Die Kotsche wird saniert
Wohnungsgenossenschaft KONTAKT gibt Millioneninvestition bekannt
Jörg Keim, Vorstandsvorsitzender der WBG Kontakt, spricht (im Interview auf der nächsten Seite) vom »letzten Schandfleck«, der nun beseitigt werden soll. Gemeint ist damit das Karree An der Kotsche mit insgesamt 246 Wohnungen. 100 davon standen zuletzt leer.
Und wahrlich: Besonders attraktiv schauen die 31 Jahre alten Sechsgeschosser im WK 8 nicht mehr aus – besonders im direkten Vergleich mit der ansonsten beinah ausnahmslos aufgehübschten umliegenden Wohnbebauung. Beinah zehn Jahre hat die Leipziger Genossenschaft darüber gegrübelt, was mit dem Objekt geschehen soll. Rückbau? Teilrückbau? Verkauf?
Nun steht fest: Die Kotsche wird saniert. Und zwar aufwendig und kostenintensiv. 21,5 Millionen Euro möchte das Unternehmen investieren. Geld, welches unter anderem aus dem neu aufgelegten Fördertopf »Sozialer Wohnungsbau« des Freistaats Sachsen kommen soll. Erste Gespräche mit dem Amt für Stadterneuerung und Wohnungsbauförderung (ASW), welches für die kommunale Mittelvergabe zuständig ist, haben bereits stattgefunden.
Bei der Kontakt ist man vorsichtig optimistisch, dass der entsprechende Fördermittelantrag positiv beschieden wird. Damit wäre die Genossenschaft das erste Grünauer Wohnungsunternehmen, welches diesen Finanzierungsweg geht. Gut für Grünau und seine Bewohner. Denn die Förderung durch Mittel »Sozialer Wohnungsbau« sorgt dafür, dass ein gewisser Anteil der Wohnungen auch nach der umfangreichen Sanierungsmaßnahme bezahlbar bleibt und mithin von Transferleistungsempfängern gemietet werden kann.
Wermutstropfen für die jetzigen Bewohner: Alle müssen zunächst ausziehen und sich für die zwei bis drei Jahre währende Bauzeit eine andere Bleibe suchen. Für sie bietet die WBG entsprechende Hilfe bei der Suche nach neuem Wohnraum an. Kontakt-»Umzugsmanager« Fabio Lovece hat eigens dafür ein Büro im Quartier bezogen und ist fortan mit seiner Kollegin Angelika Rolle Ansprechpartner für die Mieter. Einige von ihnen haben bereits den Wunsch geäußert, nach der Sanierung wieder einziehen zu wollen. Sie werden ihr altes Zuhause dann wohl fast nicht wiedererkennen.
Nicht nur, dass dessen Hülle, sprich Fassade, deutlich aufgewertet wird – optisch sowie energetisch. Der Innenhof wird komplett neu gestaltet, Freiflächen mit Spiel-, Sport- und Aufenthaltsmöglichkeiten werden entstehen. Die Baumgruppe zum Hofeingang bleibt jedoch erhalten. Der Clou bei der Außengestaltung: Das halb unter dem Hof versenkte Parkdeck mit Gründach. Es bietet künftig Platz für 40 Fahrzeuge. Wer die Parksituation an der Kotsche kennt, erahnt, welche Verbesserung diese Idee mit sich bringt.
Aber auch in den Häusern wird kräftig Hand angelegt. Bis auf die Eingänge 69-73 erhalten alle Gebäude innenliegende Aufzüge, welche vom Keller bis in die oberste Etage fahren und somit absolute Barrierefreiheit garantieren. Des Weiteren ist geplant, Wohnungen zusammenzulegen, Tageslichtbäder zu schaffen, Balkone zu vergrößern, beziehungsweise neue anzubauen. Giebel- und Durchgangswohnungen sowie ein zusätzliches Staffelgeschoss sorgen zudem für mehr Wohnraum.
Nach Abschluss der Baumaßnahme verfügt das Karree in den Eingängen 43 bis 67 über 132 Wohnungen, von denen die kleinste 47 und die größte 113 Quadratmeter misst. Bis es tatsächlich losgeht, müssen sich die Grünauer aber noch gedulden. Ein Jahr dauert es, bis alle bisherigen Mieter ausgezogen sind. Im Juli 2018 will die Kontakt mit den Arbeiten beginnen.
Klaudia Naceur