Linker Anlaufpunkt im Herzen Grünaus
Cornelia Falken und Sören Pellmann eröffnen Bürgerbüro
So ganz neu ist der Anblick nicht: »Wahlkreisbüro – Die Linke« leuchtet es schon seit Jahren über einem Teil der Fensterfront in der Stuttgarter Allee. Einst von Dr. Dietmar Pellmann noch für die PDS an exponierter Stelle eröffnet und 2014 von Landtagskollegin Cornelia Falken übernommen, hat sich das Büro längst etabliert, ist zur Anlaufstelle für Bürger geworden, die sich Rat holen, über Politik reden oder einfach nur mal Dampf ablassen möchten.
Für Pellmann junior kam denn nach dem Gewinn seines Direktmandates für den Bundestag im vergangenen Herbst ein Rückzug aus Grünau auch nie in Frage – trotzdem oder gerade weil die Partei hier herbe Stimmverluste hinnehmen musste. Der 41-jährige Neu-Bundespolitiker begriff dies eher noch als Ansporn, die langjährige Bürogemeinschaft mit Cornelia Falken nicht nur einfach fortzusetzen, sondern ihre Präsenz vor Ort deutlich zu verstärken. Inhaltlich. Personell. Räumlich.
Man kann es schon als glückliche Fügung bezeichnen, dass gleich nebenan ein doppelt so großes Ladengeschäft leer stand, welches sofort bezogen werden konnte. Praktisch war dies in mindestens zweierlei Hinsicht: Der Umzug quasi im selben Haus ging nahezu unproblematisch und mit eigener Wo-Men-Power über die Bühne. Und die Grünauer müssen sich nicht großartig umorientieren. Einigen fiel der Wechsel von der Stuttgarter Allee 16 zur 18 überhaupt nicht auf.
Ein Grund mehr, die Büro-Eröffnung gebührend zu feiern und zwar mit dem ganzen Stadtteil. Am 25. Januar ist es dann endlich so weit: Auf dem großen Tisch inmitten des Raums stehen riesige Platten mit belegten Brötchen, neben Sekt und Saft, Cola und Wasser. Zwischendrin tummeln sich viele kleine und größere rote Bären in allen erdenklichen Variationen, beleuchtet, gehäkelt und bemalt – das Wahlkampfmaskottchen von Sören Pellmann – liebevoll arrangiert von seiner Familie. Während die große Hüpfburg in der Fußgängerzone bereits die ersten kleinen Grünauer anlockt, füllt sich gegen Mittag das Büro. Rund 40 Gäste sind der Einladung von Cornelia Falken und Sören Pellmann gefolgt – größtenteils Vertreter lokaler Institutionen, Vereine und Einrichtungen, aber auch der ein- oder andere Vorstandschef aus der hiesigen Wohnungswirtschaft lässt es sich nicht nehmen, seinen Blumengruß direkt an den Mann und die Frau zu bringen.
Als der florale Schmuck verteilt und die Anwesenden allesamt mit einem Glas Sekt versorgt sind, erfahren sie, was die Bürobetreiber künftig in ihren Räumlichkeiten vorhaben. Ein offenes Büro ist das Ziel. Klassische politische Arbeit, wie Bürgersprechstunden und Beratungsangebote, wird es ab sofort genauso geben wie regelmäßige Kinder- und Straßenfeste und kulturelle Veranstaltungen, wie Lesungen, Vorträge, Diskussionsrunden und Ausstellungen. Zur Premiere hat sich die Linke gleich einen lokalen Künstler ins Haus geholt. Der Grünauer Fotograf Harald Kirschner eröffnet gleich im Anschluss seine Ausstellung. Die teilweise erstmalig präsentierten, schwarzweißen Zeug nisse aus den Geburtsjahren des Stadtteils bis hin zum Ende der 80-er, dokumentieren längst vergessen geglaubten Alltag in der einstigen DDR und verrückt anmutende Wendeszenarien.
Derweil manche beim Anblick der Grünau-Ansichten in persönlichen Erinnerungen schwelgen – allen voran Pellmann selbst, der im Stadtteil aufgewachsen ist – Sekt schlürfen, Käsehäppchen naschen, Kontakte knüpfen oder auffrischen, wird es vor dem Fenster immer voller. Kein Wunder. War doch via Briefkastenpost tausendfach für den Nachmittag eingeladen worden. Heliumgefüllte Olafs zappeln in der zugigen Winterluft und der Duft, den die angeworfene Popcornmaschine durch die Straßen des Viertels weht, tun ihr Übriges. Klein vergnügt sich beim Hüpfen, Knabbern, mit Straßenkreide und Luftballons, Groß kommt mit der Politik ins Gespräch. Beim einen werden Wünsche geäußert, beim anderen bleiben keine offen.
Gegen 18 Uhr legt sich der Trubel, die Helfer sind geschafft, die Initiatoren zufrieden, Popcorn, Gas und Häppchen alle. Doch der Feierabend lässt auf sich warten. Zunächst steht noch ein echter Kultur-Leckerbissen auf dem Programm: Mark Daniel und Jürgen Kleindienst sind nicht nur LVZRedakteure, sondern auch Buchautoren und bekennende Wessis. Gemeinsam mit dem Gymnasiallehrer und Hobbykabarettisten Jens-Uwe Jopp sind sie »in die Höhle des Löwen« gekommen, wie sie es augenzwinkernd ausdrücken, und lesen aus ihrem 2015 erschienenen Buch »Schnauze Ossi – zwei Wessis pöbeln zurück«. Dass ihre Zuhörer Humor und eine gehörige Portion Selbstironie besitzen, wird spätestens klar, als sie die Drei selbst nach zwei Zugaben nur ungern verabschieden. Das Honorar wird übrigens einem sozialen Projekt im Stadtteil zu Gute kommen. Auftakt gelungen.
Nächste Bürgersprechstunde von Sören Pellmann am 12. März von 16 bis 18 Uhr.
red