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Leipzig Grün-As Stadtteilmagazin

Verzierte Ziegel aus Eythra

Heinz Hiekes Entdeckungen

In der Knauthainer Thomas-Müntzer-Siedlung bewahren Ingeborg und Heinz Hieke einen Schatz auf und zwar einen Schatz der Erinnerung an die Orte Eythra und Bösdorf. Als die der Braunkohle weichen mussten, barg der heute 84-Jährige Hieke Fund stücke von bau- und kulturgeschichtlichem Wert. Wie kam es dazu?

Die seit 1963 in Knauthain ansässige Familie wollte in den 1980er Jahren einen Holzschuppen durch ein Gebäude aus Stein ersetzen, doch Baumaterial war Mangelware. Darum besorgte man sich einen »Ziegelschein«, die Erlaubnis, aus den Braunkohlegebieten Brauchbares heranzuholen. Eythra und Bösdorf waren zu dieser Zeit bereits aufgegeben, die Abrissarbeiten hatten begonnen.

Heinz Hieke, damals Lektor im Leipziger St. Benno Verlag, wühlte in den Trümmerhaufen und brachte mit dem Trabant Stein für Stein nach Hause. Beim Abklopfen des Putzes entdeckte der geschichtlich Interessierte Verzierungen auf vielen Ziegeln – Tulpen, Sonnen und Häuser kamen unter anderem zum Vorschein, ebenso Zahlen, Tierspuren und Handabdrücke.

Der Knauthainer begann diese unerwarteten Überbleibsel aufzubewahren. Und er machte weitere Entdeckungen, mit Brandspuren versehene mächtige Balken aus dem Schloss Eythra transportierte er auf sein Grundstück sowie Fensterstürze aus der Försterei des untergegangenen Ortes. Die Grabplatte eines 1629 verstorbenen Kindes zog er aus den Resten der Kirche, die Darstellung eines Engels wiederum stammt vom Friedhof Bösdorf.

Spätgotische Tür- und Fenstereinfassungen kleiden das kleine Wirtschaftsgebäude, das Heinz Hieke schließlich eigenhändig in seinen Garten mauerte. Platten aus der Eythraer Kirche bilden den Boden, an den Wänden stehen ordentlich aufgereiht in Regalen die verzierten Ziegel, die Grabtafel bekam einen beleuchteten Ehrenplatz.

»Hier halte ich mich gerne auf«, sagt der Mann mit den leuchtenden Augen und setzt sich auf seine Bank. Ehefrau Ingeborg (80) erinnert an Vorträge, die ihr Heinz über die Funde gehalten hat, und an die ebenfalls aus den Braunkohledörfern stammende umfangreiche Scherbensammlung. Die haben die Hiekes mittlerweile dem Landesamt für Archäologie übergeben.

Die verzierten Steine sollen in naher Zukunft in der Ziegelei Julius Erbs, einem Museum der Stadt Pegau, gezeigt werden. In der Knauthainer Angersiedlung gibt es darüber hinaus ein Lapidarium mit Exponaten von Heinz Hieke. Er und seine Frau möchten, dass die Zeugen der Erinnerung erhalten bleiben. Ihre Kinder und Enkel konnten sie dafür begeistern, viele ehemalige Eythraer und Bösdorfer ebenso. Möglich ist, dass diese sich auf ihrem Wiedersehenstreffen am 8. September in der Stadthalle Zwenkau auch über die Hiekesche Sammlung unterhalten werden.

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