Todesmarsch
»Danke, fast hätten wir's vergessen«
Ein unbekannter Künstler hat uns mit seinem Werk am 7. April daran erinnert, dass wieder mal Zeit für einen Frühjahrsputz ist. Auf seine unverwechselbare Art war es dem Unbekannten ein Bedürfnis, uns vor der Frühjahrsmüdigkeit zu bewahren. Wir haben verstanden!
Unverzüglich haben wir uns seines Kunstwerks angenommen, es für die Nachwelt dokumentiert – und dann ganz schnöde beseitigt. Vielleicht hält der frische Ölfilm in der nächsten Zeit ambitionierte Graffiti-Freaks von weiteren Attacken ab.
Der Standort der Gedenktafel an der Parkallee markiert den Ort eines KZ-Außenlagers: Am 22. August 1944 wurden 500 ungarische Jüdinnen aus dem KZ Stutthof in das Lager bei der ATG Maschinenbau GmbH Leipzig eingeliefert. Bei der ATG wurden die Frauen in 10-Stunden-Schichten in der Rüstungsproduktion eingesetzt.
Im April 1945 kam es zunehmend zu chaotischen Zuständen, da Transporte aus anderen Lagern nach Schönau überstellt wurden. Am 13. April 1945 ließ die SS das Außenlager Leipzig-Schönau auflösen. Die Häftlingsfrauen wurden gezwungen, zu Fuß über Wurzen – Oschatz – Strehla in Richtung Elbe zu marschieren.
Dabei trafen sie auf Häftlinge anderer Leipziger Lager. Nach Berichten Überlebender soll die SS während des Evakuierungsmarsches mehrere Frauen getötet haben, weil die sich etwas Essbares von den Feldern holen wollten oder nicht mehr marschfähig waren. Am 25. April wurden die Frauen bei Strehla von amerikanischen Truppen befreit.
Die Gedenktafel wurde auf Initiative der benachbarten Freien Schule und des Bundes der Antifaschisten Leipzig e. V. im Jahr 2014 in der jetzigen dauerhaften Form installiert und war mehrfach Ausgangspunkt von Märschen zur Erinnerung an die Todesmärsche im Frühjahr 1945 (siehe auch nachstehende Ankündigung).
Todesmarschgedenken am 7. Mai 2017
Der 8. Mai gilt als Tag der Befreiung - ein Grund zum Feiern, aber auch Anlass, der Millionen Opfer von Gewalt und Terror zu gedenken. Der Bund der Antifaschisten (BdA) tut dies bereits zum 18. Mal, in dem er an die Leiden der Insassen von Konzentrations-, Arbeits- und Haftlagern erinnert, die zu Kriegsende auf lange, oft ziellose Märsche durch ganz Deutschland geschickt wurden.
Die sogenannten Todesmärsche kosteten so kurz vor der ersehnten Freiheit noch tausende Menschenleben. Die völlig Entkräfteten starben an Hunger, Durst und Kälte oder durch Schüsse ihrer Bewacher. Der VVN-BdA ruft gemeinsam mit Initiativen aus dem Leipziger Umland zum Gedenken an all jene dazu auf, einen Teil der authentischen Strecke zwischen Bennewitz und Wurzen mitzugehen. Die diesjährige Auftaktveranstaltung findet ab 10.30 Uhr am Denkmal der Deportierten, am Gleis 24 im Leipziger Hauptbahnhof statt.
Gustav Peinel, BdA