Kümmern hilft!
Bufdi Roland Schirr
Roland Schirr, Mitglied des hier im Stadtteil aktiven Kabaretts »Die Spottvögel«, leistet seit Februar seinen Bundesfreiwilligendienst (»Bufdi«) in einem Grünauer Wohnheim für Menschen mit Behinderungen. Mal wochentags und mal am Wochenende, je nachdem wie er eingeteilt ist, steht er den geistig Behinderten und damit auch deren Betreuern zur Seite. Er begleitet bei Arztbesuchen, Einkäufen oder Spaziergängen. Sehr gern hilft er, die Freizeit zu gestalten, vor allem am Wochenende (denn in der Woche gehen die der 16 Bewohnerinnen und Bewohner der ihm anvertrauten Wohngemeinschaft arbeiten).
»Dann schnapp ich mir drei und geh zum Schönauer Parkfest, zum Völkerschlachtdenkmal, in den Zoo oder ins Clownsmuseum«, sagt Roland Schirr und erzählt, dass seine Kabarettkollegin Waltraud Rometsch einmal im Monat mit ihrer Gitarre zur gemeinsamen Singestunde im Heim erscheint. Das komme richtig gut an. Selbst ein Besuch bei McDonalds oder eine Straßenbahnfahrt, so der Bufdi, ist für manchen Schützling etwas Besonderes. »Die Bewohner sind unwahrscheinlich dankbar, freuen sich über jede positive Abweichung von der Routine.«
Roland Schirr hat ein langes Berufsleben als Patentingenieur und Versicherungsmakler hinter sich. »So viel Freude wie hier hab’ ich aber noch nie erlebt. Man wird umarmt.« Der 61-jährige möchte auch andere für den Bundesfreiwilligendienst motivieren, der könne Orientierung für junge und positiver Ausklang für ältere Berufstätige sein. Von vier bis acht Stunden am Tag sei vieles möglich, Bufdis sind sozialversichert, sie bekommen Taschen- und Verpflegungsgeld.
Die Bewohner der Einrichtung in der Grünauer Allee wiederum sind zwischen 30 und 60 Jahre alt und haben alle ein eigenes Zimmer. Nach der wochentäglichen Arbeit in geschützten Werkstätten treffen sie sich zum gemeinsamen Kaffeetrinken und erledigen später dann kleine Aufgaben zur Förderung ihrer körperlichen und geistigen Fähigkeiten. Stetig werde versucht, sie immer ein bisschen selbständiger zu machen.
Das findet Roland Schirr klasse, denn wenn einem alles abgenommen werde, könne man irgendwann nichts mehr. Und er zieht Parallelen: »Wenn man auf die Betreuung Älterer mehr Wert legen würde, gäbe es weniger Pflegefälle.« Da spricht der Bufdi aus Erfahrung, schließlich hat er über zehn Jahre lang seine Mutter gepflegt und festgestellt: »Kümmern hilft!«
Durch den Dienst im Wohnheim ist Roland Schirr ruhiger geworden. Am liebsten würde er weiter in dieser Richtung arbeiten, Senioren oder Behinderte unterstützen. Auch sein spottvögeliges Bühnenleben sieht er soziale Aufgabe an, als »Demenzvorsorge« nach innen ins Ensemble und nach außen ins Publikum. Mit einem freundlichen Lächeln im Gesicht zieht der Kabarettist und Bundesfreiwillige folgendes Fazit: »Irgendwie sind wir doch alle behindert.«
Bert Hähne