Es kann losgehen
Hochhausbau startet noch in diesem Frühjahr: WG Lipsia baut für 12 Millionen Euro an der Brackestraße
Nun ist es mittlerweile schon wieder vier Jahre her, dass die Wohnungsgenossenschaft Lipsia mit einem durchaus überraschenden Vorhaben »um die Ecke kam«. Das Unternehmen gab bekannt, dass es ein Hochhaus plant. Mit 13 Geschossen – zwei mehr als der L-förmige Block aufzuweisen hatte, der erst sieben Jahre zuvor an eben jener Stelle an der Brackestraße abgerissen wurde.
Damals, also 2007, war der Stadtumbau in vollem Gange. Vor allem Elfgeschosser und PH 16 verschwanden von der Grünauer Bildfläche. Damals ist lange her. Die Zeiten haben sich geändert. Als die Lipsia erstmals von ihrem Hochhausneubau sprach, da war der Spaten für die Kulkwitzer See Terrassen ein paar Hundert Meter weiter bereits in die Grünauer Erde gestochen. Neubau war und ist es bis heute zwar immer noch die Ausnahme im hiesigen Stadtteil. Doch reine Fiktion ist er auch nicht mehr.
Ende 2015 bekam das Hochhaus dann ein Gesicht – ein schickes. Die Lipsia konkretisierte mit den Entwürfen des beauftragten Büros »Fuchshuber Architekten« ihre Pläne, visualisierte sie und gab erste Details bekannt – auch wenn es bis zum frühestmöglichen Baubeginn noch zwei Jahren dauern sollte. Im November 2017 war die zehnjährige Schutzfrist, die bei gefördertem Abriss eingehalten werden muss, abgelaufen.
Im Dezember verkündete das Unternehmen, dass die Baugenehmigung erteilt wurde und dass die eineinhalbjährige Verzögerung allerdings für Mehrkosten von über einer Million Euro gesorgt hätten. »Das«, so Vorstand Marco Rosenberger, »ist auf eine allgemeine Preissteigerung innerhalb eines solch langen Zeitraumes zurückzuführen.« Doch der Mehrkosten-Ärger scheint verflogen, denn es kann endlich losgehen.
Und zwar eher als gedacht: Bereits Ende April, respektive Anfang Mai sollen die Bauarbeiten beginnen. Nicht ohne Stolz sagt Dr. Kristina Fleischer, vom Lipsia-Vorstand: »Unsere Investition von 12,2 Millionen wird Grünau einen Schub geben. Wir haben alle Rahmenbedingungen im Stadtteil intensiv auf den Prüfstand gestellt und wollen mit dem Projekt auch eine erneute Signalwirkung für den Standort erzeugen.«
Der Wandel Grünaus spiegelt sich im Konzept des 13-Geschossers wider. Dr. Kristina Fleischer weiter: »Wir bauen für komfortables Wohnen mit modernen Ansprüchen. Das bedeutet: Wohnen und Service wachsen zu einem Produkt zusammen. Wir bieten damit älteren Menschen eine optimale Wohnung, die ihrerseits Service und hohe Funktionalität aus Sicht eines Senioren benötigt. Gleichzeitig erreichen wir jüngere, mobile Menschen, deren berufliche und private Lebenssituation ein hohes Maß an Funktionalität und Service einer Wohnung erfordert.«
In Summe entstehen 60 Ein- bis Dreiraumwohnungen von 30 bis 103 Quadratmeter mit moderner Ausstattung: Parkettfußböden, wertige Sanitärbereiche, Balkon und funktionale Grundrisse setzen Maßstäbe. In den Bereichen Funktion und Service zeigt sich die eigentliche Modernität des Konzeptes. Gemeinschaftsräume mit Loggien bilden auf den Etagen Kommunikationsinseln, die Bedürfnissen kleinerer Haushalte nach sozialem Austausch entgegenkommen.
Ein Servicepaket mit Rezeption, Reinigungsdienst, Essensservice und hauseigener Cafeteria erfüllt die Wohnwünsche mobiler junger, aber auch älterer Menschen. Speziell für ältere Bewohner sind die Wohnungen zudem barrierefrei gestaltet und mit Notrufen ausgerüstet. Einen besonderen Charme bieten zwei 30 Quadratmeter-Dachterrassen für die Mieter im Staffelgeschoss. Das Sockelgeschoss umfasst weitere Räume für zusätzliche Dienstleister.
Eine solche Ausstattung hat natürlich ihren Preis: Zirka zehn Euro Kaltmiete müssen künftige Bewohner berappen. Hinzu kommt eine Service-Pauschale von zwei Euro, etwa für den vorgesehenen Concierge oder den Betrieb des Cafés. Bedenken, dass die Appartements ob des aufgerufenen Mietzinses nicht nachgefragt werden könnten, hat Marco Rosenberger nicht. Im Gegenteil: »Mit Bekanntwerden unserer Hochhaus-Pläne haben sich sofort Leute auf die Liste setzen lassen. Für die 60 Wohnungen gibt es über 100 Interessenten.«
Und diese kämen keinesfalls nur aus Grünau. Viele von ihnen, ja, aber bei weitem nicht alle. Bis zum Einzug müssen sich diese aber noch ein wenig gedulden. Erst am Jahresende 2019 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Parallel laufen Gespräche mit potenziellen Service-Anbietern, die sich perspektivisch vor allem um die Belange der älteren Bewohner kümmern werden. »Das wird jetzt konkret. Wir hatten bereits im Zuge der Planungen Kontakt zu verschiedenen Dienstleistern aufgenommen. Schließlich gehört ein solches Projekt nicht zu unserem Kerngeschäft. Da mussten wir uns schon beratende Hilfe suchen«, gibt Rosenberger zu. So hätte man frühzeitig klären können, welche Voraussetzungen beispielsweise ein Pflegedienst benötigen würde.
Dabei sei es vor allem um die Räumlichkeiten im Erdgeschoss gegangen. Die gut 100 Quadratmeter, die sich zur Miltitzer Allee hin öffnen, werden sowohl Service- Dienstleister, als auch den Lipsia- Club sowie eine Cafeteria beherbergen. Ein besonderes Augenmerk gilt auch der Freiflächengestaltung: Ein Garten mit Freisitzcafé ist geplant. Zur Brackestraße soll das Grün parkähnlich werden. Apropos Park: Park-Plätze sind ebenfalls vorgesehen. Und zwar direkt neben dem 13-Geschosser in östlicher Richtung. Mindestens eine Stellfläche pro Wohnung.
Klaudia Naceur