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Leipzig Grün-As Stadtteilmagazin

Geldgeschäfte im S-Bahn-Takt

Erste Erfahrungen und Kritik an Fahrbarer Filiale

Es ist Freitagvormittag im Grünauer WK 2. Bei schönstem Sonnenschein wird der kleine Wochenmarkt an der Alten Salzstraße/Grünauer Allee gut frequentiert. Pünktlich wie die nahe S-Bahn fährt um 11 Uhr das rote Sparkassenmobil vor und hält unter der Brücke über die Bahntrasse.

Sofort haben die wartenden Sparkassenkunden eine kleine Schlange gebildet. Der Sparkassenmitarbeiter läuft um das abgestellte Fahrzeug herum, um den Kundenbereich zu öffnen. Bereits beim Vorbeigehen fragt er die Wartenden nach Banküberweisungen und nimmt diese an sich. Dann öffnet sich die Kundentür. Für eine halbe Stunde wird das Sparkassenmobil nun hier vor Ort sein. Wenn die nächste S-Bahn planmäßig am Haltepunkt Grünauer Allee einfährt, ist die Fahrbare Filiale bereits wieder geschlossen.

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Sparkassenmobil

Eine junge Familie aus der nahen Gärtnerstraße ist an diesem Tag erstmals zum Sparkassenmobil gekommen. »Für jüngere Leute geht's«, sagt der Ehemann, »aber für ältere Herrschaften ist es nicht wirklich die Lösung.« Wie beschwerlich der Einstieg in das Sparkassenmobil für eine ältere Dame ist, hat er gerade mit ansehen müssen. Gefragt, ob er den mobilen Service noch einmal nutzen wird, entgegnet er kategorisch: »Nein, auf gar keinen Fall, da gehe ich lieber ins Allee-Center.« – zur dortigen Sparkassenfiliale.

Für den jungen Mann mag dieser Weg ein leichter sein. Für Karin Böttcher, eine Anwohnerin aus dem WK 2, ist das nicht so. Karin Böttcher ist gehbehindert. Sie scheut den für sie langen und beschwerlichen Weg zu Fuß bis zur nächsten Filiale. Doch es gibt Dinge, die sie nur dort erledigen kann: sich einen Kontoauszug auszudrucken beispielsweise. Für diesen Weg muss Karin Böttcher die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen und verweist auf die Kosten für zwei LVB-Kurzstreckentickets, die dann fällig werden. Das ärgert sie: »Schön ist das nicht. Der Service wird immer weniger und wir zahlen an Gebühren immer mehr.« Das Leistungsangebot im roten Bus nennt die Grünauerin »etwas dürftig, das ist nur für Notfälle«. Und dann sind dann noch die Stufen am Bus, die ihr bei Einstieg und Ausstieg zu schaffen machen.

Für die Sparkasse Leipzig ist das Angebot der Fahrbaren Filiale ein »Ergebnis von Standortveränderungen im gesamten Filialnetz«, erläutert Unternehmenssprecher Dr. Frank Steinmeyer. In Grünau habe die Sparkasse die Filiale Alte Salzstraße mit der Filiale Lützner Straße zusammengelegt und werde den SB-Standort Selliner Straße Ende April 2018 schließen. Im Vorfeld habe man die Öffentlichkeit über die geplanten Standortveränderungen informiert und den Dialog gesucht, so Dr. Steinmeyer weiter. Insbesondere mit Blick auf die Belange älterer oder mobilitätseingeschränkter Kundinnen und Kunden habe sich die Sparkasse der Diskussion gestellt und Hinweise aufgenommen. Ein Ergebnis dieser Diskussion sei eben diese »Fahrbare Filiale«, die seit Januar 2018 zweimal pro Woche den Standort Alte Salzstraße bedient.

Ab Mai 2018 soll auch der bisherige SB-Standort Selliner Straße einmal in der Woche in den Fahrplan aufgenommen werden, sagt der Unternehmenssprecher, »Voraussetzung dafür ist ein geeigneter Stellplatz im Umfeld des bisherigen SB-Standortes.« In der Fahrbaren Filiale biete die Sparkasse nach den Worten von Dr. Steinmeyer »personenbediente Serviceleistungen des Giro- und Sparverkehrs an«, also etwa Umbuchungen, Nachträge im Sparbuch und die Entgegennahme von Überweisungen. Auch Bargeldauszahlungen seien möglich. Laut Sparkassensprecher würde der Service vor Ort gut angenommen.

Die 30-minütige Standzeit am Haltepunkt erklärt der Dr. Steinmeyer damit, dass das Sparkassenmobil »eine lokale Ergänzung« zu den Servicezeiten der beiden Grünauer Sparkassenfilialen Allee-Center und Ratzelbogen sowie dem SB-Standort Plovdiver Straße sei.

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