Fährt Grünolino sein letztes Jahr?
Bürger können sich für Quartiersbus engagieren
Am 19. März wird in Grünau traditionell gefeiert – zumindest seit 2011. Das nämlich war die Geburtsstunde des Grünolino. Seither dreht der kleine Quartiersbus als Linie 66 seine Runden durch den Stadtteil.
Die Idee entstand einst im Club der Nachdenklichen und wurde später durch den Quartiersrat weiterentwickelt. Als dann vor sieben Jahren die S-Bahn-Linie 1 vorübergehend eingestellt wurde, war der Grünolino eine dringend benötigte Alternative, um von A nach B zu gelangen.
Von Beginn an finanzierten lokale Sponsoren das Angebot mit – natürlich nicht zuletzt darum, weil sie zum Teil davon profitierten, dass die Stadtteilbewohner an schlecht angebundene Orte des großen Viertels gelangten. Hinzu kam, dass der Grünolino eine echte Bereicherung des öffentlichen Personennahverkehrs ist und als solche stets gelobt sowie gern als Projekt mit Modellcharakter angepriesen wurde.
Doch seit einiger Zeit stockt der Enthusiasmus der Geldgeber. Die Suche nach Sponsoren wird immer schwieriger. Und das hat seine Gründe. Bereits vor Jahren hatte sich Oberbürgermeister Burkhard Jung zum Grünolino bekannt und wollte sich für dessen Aufnahme in der Nahverkehrsplan der Stadt Leipzig stark machen. Doch der lässt auf sich warten und die Finanziers werden von Jahr zu Jahr vertröstet.
Die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) argumentieren mit einer zu geringen Nachfrage. Fahrgastzahlen von aktuell täglich 300 Nutzern sprechen eine andere Sprache. Wahrscheinlich wären es sogar noch deutlich mehr, würde der 66er wieder im Halbstunden-Takt verkehren.
Derzeit beschäftigt sich die Verwaltung erneut mit dem Nahverkehrsplan. Der Grünolino ist noch immer nicht gelistet, was bedeutet, dass er nach wie vor nicht mit öffentlichen Geldern finanziert wird. Nachdem mit den Johannitern ein wichtiger Sponsor abgesprungen ist, sah es lange Zeit danach aus, als müsste die Linie in diesem Jahr tatsächlich eingestellt werden.
Kurzfristig schlossen die LVB nun die entstandene Finanzlücke und sorgen zusammen mit der WBG Kontakt, WG Unitas, Bärenapotheke, Sparkasse Leipzig, dem Robert-Koch-Klinikum und dem Allee-Center für eine einjährige Weiterfahrt des Quartiersbusses. Sollte es bis dahin nicht zur langfristigen Lösung, sprich der Aufnahme in den Nahverkehrsplan, gekommen sein, dürfte dies das Aus für den Grünolino bedeuten.
Der Quartiersrat will dem entgegenwirken. Aktuell bereitet er eine Unterschriftenaktion vor. Bürgerinnen und Bürger, die sich einbringen möchten, können sich im Stadtteilladen oder beim Quartiersmanagement melden. »Grün-As« bleibt dran.
Klaudia Naceur