Vom Retter zum Begleiter
Herbie e. V. engagiert sich seit 25 Jahren für Familien in Grünau
Als sich Grünau im Oktober vergangenen Jahres von seiner Jubiläumssause erholte, da gab es für einen hier ansässigen Verein noch einmal Grund zu feiern. Der Herbie e.V. blickte auf 25 erfolgreiche Jahre in der Kinder-, Jugend- und Familienbetreuung zurück.
Am 1991 wurde Herbie von seinen drei Gründungsmüttern aus der Taufe gehoben. Der Name erinnert nicht von ungefähr an die Filmfigur des VW Käfer, sondern war ganz bewusst gewählt: Wie dieses ungewöhnliche Gefährt wollte der Verein Retter in der Not und Trostspender für sozial schwache und hilfsbedürftige Kinder, Jugendliche und Familien sein.
Auch der Standort Grünau war ganz und gar kein Zufall. Denn die ersten Kinder, die durch den Verein betreut wurden, kamen aus dem Stadtteil. Ein Domizil war schnell gefunden: die ungenutzte Hälfte eines Kita-Gebäudes in der Weißdornstraße. Dort, ein wenig versteckt inmitten umstehender Wohnblöcke, ist Herbie e.V. noch heute beheimatet, wenngleich er mit über 110 Mitarbeitern mittlerweile in ganz Leipzig aktiv ist.
Yvonne Bendit ist eine von 13 Angestellten, die ihren Arbeitsplatz in der Weißdornstraße haben. Die junge Frau ist zwar erst seit sechs Jahren im Herbie-Team, aber die Anfänge kann sie trotzdem ganz gut
beschreiben: »Der Ursprungsgedanke der Familienhilfe war natürlich der gleiche. Die Umsetzung ist aber mit den heutigen Strukturen nicht zu vergleichen. So kurz nach der Wende, gab es beispielsweise
nur wenig studierte Sozialpädagogen. Damit kamen auch Erzieher, welche eine Zusatzausbildung absolviert hatten, zum Einsatz.«
Schnell professionalisierte sich die Arbeit. Im Laufe der folgenden Jahre musste man sich von innovativen Ideen, wie dem eines Kinderhotels verabschieden. Dafür kamen jede Menge neue Aufgaben hinzu. Neben der klassischen ambulanten Hilfe zur Erziehung, hat der Verein mittlerweile drei Kitas übernommen, unterhält Kooperationen mit neun Tagespflegepersonen und fungiert seit 1994 als Träger des Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) sowie seit 2011 auch für den Bundesfreiwilligendienst (BFD).
Für dessen Koordination ist Sozialpädagoge Andreas Kosubek gemeinsam mit fünf weiteren Kolleginnen und Kollegen des Teams Freiwilligendienste zuständig. »Wir vermitteln 180 Plätze unserer
Kooperationspartner an freiwillige Jugendliche und Erwachsene«
, gibt Kosubek Auskunft. »Zu unserem Angebot gehören unter anderem auch 25 Seminartage zu spannenden Themen wie Umwelt, Politik
oder Gesundheit, die auch hier in der Weißdornstraße durchgeführt werden.«
Da stünden dann schon mal 50 Leute vor der Tür, die von den Anwohnern interessiert beäugt würden, schmunzelt der Sozialarbeiter. Denn, so sind sich Yvonne Bendit und Andreas Kosubek einig, so richtig wissen wohl die wenigsten, was sich hinter der Fassade der ehemaligen Kinderkombi abspielt. Während andere Institutionen im Stadtteil mit Kreativ-Angeboten und Veranstaltungen in ihre Räumlichkeiten einladen, sind die Aktivitäten von Herbie e.V. eher unsichtbar. Einen Einblick in die äußerst umfangreichen Angebote des Trägers bietet die Internetseite des Vereins unter www.herbie-leipzig.de.
Klaudia Naceur