ungarischen Juden 1944/45 und die Vorkriegszeit der dreißiger Jahre in Berlin.
Der Roman entwirft ein Panorama europäischer Geschichte, in einer überwältigenden Fülle von Geschichten, die keine realistische Konstruktion zu einer Story vereinen könnte. Die eine große Metaerzählung des Romans jedoch bilden die Geschichten der Körper, die für Nádas zum Schauplatz der Ereignisse werden. Der männliche und weibliche Körper und seine Sexualität prägen die Lebenswirklichkeit der Personen, sie sind das »glühende Magma«, das »in der Tiefe ihrer Seele oder ihres Geistes ruhende Zündmaterial«, das die Parallelgeschichten zur Explosion bringt. Aufgrund seines analytischen Scharfblicks und der Kraft seiner Personengestaltung stellt die internationale Kritik Péter Nádas neben Proust. Wenn dessen großer Roman am Beginn einer literarischen Moderne steht, dann mag diese in den Parallelgeschichten ihre Vollendung finden.
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Aus dem Französischen von Hans Pleschinski:
»Nie war es herrlicher zu leben - Das geheime Tagebuch des Herzogs von Croÿ 1718-1784«

Herzog Emanuel von Croÿ (1718-1784) stammte aus einer altadligen Familie französisch-deutschen Ursprungs, war Landbesitzer, ranghoher Militär, Beobachter und Chronist seiner Zeit und interessierte sich insbesondere für Literatur, Architektur sowie das Theater. Er war nicht nur ein produktiver Autor von Essays und Pamphleten, sondern auch ein besessener Tagebuchschreiber, von dem tausende Seiten seines Journals seit 1740 überliefert sind. Hans Pleschinski hat das Journal zum ersten Mal in einer Auswahl für das deutsche Publikum übersetzt und herausgegeben: Eine farbige und anschauliche, streckenweise einzigartige Fundgrube, was das politische und gesellschaftliche, private und höfische Leben im 18. Jahrhundert in Frankreich und in Deutschland bis zur Französischen Revolution anbelangt.
Begegnungen mit Voltaire und Benjamin Franklin, den Brüdern Montgolfier, Porträts von Madame de Pompadour bis zu Marie Antoinette, die Hinrichtung eines Attentäters und das Sterben Ludwigs XV. - ein unschätzbares und präzises Dokument einer untergegangenen Welt. »Ich überreichte Mr. Franklin eine Denkschrift zur Verbreitung der französischen Sprache in den Vereinigten Staaten, worüber er vor dem Kongreß zu sprechen zusagte. Er spielte auf seiner Harmonika, die er noch weiter perfektioniert hatte. Er, der Vater der Elektrizität, setzte vor unseren Augen einen starken elektrischen Apparat in Gang. Von Boston zeigte er uns Ansichten auf feinem Papier (...) Das war alles sehr interessant. Sein Land ist wie ein Traum!«
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Aus dem amerikanischen Englisch von Nikolaus Stingl:
William H. Gass: »Der Tunnel«

Der Erzähler von Der Tunnel ist ein distinguierter Herr in den besten Jahren: William Frederick Kohler, Professor an einer Universität im Mittelwesten, sein Forschungsgebiet das Dritte Reich. Soeben hat er sein Magnum Opus vollendet: »Schuld und Unschuld in Hitlers Deutschland«. Was noch fehlt, ist die Einleitung, ein Kinderspiel. Kohler verfasst einen eitlen kleinen Text, fühlt sich aber plötzlich merkwürdig blockiert. Stattdessen beginnt er ein gänzlich anderes Buch, eine gänzlich andere Geschichte: die des Historikers selbst.
Was er nun schreibt, ist das komplette Gegenteil zu seiner sauber argumentierenden, historisch fundierten Geschichte des Dritten Reichs - chaotisch, düster, eine Abrechnung mit sich selbst, voller Lügen, Wutausbrüche und Scharaden. In der Tat ist seine »Einleitung« so intim, dass er fürchtet, seine Frau könnte sie finden, und so versteckt er das Manuskript zwischen den Seiten seines Buchprojekts. Zugleich beginnt er einen Tunnel aus dem Keller seines Hauses in den Garten hinunter zu graben. Dieser Tunnel wird zum Inbild der Abgründe seines Lebens, seiner Gefühle, seiner Vergangenheit, seiner wenigen Lieben und vielen Hassobjekte...
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Aus dem Bulgarischen von Thomas Frahm:
Vladimir Zarev: »Feuerköpfe«

Frühjahr 1946: Bulgarien ist Volksrepublik geworden. Wer mit den Deutschen paktiert und sich nicht rechtzeitig vor dem Einmarsch der Russen in Sicherheit gebracht hat, wird gefoltert. Agitatoren ziehen über die Dörfer und verteilen Broschüren über das neue Leben. Einer davon ist Krum Marijkin. Schwer zu sagen, was zäher ist: seine Muskeln oder sein Wille, die Menschen zum wahren Glauben, dem an den Sozialismus, zu bekehren. Auch sein Cousin, der ehemalige Untergrundkämpfer Weltschev, bekommt eine Karrierechance - doch er ist letztlich nicht skrupellos genug, um sie zu nützen. Im zweiten Band seiner großen Trilogie erzählt Zarev, Schriftsteller aus Bulgarien, von einem System, in dem die Ideologie alles beherrscht, und von der Unmöglichkeit, damit in Würde zu leben.
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